Verfuehr mich
noch irgendwo südlich des Äquators unterwegs, um Löcher für Latrinen zu buddeln -, hatte sie auf einen rostigen Hibachi -Grill aufmerksam gemacht, der hinter dem Fahrrad mit dem platten Reifen stand. Nur für den Fall, dass Bliss ein Steak kaufen wollte, das klein genug für den winzigen Grill mit seinen vier Kohlestückchen war, die unter den Rost passten.
»Rühren Sie sich nicht von der Stelle. Ich werde mal mit Dora reden.« Jaz stand auf und ging in Richtung des Arbeitsplatzes seiner kühlen Assistentin mit den eisigen Augen. Wahrscheinlich saß sie irgendwo auf einer Eisscholle, dachte Bliss ein bisschen unzufrieden. Konnte er denn nicht einfach über die Gegensprechanlage mit Dora reden? Musste er etwa irgendwelche Ausreden erfinden, um mit Bliss essen gehen zu können?
Bliss griff in ihre Tasche und holte den Laptop hervor. Ob W-LAN so weit weg von jeder Zivilisation funktionierte? Wunder über Wunder, es funktionierte! Als der Rechner gestartet war, öffnete sie ihr E-Mail-Konto und hatte eine Nachricht von Vi.
Hast du ihn klargemacht? Ich weiß, dass Jaz Claybourn absolut hinreißend ist.
Bliss legte die Stirn in Falten und ihre Finger auf die Tastatur. Woher wusste Vi das nur? Die Antwort dämmerte ihr nur langsam. Wahrscheinlich hatte Violet Lentone die Pressemappe auf Bliss’ Schreibtisch durchgeblättert. Ihr entging grundsätzlich nichts.
Ich glaube, ich habe den Auftrag, Vi. Wenn es das ist, was du meinst.
Sie sah die langen roten Fingernägel ihrer Chefin förmlich vor sich, die es gar nicht erwarten konnten, eine Antwort zu tippen. Und es dauerte nicht mal eine halbe Minute, da war sie auch schon da.
Gute Arbeit, Bliss. Nimm dir doch morgen frei. Genieß Pennsylvania. Es soll Menschen geben, denen es dort gefällt.
Bliss antwortete mit einem Smiley und schaltete den Rechner aus. Wenigstens wusste Vi ihre Mitarbeiter zu schätzen. Es war zwar nicht gerade einfach, für sie zu arbeiten, aber nach sieben Jahren bei Lentone Fitch & Garibaldi wusste sie genau, wie man sich gut mit ihr stellen konnte. Als Bliss den Job damals bekommen hatte, war der Laden noch eine kleine Agentur gewesen, die für ihre ungewöhnlichen und aggressiven Kampagnen berüchtigt war.
Bliss hatte keine Ahnung, was aus Fitch oder Garibaldi geworden war, denn Vi hatte die Firma eigentlich immer allein geleitet. Mittlerweile verdiente sie Millionen von Dollar pro Jahr und war stolz auf ihren Spitznamen, den man ihr für einzigartige Kompromisslosigkeit verliehen hatte: die Gewaltigtätige . Ein Teil des Geldes floss natürlich zurück in die Firma. Besonders die Büroräume kosteten eine Menge, denn sie nahmen eine gesamte Etage in einem vornehmen Gebäude ein. Image war in der Werbebranche einfach alles.
Gerade als Bliss seufzend ihren Laptop zuklappte, kam Jaz auch schon wieder ins Büro.
»Es ist alles geregelt. Ihre Übernachtung geht selbstverständlich auf Kosten von Hot Treats . Tut mir wirklich leid, dass Sie Ihren Flieger verpasst haben. Ich hätte besser auf die Zeit achten sollen. Aber ich kenne ein Restaurant in der Stadt, in dem wir großartige Burger oder auch ein tolles Steak bekommen. Haben Sie Lust?«
Der große, kräftige, mächtige Vorstandsvorsitzende schien wirklich ganz scharf darauf zu sein, sie zum Essen auszuführen. Bliss fiel nicht ein Grund ein, wieso sie die Einladung ausschlagen sollte. »Okay«, stimmte sie zu.
Sie packte ihre Sachen zusammen und ließ sich von Jaz durch ein Labyrinth von Fluren aus dem Gebäude führen, das er wie seine Westentasche zu kennen schien. Die Fabrik war durchgängig in Betrieb, sodass in der stillen Abendluft immer noch das Brummen der Maschinen zu hören war. Sie gingen an dem Wachmann vorbei, der stur auf einen kleinen Bildschirm starrte und Jaz zuwinkte, ohne auch nur einmal vom World Wide Wrestling aufzuschauen.
»Frauenliga«, flüsterte Jaz ihr zu. »Er liebt es, wenn Frauen catchen.«
»Reizend. Dann wird er wohl keinen Klatsch über Sie und mich verbreiten, hm?«
Jaz grinste breit. »Wohl nicht. Wir haben aber auch noch gar nichts getan, worüber es zu klatschen lohnt.« Er betätigte die Zentralverriegelung seines Wagens, legte ihre Reisetasche und den Laptop in den Kofferraum und hielt ihr dann die Beifahrertür auf.
Bliss machte es sich bequem und gewährte ihm dabei einen kurzen Blick auf ihre Oberschenkel. Warum sollte sie die Chemie, die zwischen ihnen zu stimmen schien, nicht ausnutzen? Wer wusste denn, wie lange das noch anhalten
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