Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
geboren wurde?
»Hat Sabrina Sie geschickt?«
In Kilronans Augen flackerte etwas auf, das Daighs Frage beantwortete. »Sie weiß es nicht. Ich wollte ihr keine Hoffnungen machen, falls ich scheitern sollte.« Er trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch. »Ich habe Wochen damit vergeudet, Sie aufzuspüren. Aber wenn wir heute Nacht noch aufbrechen und wie der Teufel reiten, können wir in ein paar Tagen auf Belfoyle sein.«
Ein Kind änderte alles. Und nichts. Daigh blieb, was er war, als er die bandraoi verlassen hatte: ein Mann, der außer seiner Liebe nichts von Wert in eine Ehe einzubringen hatte. Doch Liebe war nur Billigware in Kilronans Kreisen. »Es gibt doch sicher Männer von Stand, die eine Verbindung mit Ihrer Familie begrüßen würden«, sagte er und rieb an einem Fleck auf dem Tisch herum, um Kilronan nicht ansehen zu müssen. »Trotz des Kuckucks in ihrem Nest.«
Aidan ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Oder vielleicht brauchte er auch nur einen Moment, um seinen Ärger zu beherrschen, denn als er sprach, klang seine Stimme hart und bitter. »Dann kommen Sie also nicht mit? Nicht einmal Ihrem eigenen Kind zuliebe?« Mit einem angewiderten Schnauben erhob er sich. »Ich hätte wissen müssen, dass es vergebliche Mühe ist.«
Daigh reagierte mit dem gleichen Ärger. »Würden Sie behaupten, Sie begrüßten mich als Sabrinas Ehemann, wäre das gelogen, und das wissen Sie so gut wie ich.« Sein Herz galoppierte wie ein durchgegangenes Pferd, seine Finger umklammerten so fest den Bierkrug, dass er unter seinem Griff zerspringen müsste. »Sie wissen, was ich war und was ich im Namen des Bösen getan habe. Angesichts dessen wäre es nur richtig, wenn Sie mir ihre Hand verweigern würden … und Wahnsinn, etwas anderes zu tun.«
Aidan schüttelte ernst den Kopf. »Sie haben recht, dieser Verbrechen wegen könnte ich meinen Hass bestimmt nicht überwinden. Doch ich könnte es sehr wohl für all die Anstrengungen, die Sie unternahmen, um meine Familie zu retten. Dafür könnte ich Sie problemlos Bruder nennen.«
Die See schimmerte dumpf und grau wie Blei unter einem Himmel voller tief hängender dunkler Wolken. Sie erinnerten Sabrina an Pferde, die auf die Küste zujagten, und die Blitze, die sie an den Rändern erhellten, waren wie aufsprühende Funken unter ihren Hufen.
Ihr Spaziergang zum Strand war bei Cat und Jane nicht gerade auf Begeisterung gestoßen. Aber dann wiederum hatten die beiden sie ja auch schon seit Wochen mehr oder weniger besorgt beobachtet. Sabrina bedauerte es fast, dass Ard-siúr Jane gestattet hatte, Glenlorgan zu verlassen, um bei Sabrinas Niederkunft dabei zu sein. So hatte sie doppelte Unterstützung.
Zumindest blieb ihr Aidans beschützerische, übertrieben fürsorgliche Gegenwart erspart.
Seine Reaktion auf ihren Zustand hatte sie überrascht. Sie hatte die Entdeckung ihrer Schwangerschaft gefürchtet, sowohl aus Angst vor Aidans Zorn als auch vor seiner Enttäuschung. Als sie es ihm dann aber gestanden hatte, war er weder in die Luft gegangen vor Wut über ihre Schande, noch hatte er gedroht, sie ihrem Schicksal zu überlassen, und sie war nach diesem Gespräch wie betäubt und sehr zerknirscht gewesen. Sie hatte sich in vielen Dingen geirrt, aber in einer Sache hatte sie wirklich vollkommen falschgelegen: Aidan liebte sie. Seine Liebe zu ihr war stark und unzerbrechlich. Das hatte er ihr damals und auch in den darauffolgenden Monaten bewiesen.
Es war erst drei Wochen her, dass er Belfoyle ohne jede Erklärung verlassen hatte, doch er schickte Cat regelmäßig Briefe, die sie faltete und wegsteckte, wann immer Sabrina den Raum betrat. Zweifellos hatte die Heimlichtuerei etwas mit Brendan, Máelodor und den Amhas-draoi zu tun. Mit Angelegenheiten, die Sabrina aus ihrem Kopf hatte verbannen wollen, auch wenn sie ihren sich verändernden Körper nicht mehr ignorieren konnte. Der war eine ständige Erinnerung an einen weiteren Irrtum, dem sie erlegen war, an einen weiteren Menschen, den sie falsch beurteilt hatte.
Regen tröpfelte auf die Wellen, den Strand und ihre Kapuze. Es würde ein langer Aufstieg über den Klippenpfad zurück nach Belfoyle sein. Und sie war noch nicht bereit, zum Haus zurückzukehren. Selbst nach fast drei Monaten hier sprangen sie noch immer Überraschungen aus Ecken an, und Erinnerungen überfielen sie in jedem Raum, den sie betrat. Sie musste erst noch alle ihre Geister austreiben, doch dessen ungeachtet hatte es sich als wahr
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