Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
von Douglas. Er könnte von jedem Hafen abgereist oder irgendwo im Westen untergetaucht sein.«
»Und Máelodor?«, fragte Aidan, der mit ungeduldigen Schritten im Zimmer auf und ab ging.
»Dessen Kutsche haben wir auf der Kinagh Road außerhalb von Ballyneen gefunden, doch er war nicht darin, und sein Kutscher war ermordet worden. Auch von dem Rywlkoth-Wandbehang war keine Spur zu finden.«
»Aber Sie glauben mir endlich.«
Die Amhas-draoi schien es nur ungern zuzugeben, doch sie nickte. »Ja, Lord Kilronan. Aber viele in der Bruderschaft werden auch weiterhin nicht an Brendan Douglas’ Unschuld und Máelodors Überleben glauben. St. John hatte viele Jahre, um seine Lügen und Halbwahrheiten auszusäen. Es könnte ebenso viele Jahre dauern, sie wieder auszumerzen.«
»Jahre, die wir nicht haben. Verdammt, wir haben nicht einmal mehr Monate! Nicht, wenn Máelodor den Wandbehang und das Tagebuch hat. Dann braucht er nur noch den Sh’vad Tual zu finden, um Artus wiederzuerwecken und seinen Krieg zu beginnen.«
Cats Stimme unterbrach das Gespräch zwischen Aidan und Miss Roseingrave. »Brendan hat ihn versteckt, und er redet nicht. Das hat Sabrina euch doch schon gesagt.«
»Aber wenn Máelodor ihn noch einmal erwischt …« Der Satz wurde nicht beendet, als jeder von ihnen sich Brendans Schicksal vorstellte, sollte er sich noch einmal Máelodor ausgeliefert sehen. Nur Sabrina brauchte nicht zu ihrer Fantasie zu greifen; sie hatte es selbst durchlebt. Und wachte noch immer zitternd vor Angst auf.
»Bist du sicher, dass Brendan dir nicht alles erzählt hat, Sabrina? Wohin er wollte? Wo er den Stein verborgen hat?«, wollte Aidan wissen.
So unerwartet im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, sank sie noch tiefer in ihrem Sessel in sich zusammen. »Ja. Er hat nichts dergleichen erwähnt.«
»Und wie ist Douglas entkommen?«, hakte Miss Roseingrave nach. »Er sei krank und verwundet gewesen, sagten Sie. Wie konnte ein so schwer verletzter Mann ohne Hilfe so spurlos von der Bildfläche verschwinden?«
Sabrina erhob den Blick zu dem gefährlich schönen Gesicht der Amhas-draoi und zwang sich, nicht zu Ard-siúr oder Schwester Brigh hinüberzusehen, die während der ganzen Diskussion geschwiegen hatten. »Ich weiß es nicht.«
Miss Roseingrave schaute sie unnachgiebig an. »Aber wenn Sie es wüssten, frage ich mich, ob Sie es uns erzählen würden.«
Sabrinas Lippen verzogen sich zu einem kühlen, rätselhaften Lächeln.
Miss Roseingrave winkte ärgerlich ab und ließ den Vorhang wieder fallen. »So kommen wir nicht weiter. Ich fahre nach Skye. Scathach und die Führerschaft müssen über St. Johns Verrat und Tod informiert werden. Wir müssen herausfinden, wer von den Amhas-draoi vielleicht sonst noch von Máelodor auf seine Seite gezogen wurde.«
Aidan runzelte die Stirn. »Und Máelodors Domnuathi? «
»Daigh«, warf Cat schnell ein.
Sabrinas Zuneigung zu ihrer Schwägerin nahm mit jeder neuen Begegnung zu. Cats unerschütterliche Bereitschaft, Sabrina zu verteidigen, hatte viel dazu beigetragen, Aidans Zorn in den anstrengenden Tagen seit ihrer Ankunft in Glenlorgan zu dämpfen. Und Cats mitfühlende Gegenwart war wie eine Windstille im Sturm von Sabrinas zerstörten Hoffnungen gewesen. Nur ab und zu hatte sie den Blick der Schwägerin auf sich gespürt und einen flüchtigen Ausdruck eines tieferen Gefühls auf ihrem Gesicht gesehen, eine Besorgnis, die Cats übliche ruhige Gelassenheit durchbrach. Aber was auch immer ihre Gedanken waren, sie sagte nichts, und Sabrina konnte sich nur fragen, ob Cat etwas vermutete.
»Ohne ihn wäre Máelodor nie an den Wandbehang herangekommen«, murmelte Miss Roseingrave.
Sabrina versteifte sich, schob das Kinn vor und begann, vor Empörung zu zittern. »Er hat den Wandteppich gestohlen, um mich zu retten! Und er wäre fast gestorben, als er zu verhindern versuchte, dass Máelodor damit die Flucht ergriff. Wo waren Sie denn da, Miss Roseingrave?«
Der Vorwurf trieb der Frau die Zornesröte ins Gesicht, aber dennoch tat sie Sabrinas scharfen Protest mit einem scheinbar gleichgültigen Schulterzucken ab. »Der Mann stellt keine Bedrohung mehr dar und ist daher auch nicht länger meine Sache.«
Nun ergriff Ard-siúr das Wort. »Mr. MacLir kann bis zu seiner völligen Genesung hier in Glenlorgan bleiben. Er hat keinen leichten Weg vor sich, doch er hat gezeigt, dass er ihn mit viel Kraft und Mut beschreiten wird.«
»Gut.« Helena Roseingrave war in Gedanken schon nicht mehr
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