Verfluchter Bastard!
Ich fürchte, Ihr unterliegt da einem großen Irrtum, lieber Schwager.“ Wieder war es Camilla, die ihm bereitwillig Auskunft gab.
„ So ziemlich jeder Clan dies- und jenseits des Flander Moss hat bei ihrem Vater um ihre Hand angehalten. Doch Cathy McKinley widersetzt sich allem und jedem. Offiziell gilt Cathys Vater als Oberhaupt des McKinley Clans, aber jeder weiß, dass sie das Zepter in der Hand hat. Es gibt schlichtweg niemanden, der sie zur Hochzeit zwingen könnte. Sie ist der Chief. Sie lebt wie ein Mann, ist viel härter als ein Mann und nimmt sich demnach auch die Freiheiten eines Mannes. Außerdem munkelt man, dass sie sich nichts aus Männern macht ...“
„ Camilla!“ Margaretes strenge Stimme brachte Camilla augenblicklich zum Schweigen.
„ Das wird ja immer besser“, warf Lorn ein. Das Lachen war ihm mittlerweile gründlich vergangen. Welche schlechte Eigenschaft besitzt dieses McKinley-Weib eigentlich nicht? , fragte er sich und beschloss gleichzeitig, dieses Theater ein für allemal zu beenden.
„ Ich habe jetzt wirklich genug gehört, Mutter. Ich bin nicht den weiten Weg von Spanien hierher gereist, um mich als Zuchtbulle in einem völlig absurden Affentheater verschachern zu lassen. Ich bin nicht arm. Ich werde Euch finanziell unterstützen, bis Ihr eine zukunftsträchtige Lösung für den Clan gefunden habt. Eine Heirat mit Cathy McKinley gehört jedoch nicht dazu. Und das ist mein allerletztes Wort in dieser überaus leidigen Angelegenheit. Basta ya!“
Vor Ungeduld war Lorn unbewusst ins Spanische verfallen, die Sprache, die er in den letzten Jahren ausschließlich gesprochen hatte. Sein Englisch hatte dadurch einen charmanten, rauchigen Akzent bekommen.
Er hielt kurz inne, atmete tief durch, bevor er seiner Mutter seine Pläne für ihre Zukunft unterbreitete.
„ Vielleicht solltet Ihr Euch mit dem Gedanken vertraut machen, Euch in die Obhut eines anderen Clans zu begeben, Mutter.“ Mit ruhiger Miene ignorierte Lorn die empörten Luftschnapper seiner Mutter und fuhr stattdessen unverdrossen fort:
„ Ihr könntet aber auch zu mir nach Spanien auswandern. Ich besitze dort ein riesiges Anwesen, das genügend Platz für Euch und einige Eurer Treuen böte.“
„ Niemals!“, unterbrach ihn Margarete mit eiskalter, entschlossener Stimme. „Niemals werde ich das Land der Blackwells aufgeben. Hörst du, Lorn Blackwell. Niemals, so lange ich lebe!“
Ein Blick in Margeretes Gesicht genügte Lorn, um zu wissen, dass jedes weitere Wort sinnlos war.
Seine Mutter und er lebten nicht nur in zwei völlig verschiedenen Welten, sondern auch in völlig unterschiedlichen Zeiten.
Während er sich offen der Zukunft, mit all ihren neuen, faszinierenden technischen Errungenschaften und gesellschaftlichen Veränderungen zuwandte, verharrte seine Mutter in der Vergangenheit, mit ihren einengenden Traditionen und Gepflogenheiten.
Offenbar wollte oder konnte seine Mutter nicht erkennen, dass die Zeiten, der großen, mächtigen Clans nicht mehr existierten und unerbittlich der Vergangenheit angehörten.
Die meisten Clans hatten sich in den vergangenen Jahren damit abgefunden, dass die ruhmreichen Tage der Highlander endgültig vorbei waren und versuchten nun, sich den neuen Gegebenheiten und den neuen Herren anzupassen. Die einen mit größerem, die anderen mit kleinerem Erfolg.
Die verhassten Engländer und ihre fahnentreuen Lowländer drängten immer stärker mit riesigen Schafherden ins karge, schottische Hochland vor, raubten willkürlich Ländereien und vertrieben die Kleinbauern.
Das englische Feudalsystem gewann auch unter den schottischen Clanchiefs immer mehr Anhänger, mit der Folge, dass sie die eigenen Untergebenen nicht mehr beschützten, sondern von ihrem angestammten Land vertrieben, um die eigenen, immer größer werdenen Schafherden darauf weiden zu lassen.
Die riesigen Schafherden waren für Schottland gleichermaßen Fluch und Segen. Auf der einen Seite frassen sie ganze Landstriche kahl, auf der anderen Seite war ihre Wolle einer der begehrtesten Rohstoffe in ganz Europa.
Einige Clans, darunter auch der Blackwell Clan, hatten sich lange gegen den Einfluss der Engländer gewehrt.
Creagh Blackwell verweigerte sich jeglichen modernen Errungenschaften und hielt stattdessen stur an der alten, traditionellen, aber unproduktiven schottischen Lebensweise fest. Mit fatalen Folgen: Immer mehr gerieten die Blackwells dadurch ins wirtschaftliche Abseits. Bereits wenige Jahre später
Weitere Kostenlose Bücher