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Verflucht himmlisch

Verflucht himmlisch

Titel: Verflucht himmlisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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merkte sofort, dass ich mich gut genug aufgewärmt hatte. Meine Muskeln und Gelenke gehorchten mir; sie machten genau das, was ich wollte. Ich peilte die Hauswand an, sprang auf das erste Sims und nutzte meinen Schwung, um mich über Kopf seitwärts zur Feuerleiter zu ziehen. Zwei Schritte übers Geländer, dann in die Knie, Schwung, rüber zum Fenster.
    Bisher lief alles wie am Schnürchen. Doch jetzt wurde es brenzlig: Ich musste mich von einem Fenster zum nächsthöheren katapultieren und ich wusste nicht, ob mein Schwung ausreichen würde. Von hundert Versuchen waren mir bei solchen Aktionen bisher höchstens fünfzig gelungen. Ich konnte es, aber es gelang nicht immer …
    Mit den Händen packte ich die steinerne Fensterbank. Etwas Scharfes schnitt in meine Finger. Scherben! Die Fensterbank war voller Glasscherben … Ich schluckte den Schrecken hinunter. Der Schmerz würde sowieso auf sich warten lassen. Doch die Schocksekunde hatte mich Schwung gekostet. Mein Körper schien auf einmal fünf Kilo schwerer zu sein als gerade eben noch. Ich wollte mich mit einem halben Salto rückwärts durch das Fenster ins Gebäude wuchten, um sogleich aufs Fenster gegenüber zustürmen zu können, doch jetzt fühlte es sich fast so an, als würde ich zurückfallen und in der nächsten Sekunde wie ein doofer Plüschweihnachtsmann am Fenstersims baumeln. Und wenn man erst mal baumelte, war auch der schönste Run ruiniert – ob man weitermachte oder nicht. Baumeln gehörte definitiv nicht zum Parkour.
    Doch plötzlich war der Schwung wieder da. Irgendetwas wirbelte mich um meine Mitte, wie ein kleiner, hilfreicher Sturm, und ich landete sicher innerhalb des Hauses auf meinen Füßen. Ich blieb nicht eine Sekunde stehen, sondern nutzte die Energie, um mich nach vorne zu stürzen, ohne den Boden aus meinen Augen zu lassen. Ich kannte den Boden dieses Hauses nicht und ich musste darauf achten, nicht zu stolpern wie beim letzten Mal – wer weiß, vielleicht standen auch hier vergessene Farbeimer herum …
    »Autsch!«, jaulte ich und schlug automatisch die Hände vors Gesicht. Ich war mit der Nase gegen etwas Hartes, Festes geprallt. Etwas Festes, das sich menschlich anfühlte. Da war jemand. Ich war nicht allein. Das war keine Mauer gewesen oder ein Schrank. Ich hatte vorher gesehen, dass der Raum leer war. Nein, es musste ein Mensch gewesen sein, der sich aus dem Nichts vor mich geschoben hatte … Hatte etwa irgendjemand die Polizei informiert?
    Ganz langsam schob ich meinen Zeigefinger und meinen Ringfinger auseinander, um durch die Lücke spitzen zu können, und blickte direkt in ein leuchtend blaues Auge. Ein Huskyauge. Schneeblau.
    Keuchend ließ ich meine Arme fallen.
    »Nein«, wisperte ich. »Nein …. nein, bitte nicht. Leander, nein, mach mir nicht wieder alles kaputt!«
    Aber es war zu spät. Draußen lief die Kamera, ich war längst noch nicht auf dem Dach. Mein Run war hoffnungslos ruiniert. Das war kein Run mehr, das war ein Schleich. Wutschnaubend blickte ich mich um. Ich musste mich irgendwo verstecken und warten, bis die Jungs wieder verschwunden waren. Doch irgendetwas war anders. Die Taube, die vorhin noch in der Ecke vor sich hin gegurrt hatte, saß starr und steif auf dem Boden. Auch das Tuckern der Rheinfrachter war verstummt. Es war entsetzlich still geworden, so still, dass ich den Puls durch meinen Körper jagen hörte.
    Leander griff sanft nach meinen Händen und hielt sie fest. Mir fiel auf, dass er stärker schimmerte als vorher. Das Blau warf flirrende Schatten auf die feuchten Wände.
    »Hör mir jetzt gut zu, Luzie. Okay? Bitte. Nimm das andere Fenster, das linke. Beim Fenster direkt gegenüber ist das Sims brüchig und die Feuerleiter durchgerostet. Sie könnte sich lösen. Die Feuerleiter links ist noch in Ordnung. Von ihr aus kannst du aufs Dach klettern. Auf dem Dach musst du schräg nach rechts rennen. Pass auf, eine Dachplatte ist ein wenig schief und wackelt, sie wird nachgeben, wenn du sie passierst. Und am Rand des Daches hat sich durch den vielen Regen Moos gebildet, diese Stelle ist glatt wie Eis. Du musst sie überspringen. Der Rest ist relativ einfach. Von einer Feuerleiter auf die andere. Das kannst du. Schau nicht nach unten, es sieht verdammt hoch aus. Konzentriere dich nur auf die Geländer. Sie sind trocken, ich hab sie abgewischt.«
    Er ließ meine Hände los.
    »Aber das hat doch alles keinen Sinn mehr!«, rief ich. »Die denken, ich mach hier ein gemütliches Päuschen oder hab

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