Verfuehrung auf Probe
spricht. Er telefoniert mit Gabriel. Mein Herz klopft noch einen Takt schneller und zieht sich beim Ausdruck rein geschäftlich zu einem Eisklumpen zusammen. Ich sollte aufhören zu lauschen, doch meine Beine sind wie gelähmt.
„ Hör doch auf“, geht es weiter, „du bist mir ein feiner Freund! Wie konntest du Isabelle das alles auf die Nase binden? – Was? Das ist nicht dein Ernst. Wie kommst du dazu, solch einen Blödsinn zu erfinden? – Nein, damit tust du mir keinen Gefallen. Ich bin noch nicht soweit. – Gabriel, ich kann dir versichern: Nicolette liegt nichts, aber auch gar nichts an mir. Sie ist ein Profi. Und genau das schätze ich an ihr. Du allerdings, mein Freund, solltest erst einmal … – Ja, nenn es einen idiotischen Plan, aber es ist nun mal mein Plan, und zufälligerweise ist Nicolette meine Lehrerin. So sehr ich es wünschte, ich kann nichts daran ändern.“
Gabriel ist eifersüchtig, er macht Eric eine Szene. Nicht das Schlechteste, was mir passieren kann. Leider sagt Eric nicht s von dem, was ich gern hören würde. Ich beschließe, dem Spuk ein Ende zu bereiten. Ganz Profi werde ich meinen Auftrag zu Ende führen. Ein bitterer Kloß macht sich in meinem Hals breit.
Mit einem Satz bin ich an der Tür, klopfe an und rufe laut: „Eric?“ Der Schwung, mit dem ich vor wenigen Minuten von dem Lager vor dem Kamin aufgestanden bin, ist verflogen. Eric würde mein Engagement am liebsten ungeschehen machen. Das ist harter Tobak. Aber was sollte Gabriel erst einmal …?
„In der Küche“, antwortet Eric. „Ich muss Schluss machen. Wir reden, wenn ich wieder in Paris bin. – Ach, mach doch, was du willst. Salut."
Als ich die altmodische Küche mit den handgefertigten, weiß getünchten Holzmöbeln betrete, schaltet Eric sein Handy aus. Ein wenig unwirsch landet es auf dem Tisch, der im Zentrum der Küche steht, und auf dem sich frische Lebensmittel türmen.
Eric ist angekleidet und er war ganz offensichtlich unten im Ort einkaufen. Mit ausgebreiteten Armen kommt er auf mich zu, sieht mich ein wenig unsicher an und fragt: „Darf ich?“
Er will mich umarmen und küssen, so wie sich Liebespaare küssen.
„Wozu?“, gebe ich eine Spur zu schroff zurück. „Oder bist du immer noch privat?“
Eric schluckt vernehmlich. „Es tut mir leid, wenn ich dir zu nahe getreten bin.“ Abrupt wendet er sich ab und inspiziert den Backofen, als wäre das Ding kaputt und er der ratlose Elektriker.
„Es ist nichts geschehen, was ich nicht wollte“, ringe ich mir ab , während Eric mit spitzen Fingern Brötchen vom Blech fischt und in einen kleinen Weidenkorb fallen lässt, der dem in seiner heimischen Folterkammer verblüffend ähnlich sieht. Immerhin erinnert mich der Korb an meinen Auftrag.
„Wir sollten ein schnelles Frühstück zu uns nehmen“, übernehme ich das Kommando, „und danach sofort mit dem Unterricht fortfahren. Wir haben nicht unendlich viel Zeit und ich möchte, dass Isabelle die Augen übergehen, wenn du sie in den siebten Himmel der Lust peitschst.“
„Aus dem schnellen Frühstück wird nichts“, entgegnet Eric , unbeeindruckt von meinen übrigen Bemerkungen. „Hast du das Wetter gesehen? Wir stärken uns anständig und dann geht es raus an die frische Luft. Um vier ist es schon wieder dunkel. Dann können wir nur noch unten im Ort herumspazieren und müssen uns außerdem schon wieder auf den Weg zum Flughafen machen. Nein, wir befinden uns hier in einem Wintersportgebiet. Die Chance auf einen ordentlichen Abfahrtslauf werde ich mir bestimmt nicht entgehen lassen. Peitschen und fesseln kannst du mich in Paris.“
Er lächelt mich nach allen Regeln der Kunst an. Ich bin hingerissen, traurig, vollkommen verwirrt und vor lauter Angst rinnt mir der Schweiß über den in die Wolldecke gewickelten Körper. Seit ein paar Tagen schwitze ich mir eine Naht zusammen, das ist nicht mehr feierlich. Aber Abfahrtslauf? Ich glaube wohl, der Kerl spinnt. Ich werde mich garantiert von keinem Berg runterstürzen. Schon gar nicht auf Skiern.
„Setz dich, Nicolette“ befiehlt der Möchtegern-Dom auf eine Weise, von der er anscheinend glaubt, dass sie keinen Widerspruch zulässt. „Jetzt wird gefrühstückt.“
Es graut mir vor diesem Frühstück. Und ich will auch nicht nur in diese Decke gewickelt, den Sexgeruch am Körper und mit dieser halb zerstörten Flechtfrisur von gestern Abend am Tisch sitzen und zusehen, wie Eric ihn für uns deckt.
„Wenn du nichts dagegen hast, springe
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