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Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Titel: Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
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Kinder. An den Wänden hängen Regale, vollgestopft mit bunten Tellern und Tassen. Leuchtdioden an der Decke gaukeln Tageslicht vor und in den Ritzen und Spalten der groben Wände nisten sogar Trällerliebchen-Paare.
    „Wir mögen die alten Gepflogenheiten unserer Vorfahren.“ Benar zieht mich zu den Regalen und drückt mir einen Teller in die Hand. „Hier ist es ganz anders als mit diesem Fortschritt auf den anderen Welten, bei dem du nur eine Maschine bist und nichts anderes tun darfst, als still zu sein und aufzupassen. Hier bekommst du auch Essen und Trinken, selbst wenn du mal nicht arbeitest. Hier darf jeder seinen Geist entfalten, so, wie er will, und wenn du singen willst, dann ist auch das erlaubt. Komm, wir setzen uns da rüber!“
    Ich folge Benar zu einem Tisch, an dem fünf weitere Jugendliche sitzen. Ich kenne sie alle, jeden Einzelnen aus einer anderen Schule. Sie begrüßen Benar und mich sehr herzlich, aber meine Stimmbänder streiken noch immer. An jeden von ihnen versuche ich mich zu erinnern, doch keiner hat mir je etwas zuleide getan. Aber auch nette Feinde sind Feinde – so schnell lasse ich mich nicht um den kleinen Finger wickeln!
    Ich will eigentlich nichts essen, doch als der Duft der geringelten Hörnchen in meine Nase zieht, greife ich doch zu. Nachdem ich das sechste verdrückt habe, grinst Benar schon wieder.
    „Kein Wunder, dass du so viel essen kannst. Du hast ja auch drei Tage und Nächte geschlafen.“
    Ich verschlucke mich an einem Bissen. „Ich hab was?“
    „Mich wundert’s nicht. Wie viele Jahre warst du auf der Erde? Eine ganz schön lange Zeit, wenn man kein Auge zutun kann.“
    „Aber ich versteh nicht, wieso du nicht älter geworden bist! Du müsstest doch inzwischen vierzig Jahre alt sein!“
    „Die Zeit auf der Erde vergeht wesentlich schneller als hier. Ich hab’s auch nicht glauben wollen, aber nach den zwei Jahren sind hier grad mal zwei Monate vergangen. Ist doch toll, oder?“
    Ich nicke und beobachte verstohlen die Menschen um mich herum. Durch eine Tür am anderen Ende der Halle kommt gerade Mali’tora herein, er sieht müde und abgekämpft aus. Auf seinem Weg zum Regal klopft er drei Leuten freundschaftlich auf die Schultern und redet ein paar Worte mit ihnen. Schließlich nimmt er sich Teller und Tasse und setzt sich auf einen freien Platz.
    „Euer Anführer isst mit euch?“, frage ich erstaunt.
    Benar nickt. „Tora? Klar! Wäre ihm auch viel zu langweilig, oben in seinen Arbeitsräumen zu essen. Er hat selten Zeit dazu, aber wenn es klappt, unterhält er sich mit uns, um herauszufinden, an was es uns fehlt. Ah – sieh, da kommt der Älteste unserer Stadt!“
    Der Mann, der durch die Tür kommt, stützt sich auf einen knorrigen Stock. Seine Hand zittert beim Gehen und die Schritte sind mühsam und schleppend. Aber er hat den Kopf aufgerichtet und lächelt. Sein Gesicht ist so runzelig wie die Haut einer Walnuss und ein silbriger dünner Bart fließt von seinem Kinn herab.
    Kaum ist der Alte erschienen, springen schon ein paar Leute auf, um ihn an ihre Seite zu bitten. Aber er winkt ab. Er steuert genau auf unseren Tisch zu und lässt sich nicht davon abhalten.
    „Er wird von allen Großvater genannt – und das findet er auch gut so“, flüstert mir meine ständig grinsende Begleitperson zu.
    Großvater lässt sich mir gegenüber nieder. Er lächelt mir zu und aus seinen Augen sprüht eine Lebendigkeit, die ich einem so alten Mann kaum zugetraut hätte.
    „Benar, du hast mir nicht erzählt, dass du eine Freundin hast!“, sagt er mit brüchiger, aber fröhlicher Stimme.
    Benar wird allen Ernstes rot. Ich sehe es aus den Augenwinkeln und weil mir das so peinlich ist, starre ich auf meinen Teller.
    „Großvater!“, murmelt Benar. „Das kannst du doch nicht so einfach sagen! Sie ist erst seit ein paar Tagen hier und ich will ihr erst mal unsere Gegend zeigen.“
    Jemand bringt dem alten Mann Brot und Butter, er nimmt es dankend an. „Vor ein paar Tagen also …“
    „Sie kommt von der Erde. Das ist Nadine, Großvater.“
    Großvater hebt die Augenbrauen. „Du bist die Auserwählte? Du hast die vielen Jahre auf der Erde verbracht und auf den Trigonischen Kristall aufgepasst?“
    Ich nicke nur. Diese Worte hätten mich unter anderen Umständen vor Stolz drei Zentimeter wachsen lassen, aber jetzt krieche ich da unten irgendwo bei den Brotkrümeln herum. Es muss auch schon bis zu Großvater durchgesickert sein, dass ich die dumme Gans bin, die so

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