Verführ mich nur aus Liebe
dass es von sehr viel Verstand zeugt, an einem privaten Pferderennen teilzunehmen. Schließlich musst du dich noch davon erholen, dass du dir die Schulter bei einem Polospiel ausgerenkt hast“, schaltete sich die Signora ein.
Angelos Lächeln wurde breiter. „Aber es hatten so viele Leute auf meinen Sieg gesetzt – nicht zuletzt du selbst, zia, wenn ich meinem Cousin Mauro glauben darf“, wandte er freundlich ein. „Ich wollte all diese Menschen nicht enttäuschen.“
Der Gesichtsausdruck der Signora verriet deutlich, dass Mauro für seine Gesprächigkeit büßen würde.
„Du bist ein großes Risiko eingegangen, caro“, mischte sich seine Großmutter besorgt ein.
„Es war wohlkalkuliert, Nonna.“
„Trotzdem, Angelo mio. Es gibt da eine Angelegenheit, mit der du dich nun ernsthaft befassen musst.“
Er presste die Lippen zusammen. „Ich vermute, du spielst wieder auf meine Heirat an.“
„Mein Lieber, mir bleibt doch keine Wahl.“ Cosima Manzini beugte sich beschwörend vor. „Ich möchte mich ja nicht einmischen, aber inzwischen ist es zwei Jahre her, seit dein geliebter Vater gestorben ist und du der Conte Manzini geworden bist. Du brauchst einen Sohn und Erben, um für ihn den Titel zu bewahren.“
„Ich bin mir meiner Verpflichtungen bewusst, Nonna“, erwiderte er freudlos. „Allerdings finde ich sie nicht sehr verlockend.“
„Nein, du vergnügst dich lieber mit den Frauen anderer Männer, anstatt dir eine eigene zu suchen“, warf seine Tante ein. „Verteidige ihn nicht, Mamma“, fügte sie hinzu, bevor die Contessa das Wort ergreifen konnte. „Es ist wahr, und Angelo weiß es. Er hätte die Wahl zwischen einer Reihe von alleinstehenden jungen Frauen – aber dazu müsste er endlich damit aufhören, sich in ganz Rom herumzutreiben.“
„Wie nett von dir, dass du dich so für mein Privatleben interessierst, zia“, entgegnete er mühsam beherrscht.
„Wenn es wenigstens privat wäre!“, konterte sie. „Ich fürchte, es ist nur eine Frage der Zeit, bis eine deiner Affären einen öffentlichen Skandal auslöst. Und dann wirst du, Angelo, ganz allein die Schuld tragen, wenn unser Galantana-Label Schaden nimmt.“
„Wir produzieren Mode und keine Messgewänder“, erwiderte er kühl. „Irgendein Klatsch über den Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens wird wohl kaum die Entscheidung eines Mädchens beeinflussen, ob es einen Rock von unserer Firma oder von einer anderen kauft.“
„Ach, du bist wirklich unmöglich.“ Signora Luccino nahm ihre Handtasche und stand auf. „Und ich habe keine Geduld, mit dir herumzudiskutieren.“ Zornig musterte seine Tante ihn, bevor sie das Zimmer verließ.
„Das war weder besonders nett noch höflich von dir“, bemerkte die Contessa sanft, als die Tür hinter ihrer Tochter ins Schloss gefallen war.
„Ich werde ihr als versöhnliche Geste Blumen schicken.“ Er seufzte gereizt. „Sicher hat sie schon eine geeignete Kandidatin als Frau für mich im Sinn, oder?“
„Davvero. Tatsächlich hat sie jemanden erwähnt.“
„Natürlich.“ Angelo lächelte belustigt. „Verrätst du mir ihren Namen?“
„Sie heißt Elena – oder Helen in ihrer Muttersprache.“
„Eine Engländerin?“, fragte er überrascht.
Seine Großmutter nickte. „Mit italienischer Abstammung. Ihre Großmutter Vittoria Silvestre war eine enge Freundin von mir, an der auch Dorotea sehr hing. Sie hat einen Engländer geheiratet und eine ihrer Töchter später ebenso – einen Mann namens Blake. Sie ließen sich in Genua nieder und starben tragischerweise beide bei einem Unfall auf der autostrada im Winter. Ihre einzige Tochter Elena lebt heute in Rom und arbeitet als Übersetzerin für den Avortino-Verlag.“
„Sie arbeitet? Also ist sie nicht nur ein ‚hübsches Gesicht‘, wie man sagt?“
„Das kannst du bestimmt besser beurteilen als ich.“ Die Contessa zögerte. „Anscheinend bist du ihr bereits begegnet.“
„Tatsächlich? Ich kann mich nicht erinnern.“
„Sie war auch zu der Dinnerparty im Haus von Silvia Alberoni eingeladen, an der du teilgenommen hast“, antwortete seine Großmutter ausdruckslos. „Die Gastgeberin ist dir ja offenbar bestens bekannt. Ganz gewiss ein ‚hübsches Gesicht‘.“
Insgeheim verwünschte Angelo seine Tante Dorotea. Woher hatte sie bloß diese Informationen? Ich muss in Zukunft vorsichtiger sein, dachte er.
Silvia war die junge und schöne Ehefrau des ebenso wohlhabenden wie langweiligen Inhabers einer
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