Verfuehr mich
wurde ein bisschen weicher.
»Nun, da ich vorhabe, im Sattel zu bleiben, bis wir einen Ersatz für Sie gefunden haben, Jaz, kann Ihre reizende Assistentin so lange für mich arbeiten.«
»Ich kündige«, erklärte Dora, ohne zu zögern.
Die versammelte Belegschaft konnte nicht für immer stumm bleiben. Es dauerte nicht lange, bis leise geflüstert wurde. Dabei hörte Bliss mehrfach ihren und auch Jaz’ Namen. Hier schien ein strategischer Rückzug angezeigt zu sein. Ohne jemand in die Augen zu schauen, raffte sie eilig ihre Papiere zusammen und verließ den Raum. Dabei bekam sie mit, wie Alf die digitale Collage gerade der hübschen, jungen Frau zeigte, die neben ihm saß.
Schwein! Wüstling! Mistkerl! So groß konnte seine Banane wirklich nicht sein. Ihr drehte sich alles. Als Erstes würde sie ihre Chefin anrufen und ihr die schlechten Nachrichten mitteilen müssen, bevor es jemand anders tat. Aber es war Freitag. Vi würde sicher draußen auf Pine Island sein. Das gab Bliss ein Wochenende Zeit, sich zu erholen und darüber nachzudenken, wie sie Vi wohl am besten von den Neuigkeiten in Kenntnis setzen sollte.
Sie wusste immer noch nicht, wie die Bilder zwischen Alfs Kopie geraten waren. Auf dem Flur fielen Bliss ein paar ihrer Papiere herunter. Gerade als sie sich danach bücken wollte, kam Jaz aus dem Sitzungssaal. Bliss lehnte sich gegen die Wand und gab sich alle Mühe, Haltung zu bewahren. Jaz stützte sich über ihrem Kopf gegen die Wand und beugte sich zu einem kurzen Kuss vor.
»Nicht hier«, protestierte sie und schaute sich mit wildem Blick um.
»Wieso nicht? Ich bin offiziell nicht mehr bei Hot Treats beschäftigt. Und du auch nicht. Wir könnten es hier im Flur miteinander treiben, wenn wir wollten.«
Bliss drückte die Papiere an sich, als würden sie sie irgendwie beschützen können. »Das finde ich nicht witzig.«
Er knabberte an ihrem Hals. »Mach dir keine Sorgen.«
»Du hast leicht reden. Auch wenn du gerade gefeuert wurdest, hast du doch wahrscheinlich eine Milliarde Dollar auf der Bank. Ich nicht. Und Vi wird ganz und gar nicht glücklich über diese Entwicklung sein.« Sie merkte plötzlich, dass sie zitterte.
Jaz strich ihr über die Arme. Der warme Hautkontakt ließ ihre Nervosität etwas abklingen, aber nicht völlig. »Komm, lass uns verschwinden. Du willst doch sicher nicht mehr hier auf dem Flur stehen, wenn Alf herauskommt.«
Nacheinander kamen jetzt die Angestellten aus dem Sitzungssaal. Ein oder zwei von ihnen nickten Jaz und Bliss mitfühlend zu, aber die meisten schienen es zu vermeiden, sie anzusehen. Fast als könnte Augenkontakt oder ein ermunterndes Wort auch für sie eine Kündigung nach sich ziehen.
So ist das wohl bei Kündigungen , dachte Bliss benommen. Den Mund halten, hieß, den Job behalten.
Jaz führte sie zu einer Tür, die vom Flur nach draußen führte. Sie folgte ihm, ohne groß nachzudenken, bis er schließlich neben einem Auto stehen blieb.
Es handelte sich um einen ziemlich lädierten, froschgrünen 1978er Buick mit Weißwandreifen, der aus einem Gangsterfilm hätte stammen können. Es saß kein Fahrer am Steuer, aber Jaz pfiff trotzdem fröhlich, als er für Bliss die Beifahrertür öffnete.
»Moment mal. Wo kommt denn auf einmal dieses Fahrzeug her? Wenn man es denn überhaupt so nennen kann?«, fragte sie.
»Hab ich mir von einem Freund geliehen. Nur für heute. Ich dachte mir, es würde ein gutes Fluchtauto abgeben.«
Sie stieg, immer noch schockiert, ein und legte die Präsentationsmappe auf ihren Schoß. Bliss fuhr mit einem Finger über den Aufkleber, den Dora in die untere, rechte Ecke geklebt hatte. Bliss Johnson. Projektleiterin. Lentone Fitch & Garibaldi. Ihre brillante Karriere war gerade zu Ende gegangen. Sie saß in einem großen grünen Fluchtauto, das peinlich alt war. Und ihre große Liebe hatte offensichtlich den Verstand verloren.
Sieh es von der positiven Seite , sagte sie zu sich selbst. Sie gab sich alle erdenkliche Mühe, bevor ihr klar wurde, dass es an dieser verfahrenen Situation keine positive Seite gab.
Jaz setzte sich hinter das Steuer und schaute sie an. »Großartige Präsentation, Bliss. Der Ausdruck auf Alfs Gesicht, als er die verrückten Collagen sah, war definitiv einer der Höhepunkte meines Jahres bei Hot Treats .«
Bliss hatte gerade einen kleinen Anfall von Hyperventilation, versuchte aber schnell wieder, tief und ruhig zu atmen. Nur so konnte ein Mädchen auch ernste Dinge wie einen Gewaltakt in
Weitere Kostenlose Bücher