Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
wusste, wie sein Name war. Er erkannte sein Leben wieder und hörte die liebevolle Begrüßung seiner Kameraden.
Er kehrte heim.
»Dehwelana dhil’a islongh. Pádraic eskask.«
Wie bandraoi aus alten Zeiten, in zeremoniellen weißen Gewändern und mit schweren goldenen keltischen Hals- und Armreifen geschmückt, standen Ard-siúr und Schwester Brigh mit beängstigend ernsten Mienen und herausfordernd erhobenen Stimmen in der Tür.
»Boesesh nesh fellesh.« Der Sprechgesang schien in der Luft widerzuhallen wie sommerliches Donnergrollen. »Dehwelana dhil’a islongh. Pádraic eskask.« Immer lauter und stärker wurde der Gesang. Jede Silbe war von der Schärfe und der Heftigkeit eines Orkans.
Die Schlange erstarrte, als ihr glitzernder, irrer Blick sich auf die beiden Frauen richtete, die sich ihr mit langsamen, gemessenen Schritten näherten. Aber sie regte sich nicht, als wäre sie durch die Zauber der bandraoi zur Aufgabe gezwungen worden.
»Boesesh nesh fellesh!« Die Worte zerrissen die Luft mit blitzartiger Vehemenz.
Ein Erschaudern durchlief die große Schlange, und unter Zuckungen und mit einem zischenden Geräusch, das wie ein Aufschrei klang, ließ sie Daigh zu Boden fallen. Ihr Schwanz schlug wütend hin und her, Rauch quoll aus ihrem Maul, und ihr Fleisch zerschmolz an ihren Knochen, bis nichts als eine schmierige Asche von ihr übrig blieb.
Sabrina verschwendete keine Sekunde, sondern riss Daighs Hemd auf und legte die beiden langen, durch Muskel und Knochen gehenden Schnitte frei. Bei jedem seiner schweren Atemzüge quoll neues Blut hervor, und seine Haut war von einem abscheulich blassen Grün. »Es geht nicht. Er … warum heilen seine Wunden nicht von selbst? Was ist mit ihm?«
»Er ist frei von Máelodors Makel.« Brendan unterstützte sie mit letzter Kraft in den fieberhaften Bemühungen, Daigh nicht in Annwns Unterwelt zurückgleiten zu lassen. »Frei von seiner bösartigen magischen Energie. Und damit auch von seinen Schutzvorkehrungen.«
»Er wird sterben.« Ihre Hände lagen auf Daighs Brust, als sie das wilde Rasen seines Herzens zu beruhigen versuchte, sich auf die in ihr aufbrandende magische Energie konzentrierte und sie nach ihren Bedürfnissen gestaltete.
»Deine Kräfte haben ihn schon einmal gerettet«, ermutigte ihr Bruder sie.
Daighs Atmung verlangsamte sich, um dann völlig auszusetzen. Die Stille danach war ohrenbetäubend. »Ich bin nicht stark genug«, sagte Sabrina weinend. »Ich bin nicht …«
»Du bist mehr als stark genug, mein Kind«, entgegnete Ard-siúr streng. »Und mehr als bereit. Eine wahre bandraoi des Hohen Danu , aus Feuer, Blut und Magie geschmiedet.«
»Nun mach schon, Mädchen, sonst ist er tot!«, herrschte Schwester Brigh sie an.
Sabrina besann sich ihrer Ausbildung und ihrer Liebe und konzentrierte sich auf die magische Energie. Dabei spürte sie, wie sie jede Faser ihres Körpers und jeden Nerv durchdrang, wie jeder Winkel ihres Geistes und Körpers sich mit heilendem Feuer füllte.
Hinter ihr nahm sie wie aus weiter Ferne abgehackte Stimmen wahr.
»… lauf nicht davon … gestehe … beschützen dich …«
»… kann nicht … Sabrina denkt … sie wird mich hassen … fliehen.«
Ein lautes Gepolter auf dem Flur, dann eine Stimme aus dem Grab, spöttisch wie immer. »Brendan … siehst beschissen aus … bin ihnen vor Glenlorgan begegnet … trödel hier nicht herum!«
Tante Delia und die tragische Miss Rollings-Smith, die immer noch um Jack O’Gara trauerte! Die beiden hatten Sabrina gerade noch gefehlt!
Magische Energie entströmte wie Wasser ihren Händen und durchflutete Daigh mit einem Hauch von Feen -Heilkraft. Er zuckte einmal zusammen und tat einen flachen, gurgelnden Atemzug – womit der Weg nach Annwn verschlossen und verriegelt war. Allerdings nicht für immer. Er hatte seine Sterblichkeit zurückgewonnen, und eines Tages würde er den Weg nach Annwn gehen. Aber heute nicht.
Sabrina spürte eine Bewegung in ihrem Bauch, doch diesmal waren es keine Schmetterlinge, sondern etwas unendlich viel Kostbareres, das in einem Leben empfangen worden war, um in einem anderen zur Welt gebracht zu werden.
Ein Mädchen. Wir werden die Kleine zusammen auf der Welt begrüßen.
Daighs Versprechen, das er ihr in der Sicherheit von Gwynedds weiten Wäldern gegeben hatte. Sabrina würde dafür sorgen, dass er sich daran hielt.
Kapitel Achtundzwanzig
Z uckungen durchliefen ihn, die seine Zähne zum Klappern brachten und seine Finger
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