Verführung Der Unschuld
gemacht.
Hoffentlich überlegt sie es sich nicht wieder anders , dachte er mit einem Hauch von
Wehmut, aber einer noch größeren Portion Verärgerung. Allmählich ging ihm ihr Theater auf
die Nerven. Es war besser, diese Beziehung zu beenden, als sich weiterhin gegenseitig
aufzureiben.
»Geht’s dir gut, Bruderherz?«, fragte Federico, der eben hinzukam, und die leicht gereizte
Stimmung seines Bruders fühlte.
»Nicoletta!«, brummte Lorenzo und verdrehte genervt die Augen. »Ich glaube aber, diesmal
ist es endgültig vorbei.«
Sein Bruder nickte verständnisvoll und ließ den Blick über die Gäste schweifen. Der Abend
versprach ein Erfolg zu werden. Alle amüsierten sich gut. Einige tanzten ausgelassen zur
Musik, manche waren aber schon recht angetrunken. Stirnrunzelnd stellte er fest, dass unter
den Tanzenden auch Gabriella war. Wer hatte sie mitgebracht? Oder hatte sie sich einfach
selbst eingeladen?
Federico winkte der Bedienung, zu ihm herüberzukommen. Er taxierte sie neugierig, als sie
auf ihn zuging. Endlich mal ein neues, freundliches Gesicht und ein hübsches junges
Mädchen. In Windeseile nahmen seine Antennen von oben nach unten ihre Daten auf: braune
lockige Haare, im Augenblick hochgesteckt, schöne grüne Augen, Stupsnase,
wohlproportionierter Busen, schlanke Beine – alles in allem eine Augenweide.
Normalerweise interessierte er sich nicht für Personal, aber da sein Bruder und er das
Catering für ihre Veranstaltungen fast immer bei Signor Brunelli bestellten und sonst nur
Kellner bedienten, fiel ihm Giulia natürlich sofort auf. Außerdem schaute er grundsätzlich
jeder attraktiven Frau hinterher.
»Si, Signor Moreno? Was kann ich für Sie tun?«, fragte Giulia höflich.
Vittorio hatte ihr nicht zu erklären brauchen, wer die Gastgeber waren. Bereits in den ersten
Minuten nach Arbeitsbeginn hatte sie die Zwillinge in geringer Entfernung mit einigen Gästen
im Gespräch stehen sehen, und war über die vollkommene Ähnlichkeit der beiden und die
überaus männliche, attraktive Ausstrahlung im Doppelpack verblüfft gewesen. Sie musste bei
diesen Gedanken aufgeregt schlucken. Sie wäre schon froh gewesen, über einen Mann, der
nur annähernd das verkörperte, was die Gemelli im Zweierpack ausstrahlten.
Aus der Ferne hatten ihre Augen und ihr Kopf in Sekundenschnelle die Äußerlichkeiten
erfasst: schlank und durchtrainiert, elegant-modische und mit Sicherheit sehr teure Anzüge,
kurz geschnittene, dichte dunkle Haare – mehr hatte sie leider nicht erkennen können.
Nun stand sie diesen Prachtexemplaren der Gattung Mann nur wenige Zentimeter entfernt
gegenüber, weil einer davon sie zu sich gerufen hatte. Das war schon etwas anderes, als die
pubertierenden Jünglinge aus ihrer Schulklasse oder die etwas verstaubten älteren Herren in
ihrer Verwandtschaft! Nicht nur einmal ein Traum von einem Mann, sondern gleich zweimal,
beide gut aussehend, durch und durch sexy!
Sie nahm all ihre Kraft zusammen, um Signor Moreno ruhig nach seinem Wunsch zu fragen,
während seine dunklen Augen auf ihr ruhten und ungeniert ihren Körper abtasteten. Sein
schlankes Gesicht mit dem schmalen, markanten Kinn hatte einen leicht überheblichen
Ausdruck, als er zu ihr sagte: »Besorgen Sie uns bitte zwei Pils und zwei gut gekühlte
Ramazotti, Signorina?«
Giulia bemühte sich redlich, sich ihr Erstaunen nicht anmerken zu lassen. Die meisten Gäste
hatten Prosecco oder Aperitif Sprizz oder einen der anderen erfrischenden Sommercocktails
gewählt, manche hatten Wein oder harte Drinks getrunken, nur wenige aber ein Bier. Sie
nickte. »Selbstverständlich, Signor Moreno. Kommt sofort.« Dann drehte sie sich auf dem
Absatz um und ging mit schwingenden Hüften davon.
Federico und Lorenzo starrten ihr hinterher. Giulias Röckchen wippte im Rhythmus ihrer
Schritte mit. Der eigentliche Rock bedeckte gerade mal ihren Po, und der daran angenähte
gefältelte Volant schwang jedesmal aufreizend unter die Rundung ihres Gesäßes und klatschte
sanft an ihre Schenkel. Es war der einzige schwarze Rock, den Giulia besaß, und wenngleich
er nicht ganz Marias Gefallen gefunden hatte, so war er doch zusammen mit einer ärmellosen
weißen Bluse eine schnelle Bekleidungslösung für diesen Abend gewesen, ohne noch extra
einkaufen zu müssen.
Lorenzo pfiff leise durch die Zähne. »Wer ist das?«, fragte er und sah seinen Bruder von der
Seite an, der dem Mädchen nicht weniger interessiert hinterherschaute.
»Ich weiß nicht. Auf jeden Fall ein
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