Verfuehrung auf Capri
betrat. Es war nicht Alessandro.
Irgendetwas ergriff von Laura Besitz – der Wille, sich zu retten, und mehr als das. Sie sprang auf.
„Luc, Darling!“, rief sie, rannte auf ihn zu und umfasste seinen Arm. „Ich möchte hier nicht essen. Können wir woanders hingehen?“
Ihre Stimme klang vor Anspannung ein wenig schrill, doch das kümmerte Laura nicht. Ebenso wenig die Tatsache, dass Luc sie ebenso erstaunt wie verständnislos ansah. Dann jedoch kam er ihr ritterlich zu Hilfe.
Er schenkte ihr ein sehr zärtliches, vertrauliches Lächeln und erwiderte: „Natürlich, cara .“ Mit diesen Worten führte er sie hinaus und öffnete ihr die Tür eines wartenden Taxis.
Als Laura im Wagen saß und Luc neben ihr Platz genommen hatte, glitt ihr Blick zum Eingang des Restaurants, wo der Reporter stand und sie beobachtete. Als er seine Kamera aus der Jackentasche zog, durchzuckte sie wieder jener starke Impuls, sich zu retten. Ohne dies bewusst geplant zu haben, legte sie die Arme um Luc und küsste ihn, als das Taxi losfuhr, auf den Mund.
Der Blitz der Kamera zuckte grell.
Laura löste sich von Luc, dessen Miene undurchdringlich war. „Bitte bring mich zum Flughafen“, flüsterte sie.
Das Schlimmste war, wie nett Luc sie behandelte.
Er weiß es bestimmt, dachte Laura verzweifelt. Alle mussten es doch wissen! Schließlich hatte die Klatschzeitung die Sache genüsslich ausgebreitet, inklusive zahlreicher Fotos.
Ja, sicher wussten alle längst Bescheid – außer ihr selbst.
Ein brennendes Gefühl der Demütigung erfüllte sie, als sie der harten Wahrheit ins Gesicht blickte. Diese war die ganze Zeit über da gewesen, doch Laura hatte sie nicht gesehen, weil sie sich lächerlichen Illusionen hingegeben hatte. Und Alessandro hatte mitgeholfen, dieses Netz aus Illusionen zu spinnen.
Und ich habe geglaubt, es wäre ein Wunder geschehen, dachte Laura verzweifelt. Ich dachte, er würde mich wirklich wollen! Weil ich mich in eine Frau verwandelt hatte, die er begehrenswert fand.
Wieder durchfuhr sie ein heftiger stechender Schmerz.
Aber Alessandro wollte doch, dass ich hier in Rom bei ihm wohne. Er wollte mit mir nach England fliegen, mit mir zusammen sein …
Laura fühlte sich ganz leer, wie ausgehöhlt, als ihr klar wurde, dass sie sich ihr Glück mit ihm nur eingebildet hatte. Nicht einen Moment lang hatte es das wirklich gegeben. Für Alessandro war sie nur Mittel zum Zweck gewesen – um ein Ziel zu erreichen, von dem sie sogar gewusst hatte.
Denn Tomaso hatte ihr ja erzählt, dass Alessandro den Vorsitz des Unternehmens anstrebte. Und auch sein schier grenzenloser Ehrgeiz war ihr nicht verborgen geblieben. Laura erinnerte sich auch noch genau daran, wie er ihr mit der Rückforderung des Kredits gedroht hatte, als sie nach England hatte heimkehren wollen.
Voller Schmerz stellte sie fest, dass die Anzeichen nur allzu deutlich gewesen waren. Und trotz allem hatte sie sich zum Narren halten lassen.
Weil du es nicht anders wolltest, sagte eine Stimme in ihrem Innern unbarmherzig. Und zutiefst beschämt musste Laura sich eingestehen, dass es stimmte: Ja, sie hatte unbedingt so sein wollen wie die anderen. Sie wollte zu den Reichen und Schönen gehören – eine Frau, die eines Mannes wie Alessandro würdig war. Sie hatte sich danach gesehnt, von ihm begehrt zu werden, und wollte einfach so sehr, dass dieses Wunder wahr wäre …
Und Alessandro hatte ihre Sehnsucht skrupellos ausgenutzt – genauso skrupellos, wie er ihre Geldnot zu seinem Vorteil genutzt hatte. Er hatte genau gewusst, wie er sie beeinflussen konnte.
Als Laura langsam die ganze hässliche Wahrheit verstand, wurde ihr eiskalt. Alessandro hatte sie genauso manipuliert wie Tomaso ihn. So hatte ihr Großvater ihn dazu gebracht, im Austausch für den Firmenvorsitz noch eine letzte Sache für ihn zu tun: den perfekten Ehemann für seine unattraktive Enkelin zu spielen, die niemand sonst heiraten würde.
Sie schloss die Augen, konnte der grausamen Wahrheit jedoch nicht entkommen. Alles war nur eine Lüge gewesen. Alessandro hatte sie benutzt, um an sein Ziel zu gelangen. Um sie selbst war es ihm dabei nie gegangen.
Ich war für ihn nie von Bedeutung, dachte Laura voller Schmerz. Und dann spürte sie, wie sich der altbekannte Schutzpanzer wieder um sie legte, den sie ihr ganzes Leben lang getragen hatte.
Laura spürte, wie ihr Gesicht starr wurde und wieder jenen wohlbekannten abweisenden Ausdruck annahm. Nein, sie war nicht von Bedeutung. Das
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