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Verfuehrerisches Geheimnis

Verfuehrerisches Geheimnis

Titel: Verfuehrerisches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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wurde Patrick klar, warum sie sich nicht ausgezogen und zur Eile gedrängt hatte. Sie hatte die Königin erwartet.
    »Lass uns allein.« Anne von Schottland wartete geduldig außerhalb des Lichtkreises, bis sie mit Patrick allein war. Dabei unterzog sie seinen in Kerzenlicht getauchten nackten Körper einer ungenierten Betrachtung. »Ihr seid Francis' leibhaftiges Ebenbild«, murmelte sie wehmütig.
    In diesem Moment wurde ihm klar, dass sein Vater Geliebter der Königin sein musste. Eine Erkenntnis, die ihn schockierte, obwohl damit viele Fragen eine Antwort fanden. Als er ins Licht trat, vergaß er seinen eigenen Zustand und musterte sie prüfend. Mit ihren fast dreißig Jahren hatte sie sich eine sehr ausgeprägte Figur und üppige Brüste bewahrt, die sie noch immer attraktiv erscheinen ließen, doch mit siebzehn, als sein Vater ihr begegnete, musste die junge Dänin im besten Heiratsalter wahrhaft unwiderstehlich gewesen sein.
    »Lord Stewart ... Patrick ... ich muss Euch um einen Gefallen bitten.«
    »Zu Euren Diensten, Majestät.«
    »Der König möchte Euch unter vier Augen sprechen.«
    Allmächtiger, das nennt sich Diskretion. Weiß denn der ganze verdammte Hof, dass ich hergekommen bin, um Gre-tha zu vögeln? Da fiel ihm ein, dass er nackt war, und er griff nach seinen Sachen.
    »James war in letzter Zeit so niedergeschlagen und melancholisch.« Anne zögerte. »Seit Königin Elizabeths letztem Brief. Was für ein grausames altes Weibsstück! Bitte, Patrick, sagt ihm, was er hören möchte. Es ist das Einzige, was seine Lebensgeister heben wird.«
    Patrick erklärte sich mit einem Nicken einverstanden. »Geht voran.«
    Er folgte der Königin vorbei an den Gemächern ihrer Hofdamen. In einigen, aber beileibe nicht in allen, hatte er sich vergnügt. Was Frauen betraf, war er wählerisch. An ihrer eigenen Suite und den Audienzräumen vorüber führte sie ihn zum Privatgemach des Königs und öffnete die Tür zum Vorraum. Ein paar Worte zum Wachposten, und schon war sie verschwunden.
    Der Posten öffnete die innere Tür und rief: »Lord Patrick Stewart.«
    Der König, der an einem mit Papieren übersäten Eichentisch gesessen hatte, erhob sich und ging ihm zur Begrüßung entgegen. »Wir wollen nicht gestört werden«, bemerkte er zu dem Posten. In seinem schäbigen, mit Weinflecken übersäten Hausmantel aus Pelz war James Stuart alles andere als eine elegante Erscheinung. Sein schütterer brünetter Bart und die traurigen braunen Augen ließen ihn aussehen wie einen alten Jagdhund. Obschon er älter wirkte als seine fünfunddreißig, konnte er launisch und mutwillig wie ein Kind sein. »Patrick, mein Lieber, seit Stunden, nein, seit Monaten warte ich - wo hast du nur gesteckt?«
    Patrick beugte ein Knie. »Ich war auf Grenzpatrouille, Sire.«
    Die Sprechweise des Königs, sein schottischer Akzent und seine undeutliche Aussprache, die auf eine schwere Zunge schließen ließ, ließen ihn ein wenig beschränkt wirken. Patrick jedoch wusste, dass er über einen scharfen Verstand verfügte. Als er spürte, dass James an seinem Wams zupfte, erhob er sich.
    »Schenk uns Wein ein, und setz dich zu mir. Ich mag es nicht, wenn du mich so überragst. Was ich heute zu sagen habe, muss unter uns bleiben. Haben wir uns verstanden?«
    »Wie immer, Sire.« Er reichte dem König einen Pokal mit goldenem Rheinwein und ließ sich in einem Sessel ihm gegenüber vor dem Feuer nieder.
    »Ich möchte meine Zukunft wissen. Du sollst sie mir vorhersagen.«
    »Mein Vater wurde wegen Hexerei angeklagt. Ich bin nicht so dumm, mich in der schwarzen Kunst zu versuchen, Sire«, sagte er vorsichtig.
    »Unsinn, Junge, wir beide wissen, dass dies eine falsche Anschuldigung seiner Feinde war. Er besaß das zweite Gesicht und hat mir oft die Zukunft vorausgesagt, und ich weiß, dass auch du diese Gabe besitzt. Leugne es nicht, Patrick.«
    »Soll ich Euch ein Horoskop stellen, Sire?«
    »Horoskop, zum Teufel damit! Ich will wissen, ob sie mich in ihrem Testament als Thronerben einsetzt.« Er ging an den Tisch und griff nach einem Brief. »Jahrelang hat die Alte es vor meiner Nase baumeln lassen, damit ich in demütiger Unterwerfung verharre. Kaum will ich danach greifen, entzieht sie es mir und lacht mich aus. Dann greift sie mit scheelem Blick nach ihrer Schreibfeder und weist mich wie einen Lakaien zurecht. Sie hat meine Mutter ermordet und seither diesem abscheulichen Verbrechen noch viele andere hinzugefügt.«
    Sage ihm, was er hören will.

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