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Verfuehrt

Verfuehrt

Titel: Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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Krankenschwester ins Zimmer kommen.
    Offenbar hat der beschleunigte Puls, den Valentina gerade hatte, sie dazu veranlasst, noch mal nach ihr zu sehen. Die Schwester überprüft mit routinierten Handgriffen den Sitz der Sonden und die Monitore, während sich der Arzt Valentina und die Werte ansieht.
    Schweigend sehen Paola, Matteo und ich ihnen dabei zu, und auch Giacomo und Matteos Bruder Luca, den ich erst jetzt bemerke, beobachten von der Tür aus, was im Raum passiert.
    »Wie geht es ihr, dottore? «, fragt Matteo auf Italienisch, und der Arzt antwortet ihm so schnell, dass ich nicht ganz folgen kann, weil ich mich erst wieder in die Sprache reinhören muss. Aber das meiste verstehe ich: Valentinas Zustand ist soweit stabil. Sie braucht allerdings nach wie vor viel Ruhe, und deswegen bittet er uns auch alle zu gehen.
    Matteo, der offenbar lieber bleiben will, diskutiert mit ihm, doch der Arzt, ein braungebrannter Mann mit dunklen Locken, setzt sich auf eine freundliche, aber konsequente Art durch, erklärt ihm, dass er natürlich die Nacht hier verbringen kann, dass es aber sinnvoller wäre, wenn er sich ebenfalls ein bisschen ausruht. Denn Matteo weicht, wenn ich das richtig verstehe, schon seit Valentinas Einlieferung nicht von ihrer Seite – was die dunklen Ringe unter seinen Augen erklären würde.
    Schließlich, nachdem der Arzt Matteo mehrfach versprochen hat, sofort Bescheid zu geben, sobald sich etwas an Valentinas Zustand ändert, gibt er nach, und wir verlassen alle das Zimmer, übergeben die Kittel im Flur wieder an die Schwester.
    »Dass Nonna gelächelt hat, ist ein gutes Zeichen, findet ihr nicht?« Paola ist immer noch ganz aufgeregt über das, was gerade passiert ist. »Sie hat Sophie erkannt. Sie erholt sich bestimmt«, versichert sie Matteo, der immer wieder über die Schulter zurücksieht und alles andere als glücklich darüber zu sein scheint, dass er gehen soll. Dann wendet sie sich wieder an mich. »Du kannst doch noch bleiben, oder, Sophie?«
    Ich habe mir noch keine Gedanken gemacht, wie das jetzt alles weitergehen wird, aber ich nicke. »Ja, natürlich. Ich müsste mir nur noch ein Hotelzimmer besorgen. Das habe ich vor meinem Abflug nicht mehr geschafft.«
    Paola schüttelt den Kopf. »Das brauchst du nicht, du kannst in Nonnas Wohnung ziehen, solange du hier bist.«
    Matteo hebt ruckartig den Kopf und starrt erst Paola an und dann mich. Auch ich bin überrascht. Denn Valentinas Wohnung liegt in Matteos Villa, und dann würden wir für die Dauer meines Aufenthaltes unter einem Dach leben – ein Gedanke, der Matteo nicht zu behagen scheint. Er setzt an, etwas zu sagen, doch Luca, der bis jetzt geschwiegen hat, kommt ihm zuvor.
    »Paola hat recht«, sagt er, und als er mich anlächelt, erkenne ich wieder die Ähnlichkeit zwischen den Brüdern. Luca ist kleiner als Matteo, obwohl er der Ältere ist, und sein Haar ist schwarz, genau wie der stylische kurze Vollbart, den er trägt. Doch er hat eindeutig auch dieses charmante Bertani-Lächeln, dem man so schwer widerstehen kann. »Sie müssen auf gar keinen Fall ein Hotel nehmen. Sie sind unser Gast, und da es Valentina so wichtig war, dass Sie kommen, hat sie ganz sicher nichts dagegen, wenn Sie solange ihre Wohnung nutzen. Da ist am meisten Platz, und da sind Sie für sich. Außerdem liegt sie am nächsten zur Klinik.«
    »Ich … weiß nicht«, sage ich und sehe wieder zu Matteo, der jetzt ziemlich finster guckt. Denn aufdrängen will ich mich ihm nicht. »Im ›Fortuna‹ bei Signora Bini, wo ich beim letzten Mal war, bekomme ich sicher auch kurzfristig ein Zimmer.«
    »Nein, Luca hat recht. Du kannst bei Valentina wohnen.« Matteo presst es zwischen den Zähnen hervor, offenbar fällt ihm dieses Zugeständnis nicht leicht, und er lächelt auch nicht. Dennoch nicken alle, zufrieden darüber, dass er nachgegeben hat.
    Vor der Klinik übergibt mir Giacomos Chauffeur meinen Koffer, und wir verabschieden uns, weil Paola und Luca von Giacomo mitgenommen werden – sie sind Nachbarn auf dem Aventin und offenbar zusammen gekommen. Ich bleibe allein mit meinem Koffer zurück und warte auf Matteo, der seinen Wagen aus der Tiefgarage holt. Und dann sitze ich wieder neben ihm in seinem Alfa und fahre mit ihm durch das nächtliche Rom.
    Es ist seltsam, wieder mit ihm allein zu sein, und er macht es mir nicht leicht, denn er schweigt beharrlich und sein Gesichtsausdruck bleibt unverändert finster.
    »Wie ist das mit Valentina passiert?«, frage ich,

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