Verfluchter Bastard!
Facetten, er lachte gerne und strahlte dabei dennoch eine Gelassenheit und Zuversicht aus, die ansteckend waren.
Camilla bedauerte ihrem geheimnisvollen und faszinierenden Schwager nicht früher begegnet zu sein.
Auch wenn es in den vergangenen Jahren verboten gewesen war, Lorns Namen laut auszusprechen, so waren die üblen Gerüchte über ihn dennoch bis zu ihr gedrungen.
Demnach hatte Lorn sich nie durch besonderen Mut oder Ruhm hervorgetan, sondern lieber Laute gespielt, und – was noch viel schlimmer war – die besten Krieger des Clans nackt auf Papier gezeichnet.
Die Art und Weise wie er die Krieger malte, hatte bei seinem Vater und dem gesamten Clan zu den schlimmsten und wildesten Befürchtungen geführt. Hinter vorgehaltener Hand hieß es: Lorn Blackwell würde sich nicht nur zu den schönen Künsten, sondern auch zu Männern hingezogen fühlen.
Über diese völlig absurde Unterstellung konnte Camilla nur lachen. Ein Blick auf Lorn Blackwell genügte ihr, um zu wissen, dass sie es mit einem „richtigen“ Mann zu tun hatte.
Ihr weiblicher Instinkt sagte ihr unmißverständlich, dass unter Lorns heiterer, rauer Oberfläche ein gefährliches Raubtier schlummerte, das reihenweise Frauenherzen verschlang.
Dennoch war es bis zum Tod von Lorns Vater, Creagh Blackwell, jedem strengstens untersagt gewesen, auch nur seinen Namen zu erwähnen.
Für Creagh Blackwell war sein ältester Sohn an dem Tag gestorben, an dem er sich seinem Willen widersetzt und riesige Schande über den Namen Blackwell gebracht hatte.
Das lag nun zwar schon über achtzehn Jahre zurück, doch Creagh Blackwell war nie darüber hinwegekommen, dass sein eigener Sohn ihn unsterblich blamiert hatte.
Nicht nur, dass Lorn Bildhauer und damit ein brotloser Künstler werden wollte. Mit seiner heimlichen Nacht- und Nebelflucht nach London, hatte er auch noch den mächtigen Nachbarclan der McLeods brüskiert, in dem er die Vermählung mit Rose McLeod platzen ließ.
Eine Blutfehde hatte nur dadurch abgewehrt werden können, indem der zweitälteste Blackwell, Arran, in die Presche sprang und die brüskierte McLeod-Braut ehelichte.
In Schottland kam Lorns unglaubliches Verhalten einer Majestäts-Beleidigung gleich und wurde daraufhin mit Clanausschluß und lebenslanger Ächtung bestraft.
In all den zurückliegenden Jahren hatte es zwischen Lorn und seiner Familie keinerlei Kontakt gegeben.
Vermutlich wäre das auch noch lange so geblieben, wenn das Schicksal nicht so überaus grausam und brutal bei den Blackwells zugeschlagen hätte.
Innerhalb eines Jahres raffte das Schicksal alle drei verbliebenen Blackwell-Männer dahin.
Creagh Blackwell war im harten, schottischen Winter an einer Lungenentzündung gestorben. Kaum hatte sein zweitältester Sohn, Arran, das Amt des Clanchiefs übernommen, wurde er von feigen Viehdieben hinterrücks ermordet.
Und als ob dies nicht schon tragisch genug wäre, kam Calum Blackwell, der dritte und jüngste der Backwell-Brüder, im tückischen Hochmoor von Flander Moss ums Leben. Mitten im Hochsommer war er im eiskalten Hochmoor jämmerlich erfroren. Zurück blieben drei trauernde Witwen und vier halbwüchsige Kinder – alles Mädchen.
Obwohl jedem Kind im Umkreis von hundert Meilen schon von klein auf eingebläut wurde, einen großen Bogen um Flander Moss zu machen, kam es immer wieder zu so tragischen Unglücksfällen, wie bei Calum Blackwell.
Der noch junge Clanchief hatte versucht zwei wertvolle Mutterschafe aus dem heimtückischen Hochmoor zu befreien, und war dabei selbst eingesunken.
Flander Moss erstreckte sich über eine Fläche von fast fünfzig Quadratmeilen und wirkte so harmlos wie eine karg blühende Wiese. Doch unter der trügerischen Oberfläche lauerte zäher, schwarzer Torfschlamm – der mehrere Meter tief war.
Der Untergrund war weder fest noch flüssig, wenn man einbrach, fanden weder Hände noch Füsse Halt in der matschigen, schweren Brühe aus Torfresten und Pflanzenschlingen. Alles gab nach – oben wie unten. Jeder Versuch sich aus dem zähen Schlammloch zu befreien, führte dazu, dass das Loch noch größer und weicher wurde. Jede Bewegung wurde zu einer enormen Kraftanstrengung und bereits nach wenigen Minuten begannen die Kräfte zu schwinden.
Die größte und tödlichste Gefahr ging jedoch nicht von der Erschöpfung, sondern von der Eiseskälte aus.
Während die Luft an der Oberfläche des Moores brütend heiß sein konnte, war der Torfschlamm darunter eisig kalt. Auch im
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