Verführung der Schatten
Holly schon dachte, dass Cade ihre Geduld auf eine harte Probe stellte, wie würde sich dann erst seine Dämonenbrut aufführen?
Vielleicht Walkürentöchter und Dämonensöhne …
Sein Telefon klingelte und holte ihn in die raue Gegenwart zurück. Er raffte sich auf und verließ das Bett, um den Anruf entgegenzunehmen. Er wusste schon, wer dran war.
Rök meldete sich mehrmals täglich bei ihm. Und niemals mit guten Neuigkeiten.
„Was hast du?“, fragte Cade.
„Nicht viel. Es scheint, als bekämen sie jedes Mal einen Tipp, wenn wir Néomi auf die Pelle rücken wollen.“
Die Frist lief bald ab. Mit jeder Nacht, in der seine Leute die Braut des Vampirs vergeblich suchten, schwanden Cades Hoffnungen mehr und mehr dahin. Sollte er seine Männer anweisen, weiterhin die Stadt nach ihr abzusuchen?
Oder sollte er damit beginnen, den riskantesten Plan zu schmieden, der ihm je in den Sinn gekommen ist: einen Angriff auf die Festung eines Hexenmeisters?
„Versucht es noch weitere sieben Nächte lang.“
„Ich bin … glücklich ?“, sagte Holly mit lauter Stimme und gerunzelter Stirn. Ja, das war es, was sie in der vergangenen Woche im Blockhaus gefühlt hatte. Tiefste Zufriedenheit.
Sie schaffte ein wenig Ordnung, während sie darauf wartete, dass ihr Laptop im Auto wieder aufgeladen wurde, aber es fiel ihr schwer, sich auf das Putzen zu konzentrieren. Das ist ja was ganz Neues.
Und möglicherweise war sie sogar noch mehr als einfach nur glücklich.
Hollys Eltern hatten diese seltene Art von Liebe erlebt, über die man sonst nur in Büchern las. Vielleicht kam sie doch öfter vor, als Holly geglaubt hatte.
Vielleicht … erlebe ich sie ebenfalls.
Ihr Dämon war erst seit einer Stunde fort – er war zum Eisfischen gegangen –, aber sie vermisste ihn schon, vermisste seine donnernde Stimme und seine schweren Schritte. Sie sehnte sich nach seinem süchtig machenden Duft – nach Kälte und Kiefern und Cadeon.
Vorhin hatte er noch zu ihr gesagt: „Wenn ich mir die Mühe mache, den Fisch zu fangen, sauber zu machen und zu kochen, dann wirst du dir die Mühe machen, ihn zu essen.“
Um seinetwillen würde sie es … versuchen.
Die letzte Woche mit ihm war unglaublich gewesen. Jetzt wusste sie, wie sich ein Tag anfühlte, der nur von Sex bestimmt wurde. Im Grunde war es so, dass Cadeon sie einfach überall da nahm, wo es ihm gerade gefiel.
Er war unersättlich. Selbst im Schlaf war er noch erregt. Dann drückte sich seine Erektion gegen ihren Hintern, er knurrte ihr leise irgendetwas ins Ohr und rieb sich an ihr.
Sie hatte ihn mehr als einmal aufgeweckt, um es ihm mal so richtig zu besorgen , womit sie ihm offensichtlich eine unglaubliche Freude bereitet hatte.
Das Seltsamste am Sex war, dass sie auf diesem Gebiet keinerlei bizarre Marotten zu haben schien. Das war der einzige Bereich ihres Lebens, in dem sie normal war.
Na ja, wenn man ihr Verlangen, von einem Dämon überwältigt zu werden, normal nennen konnte.
Cadeon hatte auch ihr Training fortgesetzt. Sie hatten sowohl mit dem Schwert als auch mit dem Diamanten gearbeitet. Es gelang ihr inzwischen bei drei von zehn Malen, den Blick von dem Edelstein abzuwenden, allerdings nur wenn er ihren Computer bedrohte.
Sie spielten Jagdspiele und Verstecken. Ihre Nachtsicht war nahezu perfekt, und sie konnte sechs Meter hoch springen, als ob es nichts wäre. Er brachte ihr bei, sich mit Kiefernnadeln einzureiben, um ihren Eigengeruch zu überdecken, und sie hatte gelernt, sich so leise und geschickt zu bewegen, dass sie sich sogar an ihn anschleichen konnte.
Unterdessen setzte sie aber auch ihre eigene Arbeit fort. Es drängte sie, ihren Code zu vervollständigen, damit sie am Ende dieser Reise nichts anderes mehr zu tun brauchte, als nur noch ihren Dämon zu genießen.
Nur zwei Dinge beeinträchtigten diese Zeit. Das erste waren seine heimlichen Telefonate. Immer wieder hörte sie, dass er draußen stand und ziemlich unwirsch etwas auf Dämonisch zischte, während er zwischen den Kiefern auf und ab lief. Wenn er dann wieder zu ihr ins Haus zurückkehrte, war sein Verhalten ihr gegenüber immer sehr distanziert, und es dauerte eine Weile, bis er sich wieder entspannt hatte.
Das zweite war seine Einstellung zur Zukunft. Sein Verlangen, Kanada so rasch wie möglich zu durchqueren, um zu Groots Festung zu gelangen, war … abgekühlt.
Selbst nachdem er seinen Anspruch auf sie erhoben hatte, redete er nicht über die Zukunft, ja, er wich dem Thema sogar
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