Verfuehrung im Harem
sich besser im Griff gehabt und sich nicht die ganze Nacht, die seiner Meinung nach noch viel zu kurz gewesen war, hemmungslos seinem Verlangen hingegeben. Es war ein unvergessliches Erlebnis gewesen, Jessica im Arm zu halten, ihre nackte Haut zu streicheln und ihren herrlichen Körper an seinem zu spüren. Außerdem würde ein anständiger Mann spätestens jetzt begreifen, dass er sich beherrschen musste. Aber er war kein guter Mensch, wie Jessica ihm am Anfang ihrer Beziehung immer wieder vorgehalten hatte, und er begehrte sie sogar noch heftiger als zuvor.
Als die Badezimmertür geöffnet wurde, wirbelte er herum. Jessica hatte geduscht und kam ins Schlafzimmer zurück, gefolgt von einer Wasserdampfwolke. Ihren perfekten Körper, an den er sich allzu genau erinnerte, hatte sie unter dem weißen Bademantel verborgen. Ihr noch feuchtes Haar umrahmte ihr feines Gesicht. Sie strahlte eine natürliche Schönheit aus und hatte es nicht nötig, Make-up zu benutzen.
Sie lächelte ihn an, und ihr Anblick traf ihn wie ein Pfeil mitten ins Herz. Und dieser Pfeil war, wie es ihm vorkam, mit leidenschaftlichem Verlangen und Schuldgefühlen vergiftet. Jessica war eine mutige, lebendige, warmherzige Frau. Doch nicht nur das, sie war hochintelligent, scharfsinnig und außergewöhnlich schön. Wenn er gewusst hätte, dass sie noch völlig unberührt gewesen war, wer weiß, wie er sich dann entschieden hätte.
„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du noch unschuldig warst?“, fragte er.
Sie wollte das Haar mit dem Badetuch trocken reiben und hielt mitten in der Bewegung inne. Als sie Kardahls Blick begegnete, verschwand ihr Lächeln. „Es gibt Männer, die froh darüber wären. Du sagst es aber so, als wäre es schlimm oder falsch. Ich kann dir versichern, es handelt sich nicht um eine ansteckende Krankheit.“
„So habe ich es nicht gemeint. Du verdrehst meine Worte.“ Unsicher fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar und überlegte, was er sagen sollte. Noch nie zuvor war er in einer solchen Situation gewesen. „Warum hast du nicht mit mir darüber geredet, ehe es zu spät war?“
Er gestand sich ein, dass er sie heftiger und leidenschaftlicher begehrt hatte als jede andere Frau zuvor. Ihr eigenes offensichtliches und, wie er jetzt wusste, unschuldiges Verlangen hatte ihm beinah den Verstand geraubt. Er hatte sich beim besten Willen nicht mehr beherrschen können. Erst nachdem er in sie eingedrungen war, hatte er für den Bruchteil einer Sekunde gezögert, weil sie kurz aufgestöhnt hatte, vor Verlangen, wie er sich sogleich eingeredet hatte. Wie in einem Nebel von Leidenschaft und Begehren hatte er das natürliche Hindernis gespürt, aber viel zu spät begriffen, was es bedeutete.
„Zu spät?“, wiederholte sie. „Das heißt, du bereust alles. Wahrscheinlich wünschst du dir, ich hätte mehr Erfahrung, damit ich deinen in dieser Hinsicht hohen Ansprüchen genüge.“
„Nein, so habe ich es bestimmt nicht gemeint.“
„Da wir schon beim Thema sind, kann ich dir verraten, dass es für mich etwas enttäuschend war. Ich kann nicht nachvollziehen, warum allgemein so viel Aufhebens von der ganzen Sache gemacht wird.“
Wie sollte er ihr klarmachen, dass sie ihm das kostbarste Geschenk gemacht hatte, das er sich vorstellen konnte? Sie hatte recht, die meisten Männer würden überschäumen vor Freude und stolz darauf sein, der Erste gewesen zu sein. Aber es war alles viel komplizierter.
Kardahl spürte, wie verletzt sie war, und gestand sich ein, dass er sich sehr ungeschickt verhielt, fast so ungeschickt wie in der vergangenen Nacht. Das war jedoch nicht allein seine Schuld.
„Wenn ich gewusst hätte, dass du noch unberührt warst, hätte ich alles getan, um es für dich beim ersten Mal leichter und angenehmer zu machen. Und wenn du mir gesagt hättest …“
„Mit anderen Worten, wir müssen mehr und offener miteinander reden“, unterbrach sie ihn. Sie ließ den Arm sinken und hielt das Badetuch in der Hand, während sie die verführerischen Lippen zusammenpresste. „In dieser Hinsicht hast du auch Nachholbedarf. Den Vorwurf kann ich dir nicht ersparen.“
„Wie bitte?“
„Auch du bist mir eine Erklärung schuldig.“
„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“
„Von deinem Verhalten gestern im Krankenhaus. Warum bist du einfach weggelaufen, ohne ein Wort zu sagen?“
„Darüber möchte ich nicht reden.“
„Na bitte, da haben wir es. Eine Beziehung kann nur funktionieren, wenn beide bereit
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