Verführerische Unschuld
Grant und zerriss die Annullierungspapiere.
“Auf die Liebe”, wiederholten auch die anderen und stießen mit ihren billigen Plastikbechern an.
Während sie sich zutranken, fiel Caitlyn auf, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie brauchte einen Moment, um sich darüber klar zu werden, dass es die seltsame Stille war, was sie störte.
“Hört mal”, sagte sie eindringlich.
Der normale Lärm auf einem Ölfeld konnte ohrenbetäubend sein. Dass in diesem Moment nicht der geringste Laut zu hören war, war Grund zu großer Sorge. Die Crew hatte sich offenbar dazu entschlossen, schon vor dem Ende der abgemachten Frist die Arbeit einzustellen.
“Hört ihr das?”, fragte sie mit leiser Stimme.
Ein plötzliches tiefes Grollen ließ sie erschrocken den Atem anhalten. Als Caitlyn abrupt ihren Becher absetzte, merkte sie, dass der Tisch vibrierte.
“Was ist das? Ein Erdbeben?” Sie hielt sich instinktiv an Grants breiten Schultern fest, die sie, da war sie sicher, vor jeder Gefahr beschützen würden.
“Nein, mein Liebling. Etwas sehr viel Besseres”, rief Grant aufgeregt. Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und rannte ans Fenster.
Paddy folgte ihm auf dem Fuß. “Kommt und seht euch das an!”, schrie er.
Was für die beiden Männer sofort klar gewesen war, begriff Caitlyn erst, als sie neben ihnen am Fenster stand. Die gesamte Mannschaft stand hoch über ihnen auf dem Bohrturm und tanzte und jubelte und schrie, als ob sie gerade ein Fass Bier geleert hätten. Allmählich wurde ihr bewusst, was das bedeutete. Der Grund für die unheimliche Stille war, dass die Sicherheitsventile das Loch geschlossen hatten, damit das Öl nicht herausschießen konnte, so wie es in früheren Zeiten immer geschehen war.
“Wir sind auf Öl gestoßen!”, schrie sie begeistert.
Das bedeutete, dass L.L. Drilling für eine ganze Weile wieder im Geschäft bleiben konnte. Und der Bonus für Grant würde ihm ermöglichen, seine kleine Ranch zu kaufen, wo Caitlyn und er eine Familie gründen und den Anforderungen des Lebens gemeinsam die Stirn bieten konnten.
Grant hob Caitlyn auf die Arme und wirbelte sie übermütig. Schwindlig vor Freude lachten und küssten sie sich, während Paddy ihnen Champagner einschenkte. Der Mann, der sein ganzes Leben an Wunder geglaubt hatte, betrachtete die Menschen, die er am meisten auf der Welt liebte, voller Zärtlichkeit, und hob den Becher zu einem weiteren Toast.
“Auf die schönen Schwestern der Liebe – Beharrlichkeit und Glück!”
– ENDE –
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