Verflixte Liebe
„Ich danke dir, dass du mir helfen wolltest. Lass uns Freunde sein.“
„Freunde!“ Er schüttelte den Kopf. „Eine Frau, die man liebt, kann nicht einfach zur Freundin werden.“ Mit zwei Schritten war er an der Tür, riss sie auf und schlug sie hinter sich zu.
Als sie im Taxi saß, rief Christiane Raffaele an. Zuerst versuchte sie es auf dem Handy, dann auf der Festnetznummer, doch er nahm nicht ab. Sie seufzte. Warum musste immer alles so kompliziert sein?
Als sie im Palazzo ankam, saßen Milena, Maria, Marcello und Alice im rosa Salon. Milena stürmte auf sie zu. „Opa hat gesagt, dass Daniel gekommen ist!“
„Ja, ich habe gerade mit ihm gesprochen.“
„Und wo ist er jetzt?“
Ratlos sah sie ihre Tochter an, behauptete dann: „Er wollte sich die Stadt ansehen, er war ja noch nie in Palermo.“ Und zu den Forell sagte sie: „Er ist nicht mein Verlobter. Er hat es nur behauptet, weil Sie ihm nicht verraten wollten, wo ich bin.“ Sie machte auf dem Absatz kehrt und lief nach oben.
Kurz darauf klopfte es. Es war Alice. Sie setzte sich zu Christiane aufs Bett. „Die Forell baten mich in aller Form um einen Vaterschaftstest. Danach wollen sie meinen Sohn offiziell anerkennen und unsere Kinder zu gleichen Teilen als Erben einsetzen. Das Tagebuch wollten sie nicht lesen. Maria sagte, was vorgefallen ist, sei allein die Sache ihres Sohnes. Dann hat sie mich weinend in die Arme geschlossen und mich 'mia filia' genannt. Plötzlich ist alles so einfach.“
„Ja.“ Christiane nickte. „Für dich, aber nicht für mich. Nun hält Raffaele mich endgültig für eine Lügnerin!“
Alice stand auf, nahm das Telefon und stellte es vor Christiane ab. „Ruf ihn an. Kläre das Missverständnis auf.“
„Hab ich schon versucht. Er nimmt nicht ab.“
„Dann versuch es eben noch mal.“
Christiane wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und wählte Raffaeles Nummer. Der Anrufbeantworter war dran. Einen Moment zögerte sie, dann sagte sie: „Raffaele - Daniel ist nicht mein Verlobter. Er hat es nur behauptet, weil ihm Marcello nicht verraten wollte, wo ich bin. Es war eine kleine Notlüge und hat nichts zu bedeuten. Mein Flugzeug geht morgen früh um 6 Uhr 30. Ich liebe dich. Ich würde dich gerne wiedersehen.“ Damit legte sie auf.
Sie hatten Glück gehabt und für Maria einen Flug in der Maschine buchen können, mit der auch Christiane und Milena flogen. Es war eingecheckt, nun verabschiedeten sie sich von Marcello und Alice.
Plötzlich riss sich Milena von Christianes Hand los. „Schau, dort ist ja Daniel!“ Sie lief zu ihm und umarmte ihn. „Fliegst du auch mit uns nach München zurück?“
Er nickte in die Runde. „Ja, Milena, wir haben denselben Flug.“
Christiane stellte ihm Maria und Alice vor, Marcello kannte er ja bereits. „Es wird Zeit!“ sagte sie dann, tapfer bemüht um ein Lächeln. Dass Raffaele nicht gekommen war, versetzte ihr einen Stich, aber sie würde auch diese Enttäuschung irgendwann einmal überwinden. Sie streckte Marcello die Hand entgegen. „Auf Wiedersehen, Signore.“
„Ein Wiedersehen, ja, das wünsche ich mir auch. Es tut mir sehr leid, Signora, ich habe vieles falsch gemacht, das ist mir in den letzten Tagen klar geworden.“
Sie nickte. „Ja, das haben Sie.“ Plötzlich umarmte sie ihn, und für einen Moment hielt sie ihn fest. „Aber einmal muss man sich vergeben.“
Dann umarmte sie Alice. „Wir kommen bald wieder und sehen uns Milenas Bruder an!“
„Darauf freue ich mich schon, und danke für alles!“
„Tja dann!“ Christiane wollte Milena an die Hand nehmen, doch plötzlich war das Kind verschwunden. Ihr Herz machte einen Satz. „Milena!“ rief sie. „Bitte, nicht schon wieder, Milena, wo bist du denn!“
„Hier, Signora. Ihre Tochter ist wohl schwerer zu hüten als ein Sack Flöhe.“
Christiane fuhr herum und sah in zwei dunkle Augen, die sie zärtlich anlachten. „Raffaele!“
Er nahm sie in die Arme und küsste sie. „Sophia hat deine Nachricht auf dem Anrufbeantworter gehört. Ich war bei Mama Tagliarini am Mongibello. Sophia kennt mich, sie weiß wohin ich mich verkrieche, wenn es mir nicht gut geht. Also hat sie dort angerufen.“
„Sophia hat dir meine Nachricht überbracht?“
Er zuckte die Schultern. „Sie ist immer für eine Überraschung gut. Sie lässt dir ausrichten, dass es ihr leid tut.“
Christiane schüttelte den Kopf und lachte. „Was kann sie nur damit meinen?“
Durch den Lautsprecher tönte der Aufruf
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