Verführ mich nur aus Liebe
nicht einfach so zu Ende gehen lassen, ohne nicht ganz sicher zu sein …
Entschlossen stieg sie die steilen Stufen empor, die auf die Landzunge führten. Atemlos und vom Sturm zerzaust eilte sie auf den Eingang des Hotels zu. Die breiten Glastüren glitten lautlos auf, als sie sich ihnen näherte. Das Foyer war fast leer. Nur aus der Bar drangen Stimmen und Gelächter herüber.
Zielstrebig ging Ellie auf den Empfangstresen zu, wobei ihr tropfendes Cape unübersehbare Spuren auf dem glänzenden Marmorboden hinterließ. Der elegant gekleidete Empfangschef schaute von seinem Bildschirm auf und hatte sichtlich Mühe, die Fassung zu wahren.
„Kann ich Ihnen helfen, signorina ?“, fragte er und musterte sie geringschätzig.
Sie schob die Kapuze des Capes in den Nacken. „Bitte, ich möchte mit dem Conte Manzini sprechen. Ich glaube, er wohnt hier.“
„Er war unser Gast, signorina “, erwiderte der Hotelangestellte mit einem schmallippigen Lächeln. „Er ist vor zwei Stunden nach Rom abgereist.“
Die Worte drangen wie durch Watte an ihr Ohr. Halt suchend tastete Ellie nach dem Tresen. „Hat er gesagt, warum?“
Mit verächtlichem Blick antwortete der Mann: „Nein, seine Hoheit hat keinen Grund angegeben, signorina. Der Conte schuldet niemandem eine Erklärung. Ich glaube allerdings, dass er einen Anruf erhalten hat. Danach hatte er es offenbar sehr eilig.“
„Ich verstehe …“ Ellie schob trotzig das Kinn vor. „Zu schade, dass ich ihn verpasst habe. Dann treffe ich ihn eben, wenn ich wieder in Rom bin.“
„Zweifellos, signorina “, entgegnete der Empfangschef mit gespielter Höflichkeit.
Als Ellie zum Ausgang ging, zitterten ihr die Knie. Inständig hoffte sie, dass es niemand bemerkte. Wie sie dann zur Casa Bianca zurückkam, wusste sie selber nicht. Doch irgendwie schaffte sie es.
Signora Alfredi hatte offenbar hinter der Fensterscheibe auf sie gewartet. Sie kam mit einem Regenschirm aus dem Haus, um ihr einen Brief zu geben. „Der wurde für dich abgegeben, cara. Ich glaube, es war ein Bote vom Hotel.“
Es war eine feiner, gefütterter Umschlag, auf dem in geschwungener Handschrift nur ein Wort stand: Elena.
Drinnen zog Ellie das Cape und die Schuhe aus und ließ sie achtlos in der Diele liegen. Sie setzte sich ins Wohnzimmer. Mit zitternden Fingern riss sie den Umschlag auf und las.
Die Umstände verlangen meine sofortige Rückkehr nach Rom. Vielleicht ist es besser so, obwohl zwischen uns so vieles unausgesprochen geblieben ist.
Du hattest natürlich recht: Ich bin nicht nach Porto-Vecchio gekommen, um Dein Liebhaber zu werden. Im Gegenteil. Eigentlich wollte ich mit Dir über die Bedingungen unserer Trennung sprechen, um die Du gebeten hattest. Ich habe mich ablenken lassen. Doch dieses lächerliche Spiel ist jetzt vorbei: Luca und Helen gibt es nicht mehr. Es hätte gar nicht so weit kommen dürfen. Ich akzeptiere auch, dass unsere Ehe vorüber ist.
Zum Schluss sollst Du wissen, dass ich in der Scheidungsvereinbarung für Dich eine finanzielle Versorgung in vollem Umfang festsetzen werde. Ob Du davon Gebrauch machst oder nicht, liegt ganz bei Dir. Die Einzelheiten werden wir bei unserem nächsten Treffen besprechen.
Angelo
Die schwungvolle Unterschrift verriet deutlich seinen Zorn und seine Wut. Ellie starrte lange auf die Worte, aus denen so viel Verbitterung und Endgültigkeit sprach. Dann verschwamm die Schrift unter ihren Tränen.
12. KAPITEL
Dieses lächerliche Spiel …
Die Worte ließen Ellie nicht mehr los. Im Grunde hatte sie es von Anfang an gewusst. Und trotzdem hatte sie sich auf sein Spiel eingelassen, hatte sich hineinziehen lassen. Wie hatte sie bloß glauben können, dass Angelo Luca Manzini der Liebhaber ihrer Träume wäre? Und wie hatte sie sich auch noch vormachen können, dass manche Träume wahr werden könnten?
Dabei war ihr doch klar gewesen, dass sie ihm nichts bedeutete und er ganz verrückt nach Silvia war. Hatte sie nicht deshalb Vostranto und ihn verlassen?
Irgendwie hatte er ihr für eine kurze Zeit das Gefühl geben, schön und begehrenswert zu sein. Wahrscheinlich hatte er sich hinter ihrem Rücken köstlich über sie amüsiert. Vielleicht war das seine Rache dafür gewesen, dass sie ihn in der Vergangenheit als Liebhaber zurückgewiesen hatte.
Silvia war eines der wichtigsten Themen, die zwischen ihnen noch nicht angesprochen worden waren. Daran zweifelte sie keine Sekunde. Denn sicher war ihre schöne Cousine der Grund dafür, dass er die
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