Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)

Titel: Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Aretz
Vom Netzwerk:
noch alte Zeitschriften und Bücher, aber auch Terminals zum Abrufen der aktuellen Nachrichten zu finden sind. Ich schaue mir das Programm an, doch weder die Personen noch das, was sie da äußerst langatmig von sich geben, sagen mir etwas über die Welten da draußen. Ich nehme mir vor, öfter hier herumzustöbern. Irgendetwas muss ich finden, um zu erfahren, warum Mali’tora diese zerstören will.
    Benar zeigt mir die Reitställe, zu denen alle Talbewohner Zugang haben. Jeder kann sich ein Pferd ausleihen, wann immer er eines braucht.
    „Habt ihr keine Angst, dass jemand eure Großzügigkeit schamlos ausnutzt und mit ein paar Pferden einfach verschwindet?“
    „Sie werden nicht weit kommen, das kann ich dir versichern. Niemand in diesem Tal würde außerdem so etwas tun. Kannst du reiten?“
    Klar kann ich das! Habe ich doch bei den Tablebrakers direkt nach der Ankunft auf der Erde gelernt. Und ich habe auch einen Kennerblick. Von den etwa zweihundert Pferden suche ich mir einen braunen Hengst aus, den kräftigsten von allen. Ich nehme seinen Kopf in meine Hände und spreche mit ihm – leise, fast singende Worte. Das ist das Geheimnis der großen Pferdezüchter in Amerika. Es kommt nicht darauf an, was man sagt, sondern wie. Ich versuche, das Vertrauen des Hengstes zu gewinnen, und als ich aufsattle, tänzelt er ungeduldig.
    Benar wartet mit seinem Tier vor der Koppel. Ich schnalze mit der Zunge und jage an ihm vorbei.
    „He – Nadine! So warte doch auf mich!“
    Aber Benars Stimme bleibt weit hinter mir zurück. Ich muss zugeben, es macht mir Spaß, ihn zu necken. Ich denke nicht daran, jetzt schon abzuhauen, es gibt noch genug zu sehen und zu lernen, aber ich will ihm zeigen, dass er es mit mir nicht so leicht hat.
    Mit mindestens hundertachtzig Sachen jage ich über stoppelige Felder und lasse Lisan-lihé hinter mir. Erst am See, in dem ich heute Morgen die ersten Sonnenstrahlen sah, mache ich Rast. Einige Minuten später braust Benar an, das Gesicht vor Sorge verzerrt.
    „Nadine … du bist so schnell weg gewesen! Ist alles in Ordnung?“
    Ich lache laut. Als ich Benars verzweifeltes Gesicht sehe, kann ich nicht anders.
    Er lässt sich neben mir ins Gras fallen und sieht mich atemlos an.
    „Du hast ja keine Ahnung, auf was für einem Pferd du gesessen hast!“, keucht er. „Bisher hat nur Tora diesen Hengst geritten – und das auch nur mit viel Mühe! Er hat den Teufel im Leib!“
    Mein Lachen erstirbt. „Es gehört dem obersten Befehlshaber?“

    „Tora ist nicht der oberste Befehlshaber . Er ist einfach nur Tora. Und das Pferd gehört uns allen.“
    „Aha …“
    Es ist mir gar nicht recht, Toras Pferd ausgeliehen zu haben, und das Dumme an meinem Stolz ist, dass ich es jetzt auch nicht mehr reiten kann. Deshalb gehen wir den Weg nach Lisan-lihé zu Fuß zurück. Der Hengst stupst dauernd mit seiner Schnauze an meine Schulter, aber es nützt nichts, ich bleibe hart. Ich will einfach nicht mit dem falschen Friedensbringer sympathisieren. Nur so kann ich ihm zeigen, dass ich gegen ihn bin.
    Der Weg zur Stadt zurück ist jedoch weiter, als ich ihn in Erinnerung habe. Das Nachtmahl im großen Speisesaal hat inzwischen begonnen. Wir erwischen einen Platz bei Benars Freunden, die mich augenzwinkernd anlachen. Wie es scheint, weiß die ganze Stadt bereits, dass ich Toras Pferd geritten habe.
    Das ist dann der erste Grund, einen Schmollmund zu ziehen und eine finstere Miene aufzusetzen.
    Der zweite ist, dass Benar mir mitteilt, dass er mich nach dem Essen ins Zimmer bringen würde, weil er die Schularbeiten noch nachholen müsse. Ich bin jedoch überhaupt nicht müde und sehe nicht ein, die Zeit allein in meinem Zimmer totzuschlagen. Und zum Dritten und ebenso überflüssig fragt Kar’jira, Benars bester Freund, ob ich denn nun eine Gefangene sei oder nicht.
    „Hm …“, brummt Benar. „Sie darf noch nicht allein herumlaufen.“
    Mehr sagt er dazu nicht und die anderen seufzen. Bei mir staut sich jedenfalls eine dunkle Wolke in meinem Kopf an, die schon bald aus meinen Ohren und Nasenlöchern quellen will. Wahrscheinlich wäre ich in einem feuchten Kerkerloch glücklicher gewesen …
    Und dann kommt der vierte Grund, der mich total aus der Fassung bringt.
    „Nadine!“ Mali’tora baut sich groß und breit hinter mir auf. Ich zucke zusammen, als ich seine tiefe Stimme höre. Sie klingt hart und bestimmend. „Du wirst morgen früh um sechs Uhr bei der Ratssitzung dabei sein! Sei pünktlich!“
    Und

Weitere Kostenlose Bücher