Verflixte Liebe
schüttelte sie sanft. „Sei doch glücklich, Tante. Alice ist die Frau, die euer Sohn von ganzem Herzen liebte. Und sie ist schwanger von ihm. Bald werdet ihr noch ein Enkelkind haben! Das ist doch wunderbar, es ist ein Geschenk des Himmels!“
Maria sah von Raffaele zu Alice, dann wieder zu Raffaele. Unaufhaltsam liefen Tränen über ihr Gesicht. Plötzlich nickte sie. „Ja, du hast recht, mein Junge, es ist ein Geschenk!“ Sie sah ihren Mann an, und ihr Blick ließ erkennen, dass sie auch ihn davon überzeugen würde, ob er nun wollte oder nicht.
Christiane war bereits angezogen. Jeden Moment würde Raffaele kommen und sie abholen. Bei dem Gedanken an ihn spielte ihr Herz verrückt. Jetzt hatte sie sich doch in ihn verliebt! Eine neue sizilianische Liebe, und keine Ahnung, wohin sie das führen würde!
Es klopfte, und Christiane rief: „Herein!“
Doch es war nicht Raffaele, Dr. Elimo, Marias Arzt, stand vor ihr. Er reichte ihr die Hand. „Raffaele Forell hat mir gesagt, dass Sie hier auf Station sind, ich hoffe, es geht Ihnen wieder besser?“
„Danke, ja.“
„Ich habe inzwischen mit Dr. Mahlert in München gesprochen und ihm den Sachverhalt genau erklärt. Er sieht Chancen und ist bereit, sich Signora Forell einmal anzusehen. Es ist noch nicht zu spät, aber sie sollte auch nicht mehr länger warten.“
Christiane strahlte ihn zuversichtlich an. „Bestimmt wird sie unter diesen Umständen mitkommen!“
„Umstände?“
„Ja - angenehme! Sie wird noch einmal Großmutter, und das gibt ihr neuen Lebensmut.“
„Ah, da gratuliere ich, Signora.“
Christiane lachte. „Nein, nicht ich bin die werdende Mutter.“
„Dann kann ich Dr. Mahlert also Bescheid geben?“
„Ja, tun sie es. Übermorgen fliege ich zurück, und wenn möglich nehme ich Signora Forell gleich mit.“
„Na dann“, er reichte ihr die Hand, „kommen Sie gut nach Hause. Und viel Glück, für Ihre Zukunft.“
Christiane lächelte. „Es sieht so aus, als könnte Ihr Wunsch in Erfüllung gehen!“
Kaum war Dr. Elimo gegangen, klopfte es zum zweiten Mal. Diesmal musste es Raffaele sein! „Ja!“ rief sie, drehte sich lachend um und breitete die Arme aus - doch mitten in der Bewegung, wich das Strahlen in ihrem Gesicht äußerstem Erstaunen. „Du?“
„Ja ich. Ich hatte deine Schreie am Telefon gehört und mir schreckliche Sorgen gemacht.“ Daniel ging auf sie zu und zog sie in seine Arme. „Ich hatte solche Angst um dich! Ich wäre schon gestern gekommen, aber dies war der erste freie Flug.“ Er schob sie ein Stück von sich und sah sie forschend an. „Aber du freust dich ja gar nicht.“
„Doch, schon.“ Sie schluckte und rang sich ein Lächeln ab. „Wie kommst du überhaupt hier her? Ich meine, wer hat dir gesagt, dass ich im Krankenhaus bin?“
„Ich fuhr in den Palazzo. Marcello Forell wollte mir keine Auskunft geben, aber als ich ihm sagte, ich sei dein Verlobter, verriet er mir, wo ich dich finden kann.“
„Du hast was gesagt?“ Sie starrte ihn an.
„Was hätte ich tun sollen? Ich bin nach Sizilien gekommen, um dich zu sehen, sollte ich etwa so kurz vor dem Ziel aufgeben?“
„Und sonst? War sonst noch jemand dabei?“
„Milena war mit der Signora spazieren. Ein Mann war noch da, etwa in meinem Alter. Ich glaube, er hieß Raffaele.“
Christiane sank wie erschlagen aufs Bett.
„Er meinte, ich könne dich dann ja gleich in den Palazzo bringen. Eigentlich sollte er dich abholen, aber er hätte ohnehin noch zu tun.“
Christiane schloss die Augen und atmete tief durch.
„Was ist?“ fragte Daniel. „Du bist blass, habe ich etwas Falsches gesagt?“
„Ja, Daniel.“ Sie presste die Lippen zusammen. „Raffaele ist ... ich liebe ihn. Und jetzt glaubt er, du und ich, wir seien ein Paar.“
Daniel schob die Hände in die Taschen und drehte sich abrupt um. „So, du liebst ihn. Das ging aber schnell!“ Es klang bitter.
Christiane stand auf und legte ihren Kopf an seine Schulter. „Daniel, wenn es Liebe ist, reichen oft nur ein paar Augenblicke, und man weiß es. Das mit dir und mir, das war doch nur Freundschaft, da habe ich dir nie etwas vorgemacht.“
Er schob sie von sich. „Nein, das hast du nicht. Ich dachte nur ... ach, ich weiß nicht, was ich dachte! Die Hoffnung stirbt eben immer zuletzt. Es tut mir leid, wenn ich dir jetzt Unannehmlichkeiten bereitet habe, aber ich konnte ja nicht ahnen, dass es hier einen Mann für dich gibt.“
Sie legte eine Hand auf seinen Arm.
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