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Verflucht himmlisch

Verflucht himmlisch

Titel: Verflucht himmlisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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funktionierte.
    Schlafen konnte ich in dieser Nacht nicht. Ich wusste, dass ich schlafen musste, um fit zu sein, und versuchte, still dazuliegen und die Augen geschlossen zu halten, um mich wenigstens ausruhen zu können. Doch ich blieb glockenhellwach. Deshalb bemerkte ich es sofort, als sich plötzlich das Zimmer erhellte. Ja, es drang ein flackernder Schimmer durch meine Lider, der sich langsam hin und her bewegte und dann verharrte.
    War das etwa …? Nein, Leander leuchtete nicht mehr, wenn er in meine Nähe kam – es sei denn, er schlief. In diesem Zimmer hatte er einen Körper. Er hatte doch noch einen Körper … oder war der Fluch aufgehoben worden? Aber warum nahm ich ihn dann wahr?
    Ich rührte mich nicht. Stocksteif lag ich da und überlegte, was ich machen sollte. Wenn dieses Flimmern nicht von Leander stammte – und ich hoffte, dass es so war, denn falls er zurückgekehrt war, um mich am Treffen mit David zu hindern, würde ich auf der Stelle den Verstand verlieren –, sollte ich vielleicht besser so tun, als würde ich es nicht sehen.
    Seufzend drehte ich mich zur Seite, schnaufte tief aus und ließ meinen Atem ruhiger werden. Ich beherrschte es perfekt, festen Schlaf vorzutäuschen, denn das hatte ich früher oft genug bei meinen Eltern getan, und zwar sehr erfolgreich. Während meiner Drehung hatte ich den Deckenzipfel so platziert, dass meine Augen in seinem Schatten lagen. Ganz langsam hob ich meine Lider – nur einen Millimeter; gerade so viel, dass ich etwas sehen konnte.
    Nein, das war nicht Leander. Es war ein erwachsener Mann, so durchsichtig wie Leander in den ersten Tagen, aber er schimmerte nicht blau, sondern in einem langweiligen, öden Staubgrau. Steif saß er mit übereinandergeschlagenen Beinen auf meinem Schreibtischstuhl und sah sich in meinem Zimmer um. Er trug einen Anzug, Hemd, Krawatte und frisch geputzte Halbschuhe. Seine Haare waren in einer kurzen Seitenscheiteltolle zurückgekämmt und sein Gesicht mit den leicht hängenden Augenwinkeln und dem Hundeblick kam mir bekannt vor. Ja, ich war mir sicher, dass ich es schon mal gesehen hatte – aber wo nur? Woher kannte ich ihn?
    Jetzt lenkte er seinen Blick auf mich. In Zeitlupe ließ ich meine Lider sinken und atmete ruhig und entspannt ein und aus. Das Flimmern bewegte sich zum Fenster, stieg in die Höhe und verschwand. Er war weg.
    Ich wartete noch ein paar Minuten ab, bis ich aufstand und mich ins Wohnzimmer schlich. Denn mir war wieder in den Sinn gekommen, wo ich den Mann gesehen hatte. In Papas Lieblingsbuch, einem Fotoband über prominente Mord- und Todesopfer. Schon auf den ersten Seiten wurde ich fündig.
    »Hab ich dich«, raunte ich und trat ans Fenster, um im Licht der Straßenlampe den Namen unter dem Foto entziffern zu können.
    »John F. Kennedy, amerikanischer Präsident von 1961 bis 1963. Kennedy starb 1963 durch ein Attentat, dessen Hintergründe bis heute umstritten sind.«
    Was um Himmels willen hatte das denn jetzt zu bedeuten? War ich neuerdings ein beliebter Anziehungspunkt für nichtmenschliche Wesen? Warum besuchte mich Kennedys Geist?
    Oder hatte ich das alles nur geträumt? Bevor meine Füße kalt werden konnten und ich einen Rückfall riskierte, huschte ich zurück in mein Bett, wickelte mich fest ein und ging im Kopf bis zum Morgengrauen immer wieder meine Parkour-Styles durch. Erst als es hell wurde, schlief ich ein.

Geklaute Zeit
    Nachts hatte es geregnet, doch am Morgen senkte sich Nebel über die Stadt. Am Nachmittag vertrieb endlich ein leichter Wind die tief hängenden Dunstschwaden. Der Boden war noch feucht, aber die matte Dezembersonne wärmte meinen Rücken und ich fühlte mich wohl in meiner Haut, als ich mich dem alten Hafen näherte. Ich war extra zwei S-Bahn-Stationen früher ausgestiegen, um den Weg zum Rheinufer laufend zurücklegen zu können. Ich musste eine Weile nachdenken, bis ich mich wieder daran erinnerte, welche Abzweigungen ich nehmen musste. Doch dann tauchte das Abbruchgebäude vor mir auf. Sofort sah ich drei Gestalten, die unruhig auf und ab tigerten. Die Jungs waren schon da.
    Ich versteckte mich hinter einer Mauer und dehnte meine Beine, Arme und meinen Rücken. Ich wollte erst zu ihnen stoßen, wenn David erschienen war. Es sollte ein Überraschungsangriff werden. Vor David würden sie mich kaum in die Wüste schicken. Das würde er nicht akzeptieren. Sie mussten mir meinen Run gewähren, ob es ihnen passte oder nicht.
    Ich checkte das Gebäude ab – okay,

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