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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Elliot
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andere Pilot rang nach Luft. Aus seiner Brust stieg ein gurgelndes Rasseln. Darrin fuhr mit klopfendem Herzen zu ihm herum und richtete die Waffe auf den Kopf des Mannes. Der Pilot erwiderte seinen Blick. In seinen Augen lag keine Angst.
    »Arschloch«, sagte der Schwerverletzte. Einer von Darrins Mundwinkeln hob sich. Der Mann war halbtot, fand aber immer noch die Kraft, eine dicke Lippe zu riskieren. Er dachte an den Blick des Kerls, als er die Maschine bestiegen hatte. Wie erwartet, hatte ihn der Pilot verächtlich angestarrt und dem Copiloten dann demonstrativ erklärt, wie sehr er die Gefangenentransporte im Auftrag der Bundesregierung hasste. Während der Marshal Darrins Handschellen überprüft hatte, hatte Darrin den Piloten unverschämt angegrinst und dabei seine ebenmäßigen weißen Zähne gezeigt. Dem Mann war vor unterdrückter Wut beinahe der Dampf aus den Ohren gestiegen.
    »Ich bin vielleicht ein Arschloch, aber ich bin ein Arschloch mit zwei brauchbaren Beinen.« Darrin ließ den Blick zu den Beinen des Piloten wandern, die in einem Gewirr von Metall und Drähten verklemmt waren. Die Hände des Mannes waren blutig, und Darrin betrachtete das wüste Chaos aus blutverschmierten Metallteilen. Der Pilot hatte vergebens versucht, seine Beine daraus zu befreien. Die Anspannung fiel von Darrin ab. Er steckte die Waffe zurück ins Holster. Die Haut des Piloten hatte einen interessanten Grauton, und Darrin fragte sich, woher der Mann noch die Kraft nahm, ihn zu beleidigen. Er war dem Tod schon sehr nahe.
    Eine mitfühlende Person hätte den Piloten erlöst.
    Darrin war nicht mitfühlend.
    »Funktioniert das Funkgerät?«
    Der Pilot senkte den Blick. »Nein. Das kannst du mir glauben. Ich habe es immer wieder probiert«, ächzte er.
    »Was ist mit dem Peilsender?«
    »Der ist im Flugzeugheck. Keine Ahnung, ob er ein Signal von sich gibt oder nicht.« Langsam deutete der Pilot auf einenKnopf. Er holte tief Luft. »Ich habe keinen Strom. Der hier würde normalerweise blinken, wenn der Sender aktiv ist.«
    Darrin starrte das kleine, dunkle LED-Lämpchen an.
Wird jemand mich holen kommen oder nicht?
    Er schnappte sich die beiden Reisetaschen der Piloten und schaute sich dann eingehend im Cockpit um. Vielleicht gab es hier etwas, das ihm weiterhalf, bis Retter kamen. Der Copilot trug eine herrlich dicke Jacke im Cowboylook. Sie war aus Wildleder und mit Lammfell gefüttert. Darrin setzte die Taschen ab und schälte auch diesen Mann mühsam aus seiner Jacke. Die Totenstarre setzte bereits ein.
    »Feige Ratte«, zischte der Pilot.
    Mit dem Rücken zu dem Mann schlüpfte Darrin in die Jacke des Copiloten. Seltsamerweise war sie noch ein klein wenig warm vom Körper des Mannes. Ein wirklich gutes Stück. Er drehte sich zu dem sterbenden Piloten um und tat, als würde er die Jacke auf dem Laufsteg vorführen. Kokett schlug Darrin den Kragen hoch und steckte die Hände in die Taschen.
    Wenn Blicke töten könnten, wäre er jetzt ein Steak gewesen. Gut durchgebraten. Er griff mit einer Hand nach den Reisetaschen und salutierte trotz der Schmerzen mit der anderen. »Bis später, Kumpel.«
    Auf dem mühevollen Weg zurück zum anderen Teil des Flugzeugs gelang es ihm nicht, das Lächeln von seinem Gesicht zu bekommen.
    Diese verdammten Medien. Zum Verrücktwerden.
    Sheriff Patrick Collins hatte es gerade noch geschafft, eine Abschrankung anzubringen, bevor die Geier und Hyänen eingefallen waren.
    Übertragungswagen, Kameras, Mikrofone. Wie hatte sich der Flugzeugabsturz so schnell herumgesprochen? Er sah, wie ein paar Reporter sich die Nummernschilder seines Vorauskommandos notierten und fluchte. Er hatte vergessen, die Kennzeichen abzudecken.Die Namen seiner Leute waren zwar kein Staatsgeheimnis, aber sein Team musste in den nächsten Tagen Heroisches leisten, und darauf waren die Medien immer besonders scharf. Als er einen Blick in den dunkelgrauen Himmel warf, platschte ihm ein eisiger Regentropfen ins Auge.
    Wenigstens konnte er in seinem Truck sitzen, während seine Leute sich draußen im Gebirge die Ärsche abfrieren mussten. Und das vermutlich ganz umsonst. Patrick hatte bereits zwei Einsätze geleitet, bei denen nach Bruchlandungen in schwer zugänglichem Gelände nur noch Tote geborgen werden konnten. Eine der Maschinen war in einen See gestürzt. Mit dem Dach nach unten aber ansonsten unbeschädigt. Zwei Tote hatten noch angeschnallt in den Sitzen gesessen.
    Er betete, dass es diesmal besser ausgehen

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