Verfuehrt in Las Vegas
Gesicht des kleinen Mannes drückte pures Entsetzen aus. Er erstarrte kurz, sank auf die Knie und fiel nach vorn, wie eine Marionette, deren Schnüre durchgeschnitten worden waren. Blut floss aus seiner Brust aufs Pflaster.
„Sie … Sie … haben mich umgebracht.” Das waren seine letzten Worte.
Sein Mörder schaute ihm beim Sterben zu. Es schien, als würde es ihm Vergnügen bereiten, das Leben aus dem kleinen Mann herausfließen zu sehen.
„Wie ich bereits sagte, ich bezweifle, dass irgend jemand gefährlicher sein könnte als ich. Jetzt wirst du niemanden mehr linken können, stimmt’s, du kleine Ratte?”
Er lachte laut auf, es hatte etwas Irres.
Schockiert und zu Tode erschrocken sog Caitlin scharf die Luft ein. Der Mörder wandte sich urplötzlich um und schaute in ihre Richtung. Wie ein Wolf, der die Gegenwart eines Gegners witterte.
Hastig zog sie sich zurück und wünschte mit aller Kraft, sie wäre unsichtbar. Als sie endlich wieder auf der Straße war, rannte sie um ihr Leben.
Nur eine Frage hämmerte ihr durch den Kopf.
Hatte er sie gesehen?
1. KAPITEL
„Nun beeil dich schon, Graham. Der Captain will uns sprechen!”
Detective Graham Redhawk stieß einen tiefen Seufzer aus. Er war erst seit drei Minuten im Büro und hatte nicht einmal Zeit gehabt, sich das zu machen, was sein Kollege Sergeant Terrence Farantino ziemlich übertrieben als Kaffee bezeichnete.
Anstatt der Aufforderung nachzukommen, goss er sich betont langsam einen Becher der braunen Flüssigkeit ein. Er hasste es, wenn jemand ihm Druck zu machen versuchte. Das passierte in seinem Beruf sowieso viel zu oft.
„Kann das nicht bis später warten?” fragte er mürrisch.
Ben Jeffers sah ihn seufzend an. Es war ihm schleierhaft, wie sein Kollege dieses Gebräu trinken konnte. Aber das war nicht das einzige, was ihn an Graham Redhawk irritierte. Trotz der sieben Jahre, die sie jetzt schon zusammen arbeiteten, blieb der Mann ihm ein Rätsel. Doch eines stand fest - einen besseren Partner hätte er wohl nirgendwo finden können.
„Du kannst den Kaffee ja mit hineinnehmen”, schlug er vor und öffnete seinem Partner betont höflich die Tür. „Der Captain hat schlechte Laune. Du weißt, was das heißt.”
Graham nickte. „Und ob ich das weiß!”
Jeffers nickte. Captain Martinez, ihr Vorgesetzter, war berüchtigt für sein unbändiges Temperament. Nur wenige konnten ihm die Stirn bieten, wenn es zu einer Konfrontation kam. Zu diesen wenigen gehörte Graham Redhawk.
Die beiden Detectives schritten durch das Großraumbüro, in dem ein ohrenbetäubender Lärm herrschte. Ganz am Ende lag ein kleines, durch eine Glaswand abgetrenntes Zimmer. Hier arbeitete der Captain. Anscheinend war die Klimaanlage ausgefallen. Dicke Schweißperlen standen dem Captain auf der Stirn, und er wischte sich mit einem Taschentuch die Glatze ab. Man konnte seine schlechte Laune förmlich riechen.
Bevor sie den Raum betraten, nahm Graham noch schnell einen Schluck Kaffee zu sich. Obwohl er scheußlich schmeckte, verfehlte er seine Wirkung auf ihn nicht.
Plötzlich war er hellwach und bereit, sich den Anforderungen des Tages zu stellen.
„Sie wollten uns sprechen, Sir?” fragte er betont höflich. Er vermied es absichtlich, sich hinzusetzen. Bei einem Mann wie dem Captain war es immer besser, auf der Hut zu sein.
„Sie haben sich ja ganz schön Zeit genommen”, knurrte Martinez. „Also gut, wir wollen gleich zur Sache kommen. Heute Morgen um sieben ist ein weiterer Mord geschehen, und zwar zwischen der Sunflower und Alameda Street, also mitten in der Stadt. Das Opfer hatte keine Papiere bei sich, dafür aber einige Einstiche am linken Arm.”
„Nicht weiter überraschend”, erwiderte Graham ruhig. „Eigentlich schade, dabei war es ein so besonders schöner Morgen.”
Martinez war inzwischen an Redhawks Sarkasmus gewohnt. Aber er störte sich nicht daran, denn er hatte ihn als außerordentlich fähigen Polizisten schätzen gelernt. In einer gefährlichen Situation waren ihm zehn Männer von Grahams Schlag lieber als ein ganzes Bataillon von Schlaumeiern, die ihr Wissen nur aus Büchern hatten.
Martinez dachte an das unerfreuliche Treffen mit dem Polizeichef, das er gestern gehabt hatte. Die Zahl der ungelösten Fälle nahm immer mehr zu. Lange durfte dies nicht mehr so weitergehen, sonst musste er ernsthaft um seinen Posten fürchten.
„Wie dem auch sei, wir sollten unser Bestes tun, um die Sache möglichst rasch
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