Verführung der Schatten
allein waren, sagte Regin: „Es gibt vier Gründe, wieso du auf der Stelle mit mir kommen solltest. Erstens haben wir im Auto etwas zu essen und offensichtlich bist du immer noch aufs Kauen angewiesen. Zweitens könntest du in weniger als zwei Stunden eine warme Dusche und ein sauberes Bett genießen. Drittens, Nïx ist total durchgeknallt, und du bist nicht die Erste von uns, die sie wegen einer Vision auf so eine bescheuerte Reise geschickt hat. Und der letzte Grund, wieso du mit mir kommen solltest? Ich hab dich nicht verarscht.“
Irgendwie gefiel Holly diese Regin. Nach dieser ganzen Doppelzüngigkeit, mit der sie es zu tun gehabt hatte, war es vielleicht ganz nett, mal jemanden um sich zu haben, der Klartext redete.
Aber dann griff sogar Regin in die Trickkiste. „Na gut. Ich wünschte, ich müsste das jetzt nicht tun, Holly.“ Sie seufzte. „Aber du lässt mir keine andere Wahl.“ Sie zog ein Päckchen antibakterieller Feuchttücher aus der Tasche und winkte verführerisch damit. „Sieh nur, was Tante Reege hat. Wer ist deine beste Freundin? Wer ist deine Lieblingswalküre?“
Nachdem es Holly irgendwie gelang, der Verlockung zu widerstehen, seufzte Regin. „Zum Teufel mit dem ganzen Scheiß.“ Dann hob sie Holly einfach hoch und klemmte sie sich unter den Arm. Obwohl Holly sich wehrte, trug sie sie bis zum Truck, und sobald Nïx nach hinten gegriffen hatte, um die Tür zu öffnen, warf Regin Holly einfach auf den Rücksitz.
Holly brachte immer noch lautstark ihren Protest zum Ausdruck und strich sich das verfilzte Haar aus den Augen, als der Wagen losfuhr und sie die Stadt verließen.
Nïx drehte sich zu ihr um. „Und, hattest du Spaß bei deinem Abenteuer?“
Ich bin im Delirium. So fühlt sich das also an. „Na, und wie.“
„Gut.“ Nïx reichte ihr ein paar Müsliriegel, die Holly auf der Stelle hinunterschlang, ohne sich auch nur die dreckigen Handschuhe auszuziehen.
„Bald sind wir wieder in New Orleans, und da kannst du dann deinen Koven kennenlernen. Dein Zimmer ist auch schon fertig. Du wirst ab sofort bei uns in Val Hall leben.“
„New Orleans?“ Holly wäre fast an ihrem Müsliriegel erstickt. „Du hast mich quer über den ganzen Kontinent geschickt, wo ich von Anfang an in derselben Stadt gewohnt habe wie meine Verwandten?“
Als sie nickte, stieß Holly ein hohes, irres Kichern aus. Dann begann sie zu lachen und schien damit einfach nicht mehr aufhören zu können, selbst nachdem sie begonnen hatte, gleichzeitig zu weinen.
„Na, ist ja schon gut“, sagte Nïx. „Wenn ich dich nicht auf diese Reise geschickt hätte, hättest du nicht deine eigene Seite im Buch der Kriegerinnen bekommen.“
„Wir sind da“, sagte Regin und bog auf einen Weg ein, der wie ein Rollfeld aussah.
„Also wirklich, Schätzchen, du musst dringend mal ein bisschen chillaxen.“
„Warum denn, Tante Nïx? Warum muss ich überhaupt irgendwas tun?“
„Weil du in wenigen Minuten den Dämon am Heliport sehen wirst.“
Zwei Dinge kamen in Hollys völlig vernebeltem Hirn an. Sie würde gleich mit einem Helikopter fliegen.
Und sie würde lieber sterben als zuzulassen, dass Cadeon sie weinen sah. Sie wischte sich mit einem dreckverkrusteten Ärmel übers Gesicht.
„Warum kommt er hierher?“, fragte sie, als sie gleich neben einem schnittigen silberfarbenen Hubschrauber mit geschwärzten Fenstern parkten.
„Weil er hinter dir her ist“, sagte Nïx und sprang aus dem Wagen.
Als ihre Tanten auf den Helikopter zuliefen, folgte Holly ihnen einfach. „ Warum ist er hinter mir her?“, fragte sie Nïx, wobei sie gegen den Lärm der Rotoren anbrüllen musste.
Regin war als Erste beim Hubschrauber und öffnete die Tür. „Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen!“ Sie ließ Nïx einsteigen, half dann Holly hinauf und kletterte schließlich als Letzte an Bord. Eine Pilotin begann alle möglichen Knöpfe zu drücken und Schalter umzulegen. Die Rotoren beschleunigten und wurden noch lauter.
Holly schrie: „ Nïx! “
„Ach ja, natürlich. Wo war ich nur wieder mit meinen Gedanken? Holly, das ist deine Tante Cara die Holde.“
Die Pilotin legte zum Gruß zwei Finger an den Helm, auf dem Nur Fliegen ist schöner stand.
„Sie ist auch zum Teil Furie“, fuhr Nïx fort. „Sie fliegt uns auf direktem Weg nach Hause, und dann muss sie auch schon wieder nach …“
„Kolumbien“, beendete Cara den Satz an ihrer Stelle.
„Nïx, verdammt noch mal, jetzt rück schon raus mit der
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