Verfluchter Bastard!
Begeisterung über ihren Plan, brachte ihre Wangen und Augen regelrecht zum Glühen.
„ Das klingt ja fast so, als ob Ihr mit Cathy McKinley schon handelseinig wärt, Mutter?“
Bei dem betretenen Schweigen, das seiner ironischen Frage folgte, zog Lorn ein weiteres Mal fragend die Augenbrauen nach oben.
„ Wie? Heißt das etwa, das hinterhältige Streitross weiß noch gar nichts von ihrem bevorstehenden Eheglück mit mir?“
Als er das betretene Gesicht seiner Mutter sah, wurde Lorns Grinsen noch breiter. Die Situation wird ja immer abstruser, dachte er.
„ Nun, angetragen wurde es ihr schon ...“, meldete sich Camilla das erste Mal zu Wort, verstummte aber sofort wieder, als sie den warnenden Blick ihrer Schwiegermutter sah.
„ So?“ Interessiert pendelte Lorns Blick zwischen seiner Mutter und seiner Schwägerin hin und her. „Aber?“
Beide Frauen schwiegen nach wie vor betreten.
„ Oh, ich verstehe.“ Lorn gab sich keinerlei Mühe mehr, sein Lachen zu verkneifen.
„ Mir scheint, die McKinley-Jungfer ist von Euren Heiratsplänen ebensowenig angetan wie ich. Stimmt's, Mutter?“
Lorns braungebranntes Gesicht verzog sich zu einem siegessicheren Grinsen, wobei er wieder seine zwei prächtigen und strahlendweißen Zahnreihen entblößte.
„ Na, dann ist ja alles in bester Ordnung!“ Belustigt rieb er sich mit beiden Händen über die muskulösen Schenkel, bevor er sich wie eine Raubkatze geschmeidig aus dem Sessel erhob und sich anschickte, den Raum zu verlassen.
„ Gar nichts ist in Ordnung. Setz dich sofort wieder hin, Lorn Blackwell.“ Die Stimme seiner Mutter hatte einen scharfen Beiton und duldete keinen Widerspruch.
Lorn zögerte kurz, ließ sich dann aber mit einem gutmütigen Seufzer in seinen Sessel zurückfallen.
„ Was noch, Mutter?“
„ Ich sage es am besten kurz und direkt: wir sind pleite, Lorn! Wir haben nichts mehr, um die vielen hungrigen Mäuler in und um Blackwell Castle zu stopfen. Viele Familien sind kurz vor dem Verhungern oder müssen auswandern, weil unser winziges Land sie nicht mehr ernährt. Unsere kargen Vorräte reichen gerade noch für diesen Winter. Danach brauchen wir Cathy McKinleys Geld. Unbedingt. Es mangelt uns an allem: Kleidung, Nahrung, Vieh, Saatgut. Vor allem brauchen wir das Geld der McKinley aber, um eine ...“ Margarete hielt inne.
„ Um eine …?“ Lorn hatte aufmerksam den Worten seiner Mutter gelauscht. Stirnrunzelnd sah er sie an.
„ ... um eine mautpflichtige Abkürzung durch Flander Moss zu bauen.“
So, jetzt ist es raus . Margarete Blackwell atmete erleichtert auf. Endlich hatte sie ihren verrückten Plan ausgesprochen.
Für einen Moment herrschte eine unangenehme Stille in der großen Bibliothek von Blackwell Castle.
„ Ihr wollt was?“ Lorn machte keinerlei Hehl daraus, für wie absurd er das Vorhaben seiner Mutter hielt.
„ Eine Mautstrecke durch Flander Moss bauen“, wiederholte Margarete mit ruhiger, besonnener Stimme. „ Das einzig größere Landstück, das uns Blackwells noch gehört, ist dieses verdammte Hochmoor. Von dem bisschen Torfabbau können wir jedoch nicht leben. Aber auf unserem Land liegt die schmalste Stelle des Hochmoors. Wenn wir an dieser Stelle befestigte Stege durch das Moor bauen, die stark genug sind, um den Postkutschen- und Warenverkehr zu tragen, dann hätten wir eine Geldquelle, die nicht versiegen würde. Die Abkürzung durch das Moor erspart Reisenden und Fuhrunternehmen zwei strapaziöse und teure Tagesreisen. Die Mautgebühr wird unsere leeren Kassen füllen und Blackwell Castle wieder Glanz und Ruhm verschaffen.“
Fasziniert schaute Lorn zu, wie die Augen seiner Mutter bei jedem Wort mehr und mehr zu glänzen begannen.
„ Dieses Vorhaben ist absoluter Wahnsinn, Mutter. Die Baukosten wären exorbitant, ganz abgesehen davon, dass das Vorhaben vermutlich undurchführbar ist.“ Lorn machte eine kleine Pause um seine Worte wirken zu lassen. Doch der Gesichtsausdruck seiner Mutter sagte ihm klar, dass sie nichts und niemand von ihrem Vorhaben abbringen konnte.
„ Nun Mutter, wenn Ihr schon so verrückt und tollkühn seid, warum bittet Ihr Cathy McKinley nicht direkt um das Geld für Euer aberwitziges Vorhaben? Oder besser noch: Beteiligt sie daran. Wenn ich dem Glauben schenken darf, was ich bislang über diesen geizigen Blaustrumpf gehört habe, scheut sie kein Risiko , wenn ihr eine Idee nur profitabel genug erscheint. Ihr und das McKinley-Weib wärt wahrlich ein vortreffliches
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