Verfuehrt in Las Vegas
gespannt zwischen seinen Eltern hin und her. Etwas war im Gange, das spürte er ganz deutlich. Aber was?
„Ich habe heute einen alten Freund getroffen”, erwiderte Graham zögernd. „Jemand, den ich schon lange kenne. Wir beide waren praktisch unzertrennlich, und wir hatten immer viele Gemeinsamkeiten.”
„Du meinst, er gehört auch zu den Männern, denen man die Worte wie Würmer aus der Nase ziehen muss?” fragte Caitlin mit hochgezogenen Auge nbrauen.
„Nein.” Lachend schob Graham sich ein Pommes Frites-Stäbchen in den Mund. „Er war wie ich ein geborener Einzelgänger und ein Mann, der nicht viele Worte machte.
Aber etwas ist mit ihm geschehen. Plötzlich macht er auf mich einen zufriedenen, ja fast glücklichen Eindruck.”
„Und?” Gespannt wartete Caitlin auf die Antwort. Nach einem solchen Gespräch hatte sie sich immer gesehnt.
„Ich habe ihn nach dem Grund gefragt.”
„Ja, und?”
„Er ist verheiratet, hat Frau und Kinder. Das scheint ihm sehr gut zu tun. Er erzählte mir, am Anfang wäre es nicht leicht für ihn gewesen. Er hätte sich dagegen gesträubt und hat sich kurzfristig sogar von seiner Freundin getrennt, weil er immer dachte, das Familienleben wäre nichts für ihn. Aber anscheinend hatte er sich geirrt, und jetzt scheint es ihm wirklich sehr gut zu gehen.”
Caitlin hatte ihm aufmerksam zugehört, und nun lächelte sie. „Ich würde ihn gern kennenlernen.“
Graham nickte. Ja, das würde ihm auch gefallen. „Vielleicht besuchen wir sie einmal”, schlug er vor. „Er lebt in Südkalifornien.”
„In Disneyland?” fragte Jake mit großen Augen. Das war der einzige Teil der Unterhaltung, der ihn wirklich interessierte.
Graham nickte. „Ja, ich glaube schon. Irgendwo da in der Nähe jedenfalls.”
„Wann könne n wir fahren?” Jake wollte anscheinend schon die Koffer packen.
Graham fuhr ihm über den Kopf. „Demnächst”, meinte er belustigt.
„Morgen?” fragte Jake hoffnungsvoll.
„Nein, ein bisschen musst du dich noch gedulden.” In diesem Moment ertönte Grahams Pieper. Das bedeutete, jemand auf dem Revier wollte ihn sprechen.
„Dad!” Jake sah ihn vorwurfsvoll an. „Nicht jetzt, bitte!”
„Tut mir leid, Jake”, erwiderte Graham achselzuckend und schaltete das Gerät ab.
„Wissen sie denn nicht, dass du bei einer wichtigen Siegesfeier mit deiner Familie bist?” fragte sein Sohn empört.
„Nein, ich fürchte nicht.” Er erhob sich. „Ich werde ihnen sagen, dass ich nicht gestört werden möchte. Doch jetzt entschuldigt mich. Ich muss ein Telefon finden. Bin gleich zurück.”
Stirnrunzelnd sah Jake ihm hinterher.
„Wenn ich einmal groß bin, werde ich bestimmt kein Polizist”, erklärte er im Brustton der Überzeugung.
„Na, warte es ab.”
Dankbar sah er sie an. „Ich mag dich, Cait. Ich finde, du bist toll!”
„Vielen Dank!” Caitlin freute sich über das Kompliment. „Das solltest du einmal deinem Vater sagen.”
„Aber das weiß er doch!” meinte Jake mit großen Augen.
„Da bin ich mir nicht so sicher.”
„Doch, das weiß er”, erklärte Jake im Brustton der Überzeugung. „Mein Dad ist nämlich ziemlich schlau.”
Caitlin wollte schon antworten, doch dann sah sie Graham vom Telefon zurückkehren. Seine grimmige Miene verhieß nichts Gutes.
„Was ist los, Graham?” fragte sie erschrocken.
Er schüttelte nur den Kopf. „Los, lasst uns gehen! “
„Aber ich habe doch noch gar nicht aufgegessen”, protestierte Jake.
„Ich habe gesagt, lasst uns gehen.”
Grahams Ton duldete keinen Widerspruch. Gemeinsam verließen die drei das Restaurant.
„Willst du mir nicht sagen, was los ist?” fragte Caitlin ruhig.
„Jeffers war am Telefon. Es gibt schlechte Nachrichten, Cait. Sie wollten Horace Taylor in ein anderes Gefängnis bringen, wo er in einen Sicherheitstrakt kommen sollte.”
Caitlin hatte das Gefühl, als würde ihr Herz plötzlich stillstehen.
„Und?”
„Er ist dabei entkommen! Und deshalb möchte ich euch beide auch jetzt nach Hause bringen, und zwar sofort!”
17. KAPITEL
Eine Woche später gab Caitlin eine sensationelle Erklärung ab.
„So, mir reicht es jetzt, Graham! Seit sieben Tagen bin ich nicht mehr aus dem Haus herausgekommen. Das darf so nicht weitergehen. Gut, ich weiß, dieser Mann läuft jetzt wahrscheinlich irgendwo da draußen frei herum. Aber höchstwahrscheinlich ist er längst über alle Berge. Und ich kann einfach nicht zulassen, dass er weiterhin über mein Leben
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