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Verflucht himmlisch

Verflucht himmlisch

Titel: Verflucht himmlisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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herzhaft. »Ich bin fix und fertig. Ich muss duschen, essen und schlafen. Habt ihr Fleischklößchen im Kühlschrank?«
    Wir hatten Fleischklöße, und Mama und Papa waren im Keller beschäftigt. Leander und ich saßen zusammen in der Küche, ächzten und stöhnten vor uns hin, wenn wir uns bewegten, aßen kalte Fleischklößchen mit Ketchup und schwiegen friedlich. Nachdem Leander geduscht, seine Unterhose ausgewaschen und mit dem Föhn getrocknet und ich mit dem Gesicht zur Wand nebendran gesessen hatte, jagte ich ihn in mein Zimmer und stellte mich selbst unter die Dusche. Oh, das tat gut! Alles tat gut heute.
    Ich war so glücklich, dass ich sogar Leander ertragen konnte.

Wärmeflasche
    »Ich muss dir noch was erzählen«, sagte ich, obwohl Leander sich schon neben mir in den Teppich eingerollt und die Augen geschlossen hatte.
    »Hmpf«, brummte er.
    »Da war so ein komischer Geist bei mir im Zimmer.«
    »Wunschdenken, was? Hast mich vermisst. Hehe.«
    »Blödsinn!«, erwiderte ich heftig. »Das ist wirklich passiert. Glaube ich jedenfalls. Es war der Geist von Kennedy, diesem amerikanischen Präsidenten. Er hat grau geschillert und …«
    »Was?« Leander fuhr hoch und schleuderte den Teppich weg. »Kennedy? Bist du dir sicher?«
    »Ja. Er hat sich in meinem Zimmer umgesehen, dann hat er mich angeschaut und ist nach ein paar Minuten durchs geschlossene Fenster davongesaust.«
    »Und du? Was hast du gemacht?«, fragte Leander.
    »Gar nix. Ich hab so getan, als würde ich schlafen.«
    »Gott sei Dank. Endlich machst du mal was richtig. Oje. Oje, oje, oje. Luzie – das war kein Geist. Das war mein Vater.«
    »Wie bitte? Dein Vater sieht aus wie Kennedy? Aber er gehört doch zu Sky Patrol – er darf doch keinen Körper haben. Ist er jetzt etwa auch vom Fluch befallen?«
    »Na jaaaa … also das mit den Körpern … wir wissen natürlich alle, was für eine jämmerliche Fehlkonstruktion so ein menschlicher Körper ist. Da funktioniert ja nichts richtig und ständig geht was kaputt. Aber wenn man ununterbrochen mit Körpern zu tun hat und sie bewachen und beobachten und studieren muss, fragt man sich irgendwann automatisch, was man selbst wohl gerne für einen Körper und für ein Aussehen hätte, sofern man sich das aussuchen könnte … und was wir uns vorstellen, können wir sehen …«
    Ich fing an zu lachen.
    »Du willst mir also sagen, dass ihr euch alle Körper wünscht, obwohl ihr sie verachtet? Mann, seid ihr krank …«
    »Nicht alle. Beileibe nicht alle. Aber viele. Und du brauchst gar nicht so blöd zu lachen. Es ist ein Spiel. Imagination, mehr nicht. Ich verstehe nur nicht, wieso du Vater sehen kannst.« Leander fuhr sich ratlos durch die Haare. »Muss irgendeine Rückkopplung des Fluchs sein. Ich sag ja, da ist was schiefgelaufen.«
    »Liegt wohl in der Familie«, erwiderte ich trocken. »Und warum wünscht er sich, ausgerechnet wie Kennedy auszusehen?«
    »Jaaaa … ist so ein altes Familientrauma. Mein Großonkel väterlicherseits gehörte zu Kennedys Sky Patrol, und irgendwie hat Vater so einen Kennedy-Spleen, seitdem er erfahren hat, dass seine Kameraden versagt haben, und würde gerne aussehen wie er. Damit ist Kennedy doch noch irgendwie da. Ist nicht ganz untypisch für unsere Truppe. – Aber die anderen Körperwächter kannst du nicht sehen, oder? Die deiner Klassenkameraden und Serdans und Billys?«
    »Nein. Kein bisschen.«
    Leander schüttelte zweifelnd den Kopf, richtete sich auf und lehnte sich an die Heizung. Ich genoss das Geräusch seiner Westenschnalle, die am Metall entlangschrammte. Ich hatte es so lange nicht mehr gehört. Minutenlang sagte er kein Wort und ich konnte ihm ansehen, dass er sich den Kopf zermarterte.
    »Egal«, sagte er schließlich leise. »Vor Silvester wird wahrscheinlich sowieso nichts geschehen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Nichts. Ist egal. Schlaf jetzt. Das war ein langer Tag.«
    »Du hast mir nix zu befehlen«, murrte ich mit schwerer Zunge und löschte das Licht. Er hatte ja recht. Ich war müde. Ich wäre zwar gerne noch wach geblieben, um an meinen Run und David und vor allem an Seppos blödes Gesicht zu denken, doch ich konnte nicht mehr.
    Leander wälzte sich neben mir ächzend hin und her und fuchtelte so sehr mit dem Teppich herum, dass mir regelrechte Windstöße übers Gesicht fuhren. Windstöße mit Duschgelgeruch. Jetzt würde ich mein Taschengeld in Männerduschgel investieren müssen, damit Leanders Verbrauch nicht auffiel. Denn Leander

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