Verflixtes Wolfsgeheul (Verflixte Bücher) (German Edition)
verhandeln, und erwarte Ihre geschätzte Meinung. Mit Hochachtung … Den Rest kennst du. Die Daten sollten spätestens morgen Hatar’ali erreichen. Auf Umwegen natürlich.“
Meine Lauscher sind gespitzt, als ich den Namen meines Vaters höre. Ob er ahnt, dass ich die Tochter bin? Natürlich weiß er es …
Der Schreiber nickt, packt seinen Antiquitäten-Lappi ein und verschwindet. Ich schaue vermutlich immer noch so dumm wie eine zermatschte Fliege, jedenfalls fühle ich mich so. Doch eines habe ich inzwischen kapiert: Ich stehe keinem unwichtigen Gefängniswärter gegenüber, sondern dem berühmten Befehlshaber der Schwarzen Seite. Mali’toras Name ist schon lange vor dem Aufstand in aller Munde gewesen, er hat sich zum Anführer der so genannten „Friedensbewegung“ gemacht. Später hat man ihn den „Führer der Schwarzen Seite“ getauft, als er die Python-Kämpfer bei sich aufgenommen hat. Er ist der Mann, den meine Eltern fürchten, der den Präsidenten von seinem Platz drängen will – und der natürlich für den Tod vieler Menschen verantwortlich ist.
Und den habe ich geduzt?!
Hierzu muss ich dir noch erklären, dass bei uns die Umgangsformen recht einfach sind: Du darfst jeden mit Du anquatschen, vor allem, wenn er dir seinen Spitznamen genannt hat. Nur die obersten Regierungschefs werden gesiezt und mit vollem Namen betitelt!
„Du siehst erschöpft aus.“ Mali’tora betrachtet mich. „Bevor du dich in deinem Zimmer ausruhst, leg den Friedenskristall auf den Tisch. Du wirst ihn nicht mehr brauchen.“
Die Müdigkeit ist sofort aus meinem Gesicht gewischt. „Nee!“, brumme ich in einem astreinen Berliner Dialekt.
Jetzt kannst du mich für klug halten oder vielleicht auch nur für durchgeknallt(6), aber so einfach will ich den Kristall dann doch nicht hergeben – selbst wenn es nur eine Fälschung ist. Außerdem weiß ich, dass ich aus der Höhle des Löwen nicht fliehen kann, und ich will mich nicht einfach so ergeben. Ich kann es nicht, 37 Jahre lassen sich nicht so einfach fortwischen.
„Nein?“, fragt er und lächelte auch noch dabei.
Ich muss gestehen, er kommt mir immer weniger wie ein Befehlshaber vor, sondern eher wie ein Geschichtenerzähler für kleine Kinder. Um seine Augen liegen Lachfalten, sein Mund verrät milde Züge und sein wuscheliges Haar sieht aus wie das eines Clowns.
Alles nur Maskerade, stelle ich beunruhigt fest.
„Nee!“, antworte ich wieder und knalle das Wasserglas auf den Tisch. „Der Trigonische Kristall ist mein Freund! Wir haben uns aneinander gebunden und deshalb ist er für Sie nutzlos, Mali’tora!“
Der oberste Befehlshaber der Schwarzen Seite sieht mich amüsiert an. „Tora“, sagt er nur.
Ich schüttle den Kopf. „Was – Tora ?“
„So nennen mich meine Freunde.“
„Ich zähle wohl kaum zu Ihren Freunden!“, knurre ich.
Wie gut, dass ich das oft genug von Rido gehört habe, dieses Knurren. Er kann stolz auf mich sein.
„Na ja, wenn du an den Kristall gebunden bist, dann wirst du hier wohl eine sehr lange Zeit verbringen müssen“, sagt er lächelnd.
Das habe ich nun davon! Versuch mal, einem Elefanten zu erklären, dass er keine Angst vor einer Maus zu haben braucht – es geht immer schief!
Ich denke gerade darüber nach, wer von uns beiden jetzt hier die Maus und wer der Elefant ist, da quatscht Rido mitten in meine Gedanken hinein:
„Ihre Aussage ist irrelevant! Nar’dhina aus Labaido, Tochter von Hatar’ali und Salei’halas, hat keinen Einfluss mehr auf den Kristall. Auf der Erde hat sie nur herumgespielt. Sie ist ein dummes Kind und weiß nichts über die Machtverhältnisse der Sieben-Welten!“
Ich ramme dem Wolf meinen Ellbogen in den Bauch, so wütend bin ich auf ihn, doch er nimmt es hin, als hätte sich nur eine Fliege auf seine Brust gesetzt.(7)
„Du weißt nichts von dem Krieg, der hier herrscht?“, fragt Mali’tora forschend. „Dann solltest du erst einmal Studien darüber betreiben. Wolf, du wirst sie begleiten und ihr unser Land zeigen!“
„Sie ist ein destruktives Kind!“, unterbricht Rido ihn allen Ernstes. Er sagt das auf diese lässige Art, für die er sicher tausend Jahre geübt hat, und ich schnappe nach Luft auf die doofe Art, für die es keines Trainings bedarf. „Ihre Zunge spuckt Gift! Sie verweigert mir das Gehör!“
„Was bist du nur für ein Ekel, Rido!“, schreie ich. Da habe ich gedacht, er wolle mich beschützen und zu mir halten, doch jetzt scheint er froh zu sein, von
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