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Verfuehrt

Verfuehrt

Titel: Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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mir Fotos gezeigt, er ist ganz stolz auf seine Enkel und freut sich riesig, dass er sie jetzt öfter sieht.« Andrew deutet mit seinem Glas in Matteos Richtung. »Fabio ist noch nicht lange da, er hat bestimmt viel zu erledigen. Aber ich nehme an, seine Freunde hier in Rom werden sicher bald von ihm hören.«
    Matteo erwidert darauf nichts, und sein Gesichtsausdruck ist jetzt finster. Und endlich begreift auch Andrew, dass ihn die Nachricht, dass sein alter Schulkamerad in der Stadt ist, nicht besonders freut.
    Dass er über die Hintergründe nicht Bescheid weiß und nicht versteht, warum Matteo sich so merkwürdig verhält, irritiert Andrew sichtlich. So etwas kommt nicht oft vor, eigentlich ist immer er es, der am besten informiert ist über alle und alles – das ist seine große Stärke. Doch bevor er nachhaken und sich erkundigen kann, was Matteos Laune so verschlechtert hat, greift Giacomo ein. Der besorgte Seitenblick, den er Matteo zugeworfen hat, entgeht mir nicht.
    »Ich denke, wir sollten uns an den Tisch setzen. Rosa bringt sicher gleich die Vorspeise«, verkündet er. Geschickt nutzt er den Ortswechsel, um Andrew auf seine Sizilien-Reise anzusprechen, was diesen effektiv von dem Thema ablenkt, denn er gibt freigiebig Anekdoten darüber zum Besten.
    Ich höre allerdings nur mit einem Ohr zu, weil ich im Grunde nur auf Matteo achte. Er beteiligt sich nicht mehr an dem Gespräch, wirkt in sich gekehrt, und ich kann nur ahnen, was jetzt in ihm vorgeht. Auf jeden Fall machen ihm die Erinnerungen sehr zu schaffen, und es tut mir weh, ihn so leiden zu sehen, ohne dass ich etwas tun kann.
    Denn offiziell weiß ich ja gar nichts von Fabio und der Prügelei damals, die so tragisch geendet ist. Aber sein Anblick, der harte Zug um seinen Mund, macht mir endgültig klar, wie dringend ich mit ihm darüber reden muss. Ich würde es gerne sofort tun, aber das geht nicht, denn Rosa trägt jetzt wirklich die Vorspeise auf – Melone mit Parmaschinken –, und wir müssen essen.
    Es ist ein Glück, dass Andrew ein so redseliger Mensch ist, denn er schmeißt die Unterhaltung am Tisch fast alleine. Giacomo und ich halten sie bloß mit gelegentlichen Nachfragen in Gang. Irgendwann fällt allerdings auch Andrew auf, dass Matteo extrem schweigsam ist, und er versucht, ihn in das Gespräch einzubinden – was jedoch kläglich scheitert, da Matteo nur einsilbig antwortet. Deshalb wendet Andrew sich dann doch wieder an Giacomo.
    »Was macht eigentlich die Auktion deiner Bilder?«, erkundigt er sich und lässt den Blick über die Wände schweifen, an denen, als ich das erste Mal hier war, unzählige sehr interessante und wertvolle Gemälde hingen. Doch die meisten davon sind jetzt verpackt und eingelagert. Giacomo will sich nämlich von einem großen Teil seiner umfangreichen Kunstsammlung trennen, damit ihm der geplante Umzug zu seiner Tochter leichter fällt, die mit ihrer Familie in England lebt.
    Den Verkauf sollte eigentlich das »Conroy’s« in Form einer Auktion übernehmen – deswegen war ich ursprünglich nach Rom gereist. Doch Giacomo war sich von Anfang an nicht wirklich sicher, welche Bilder er verkaufen und wie schnell er eigentlich seine Heimatstadt verlassen wollte. Da kam es ihm sehr gelegen, als ich schließlich wegen der Geschichte mit dem Enzo Hals über Kopf zurück nach England reisen musste und er die ganze Sache erst mal auf Eis legen konnte.
    Darüber gesprochen, wie es weitergehen soll, haben wir bisher nicht, weil es, wenn wir uns gesehen haben, eigentlich fast immer um Valentinas Gesundheitszustand ging, um den Giacomo sich als sehr guter Freund der Bertanis auch große Sorgen gemacht hat. Und ich habe den Eindruck, dass er diese Zeit hier auch noch braucht, um sich endgültig zu verabschieden, und erst dann wieder konkret über dieses Thema nachdenken kann.
    »Im Moment sind andere Dinge einfach wichtiger«, antwortet er mit einem Schulterzucken und bestätigt meinen Eindruck. Dann zögert er jedoch, und sein Blick sucht meinen. »Allerdings erhielt ich gestern einen Anruf von Ihrem Vater, Sophie«, fügt er noch hinzu.
    »Dad hat sich bei Ihnen gemeldet?« Diese Nachricht trifft mich völlig unvorbereitet. »Warum?«
    »Weil er sich erkundigen wollte, ob ich noch Interesse an der Auktion habe. Wir haben über einen möglichen Zeitpunkt gesprochen, aber so bald wird das wohl nichts. Ich habe hier einfach noch zu viel zu regeln«, erklärt Giacomo mir, und ich blicke für einen Moment runter auf meinen

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