Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfuehrerisches Geheimnis

Verfuehrerisches Geheimnis

Titel: Verfuehrerisches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
lassen, damit er sie tragen konnte, wann immer es ihn danach gelüstete.
    Der vom Wein in Patricks Glas reflektierte Feuerschein fiel plötzlich wie ein roter Blitz auf die Goldkrone und tauchte die Nische in strahlendes Licht. Uber der schlichten schottischen Königskrone schwebte eine zweite, eine viel prächtigere Krone, mit riesigen Diamanten, Taubenblutrubinen und anderen kostbaren Edelsteinen besetzt.
    James, der Patrick eindringlich anstarrte, ahnte, dass der dunkle Stewart gerade eine Vision hatte. Mit angehaltenem Atem wartete er darauf, dass sein Vetter aus der Trance erwachte, doch seine Ungeduld gewann die Oberhand. »Und? Was siehst du?«, flüsterte er.
    Der Bann war gebrochen. Die Vision verschwand. Patrick war viel zu gerissen, um alles Gesehene preiszugeben. Sag ihm, was er hören möchte. »Ihr werdet beide Kronen tragen, Sire«, versicherte er dem König.
    »Ich wusste ja, dass es mir beschieden ist! Aber, du sagst mir nicht, wann oder wie. Warum verheimlichst du es mir, Patrick?« fragte er schmollend.
    »Das ist doch die große, grundlegende Frage aller Politik: Wer bekommt was, wann und wie?«
    James erfasste sofort die Bedeutung. »Du weißt, dass ich dich reich belohnen werde. Was wünschst du dir?«
    »Dasselbe wie Ihr, Sire. Mein Erbe.«
    »Der Landbesitz, den dein Vater verwirkt hat, ist an andere gefallen. Alle seine Häuser waren bis unters Dach verschuldet, und die neuen Eigentümer haben die Schulden beglichen. Ich kann dir diese Besitzungen nicht zurückgeben.«
    »Ländereien und Güter in England, gleich oder größer an Zahl und Größe, würden im Verein mit der Earlswürde genügen«, feilschte er. Er konnte James' Gedanken lesen. Der König war versucht, ihm für seine Voraussage und Prophezeiung alles zuzugestehen. »Ich möchte keine falschen Versprechungen, Sire. Ich möchte Euren heiligen Eid.«
    »Ich kann dem englischen Adel nicht Besitz abnehmen und ihn dir überlassen, ohne dass man sich gegen mich erheben würde«, wandte James wahrheitsgemäß ein. »Aber es gibt einen Weg«, setzte er nachdenklich hinzu, entschlossen, alles zu erfahren, was Patrick ihm voraussagen konnte. »Sagst du richtig voraus, wie und wann ich König von England werde, gebe ich dir eine reiche Erbin zur Frau.«
    »Eine Heirat?« Patrick überlegte, eher abgeneigt. Er wollte nicht, dass jemand ihm eine Frau aussuchte, schon gar nicht James Stuart. »Ihr versteht es, rücksichtslos Euren eigenen Vorteil zu wahren, Sire. Wenn Ihr mir zubilligt, dass ich meine Wahl unter allen englischen Erbinnen treffen kann, werden wir handelseins. Das geht aber nicht ohne schriftlichen Vertrag, Sire.«
    »Ich werde Euch jede Erbin geben, die Euch gefällt. Im Gegenzug müsst Ihr mir sagen, wann Elizabeth sterben wird!«
    »Um das zu wissen, müsste ich in der Nähe der Königin sein und in ihr Antlitz blicken, Euer Majestät.«
    »Dann wirst du Robert Carey an Elizabeths Hof begleiten.« Der König erhob sich. »Ich wollte dich morgen zur Jagd einladen, doch stattdessen wirst du an die Grenze reiten und Carey suchen. Und heute wirst du andere Beute jagen, wie ich weiß.« Er strich in einer derben Männergeste über seine Lenden. »Meiner Erfahrung nach stählt coitus interrup-tus den Schwanz.«
     
    Lange nachdem Margretha befriedigt und erschöpft von der Leidenschaft eingeschlafen war, lag Patrick noch wach. Unschlüssig, ob er in ihr Gemach zurückkehren sollte oder nicht, hatte er entschieden, dass sie sich nur einen kleinen Schwindel hatte zuschulden kommen lassen. Alle Frauen versuchten sich in irgendwelchen Winkelzügen, ein Charakterfehler, der freilich im Vergleich zur männlichen Falschheit blass erschien. Seine rastlosen Gedanken gingen auf Wanderschaft. Trotz der Nähe zu ihr zog er sich im Geiste zurück. Flüchtig dachte er an die Vision dieses Abends, die vom Anblick der Krone ausgelöst worden war. Seine Gesichte wurden immer von etwas Konkretem ausgelöst, so wie von der schwarzen Katze im Stall des Earl of Winton. In der Hoffnung, das Bild der Frau noch einmal heraufbeschwören zu können, stellte er sich jetzt die Katze vor, doch die Schöne entzog sich ihm und weigerte sich, zu erscheinen. Ihr Liebreiz hatte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingegraben. Er überlegte, wer sie wohl sein mochte und warum sie ihm erschienen war. Gesehen hatte er sie noch nie, er wusste, dass man ein Mädchen wie sie nicht vergaß. Eines stand fest: Wenn er ihr jemals in Fleisch und Blut begegnete, würde

Weitere Kostenlose Bücher