Verfuehrt in Las Vegas
sich immer mehr von seinem Sohn. Beides lag nicht in seiner Absicht, aber er wusste nicht, wie er das Dilemma lösen sollte. Und obwohl er Jake versprochen hatte, heute Abend bei dem Spiel, das für den Jungen anscheinend so wichtig war, anwesend zu sein, hatte Jake ihm zu verstehen gegeben, dass er daran eigentlich nicht glaubte.
Noch immer hing er diesen trüben Gedanken nach, als er endlich auf der Wache erschien. Jeffers sagte ihm als erstes, dass er Besuch hätte. Wer könnte das sein, fragte sich Graham verwundert. Es passierte so gut wie nie, dass ihn jemand an seinem Arbeitsplatz aufsuchte.
Vor seinem Schreibtisch saß mit dem Rücken zu ihm ein hochgewachsener, athletisch wirkender Mann, der Graham sehr vertraut vorkam. Das konnte doch nicht
… doch als der Mann sich umdrehte, fand er seine Ahnung bestätigt.
„Madigan!”
Erfreut schüttelten sich die beiden die Hand. Madigan war ein Kollege von ihm und mehr noch. Graham hätte ihn auch als Freund bezeichnet. Sie hatten sich zwar jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen, aber das tat der Sympathie, die sie füreinander empfanden, keinen Abbruch.
„Wie geht’s, Madigan?”
„Nicht schlecht”, erwiderte der andere mit breitem Grinsen. „Ich habe gehört, du bist auf der Spur eines Burschen, auf den wir schon lange scharf sind.” Detective Madigan war beim Rauschgiftdezernat des kalifornischen Staats beschäftigt.
„Und wer soll das sein?”
Anstelle einer Antwort holte der andere einen Steckbrief aus der Tasche und zeigte ihn Graham.
„Horace Taylor. Weswegen sucht ihr ihn?”
„Wegen eines Mordes und versuchten Kidnappings.” Graham musste erneut an Caitlin denken. Obwohl in der letzten Zeit nichts vorgefallen war, war die Gefahr, in der sie schwebte, noch längst nicht vorüber.
„Sobald ihr mit ihm fertig seid, sag mir bitte Bescheid. Ich habe genug Beweismaterial gegen ihn gesammelt, um ihn für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu bringen.”
Graham nickte grimmig.
Madigan sah ihn überrascht an. „Hast du irgendein persönliches Interesse an dem Fall?”
Graham zögerte kurz, doch dann nickte er widerstrebend. „Ja, das kann man wohl sagen. Er hat versucht, meine Frau umzubringen.”
„Richtig!” Madigan hatte sich vorher mit Martinez unterhalten, und dieser hatte ihm von Grahams Hochzeit erzählt. „Herzlichen Glückwunsch, alter Junge!”
„Danke”, erwiderte Graham einsilbig. Nach dem Verlauf der letzten drei Wochen war er sich nicht sicher, ob es einen Grund zum Gratulieren gab.
„Stimmt irgend etwas nicht?”
„Nein, nein, es ist alles in Ordnung. Ich bin nur ein bisschen überarbeitet.” Um von sich abzulenken, wechselte er das Thema. „Und du?
„Was ist mit dieser Frau, in die du damals so verknallt warst? Hieß sie nicht Jennifer?”
„Ich habe sie geheiratet”, erklärte Madigan mit breitem Grinsen.
„Geheiratet? Du?” Graham war überrascht. Er hatte seinen Freund immer für den geborenen Einzelgänger gehalten.
„Warum nicht?” Madigan lächelte im Gedanken an seine Frau, die er abgöttisch liebte. „Das ist das Beste, was ich je gemacht habe. Hier”, er kramte in seiner Brieftasche nach ein paar Fotos. „Willst du mal sehen?”
Kopfschüttelnd betrachtete Graham das Foto, das seinen Freund und Kollegen im Kreis seiner Familie zeigte.
„Du siehst sehr glücklich aus”, musste er zugeben.
„Ja, das bin ich auch.” Madigan zögerte kurz. Er wusste, wie sehr Graham Fragen nach seinem Privatleben hasste, aber seine Neugier überwog.
„Darf ich dich etwas fragen?”
„Schieß los”, erwiderte Graham achselzuckend.
„Ist… läuft deine Ehe nicht so, wie du es dir vorgestellt hast?”
Darauf war Graham nicht vorbereitet gewesen. „Wieso?” gab er zurück. „Wieso fragst du das? Es ist alles in Ordnung.”
„Prima.” Er lügt, dachte Madigan. Graham und er hatten viel gemeinsam. Daher wollte er ihm auch noch einen Rat geben. „Diese Dinge brauchen Zeit, weißt du. Ich bin damals vor ihr davongelaufen, weil ich es plötzlich mit der Angst bekam. Um ein Haar hätte ich das Glück meines Lebens verpasst. Männer sind manchmal richtige Idioten, finde ich.”
Graham antwortete nicht, doch Madigan redete unbeirrt weiter. „Glücklicherweise habe ich dann doch noch die Kurve gekriegt. Ich wäre sonst wahrscheinlich für den Rest meines Lebens ein Arbeitstier geblieben - ein tüchtiger Polizist nach außen hin, aber innen gähnt die Leere.” Er sah Graha m aufmerksam
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