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Verfuehrung im Harem

Verfuehrung im Harem

Titel: Verfuehrung im Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Southwick
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erblicken, ehe sich die Tür des Aufzugs automatisch schloss. Angst erfasste sie. So hatte sie ihren Mann noch nicht erlebt.
    „Ich habe keine Ahnung, was mit ihm los ist“, sagte sie zu ihrer Tante, die ihr gefolgt war. Irgendetwas Schlimmes musste geschehen sein. Sie drückte auf den Knopf, um den Aufzug zurückzuholen. „Ich muss ihn suchen.“
    „Den Blick kenne ich“, erklärte ihre Tante.
    „Was meinst du damit? Bist du Kardahl schon früher begegnet?“
    „Nein, ich kenne solche schmerzerfüllten Blicke. Als Ärztin lernt man, die Patienten genau zu beobachten und die richtigen Schlüsse zu ziehen. Manchmal kann man für einen Menschen nichts tun. In solchen Fällen rede ich mit den Angehörigen und erkläre ihnen die Situation. Auf mich wirkt Kardahl wie jemand, der von Erinnerungen gequält wird und nicht loslassen kann.“
    „Ja, das hast du richtig beobachtet.“ Jessica drückte immer wieder auf den Knopf, so als würde der Aufzug dann schneller zurückkommen. „Ich muss ihn suchen, er sollte jetzt nicht allein sein.“
    „Das möchte er aber“, wandte ihre Tante ein.
    „Er behauptet es, doch er will es nicht wirklich. Er hat einen Menschen verloren, den er sehr geliebt hat, und das habe ich auch. Als meine Mutter gestorben ist, stand ich ganz allein da.“
    „Oh Jessica, das wussten wir nicht“, rief Janan erschüttert und betroffen aus.
    „Es sollte kein Vorwurf sein, sondern nur eine Feststellung. Ich weiß, was es bedeutet, einen geliebten Menschen zu verlieren. Ich habe mich einsam und verlassen gefühlt, bis ich nach Bha’Khar kam und Kardahl für mich da war.“
    „Er ist ja auch dein Mann. Du hast ihn sehr gern, das habe ich sofort gespürt.“
    Ist es wirklich so offensichtlich?, überlegte Jessica und hoffte, es sei nur ihrer Tante aufgefallen. Aber es war auch nicht schwer, den Mann gern zu haben, der sich seit ihrer Ankunft in diesem Land rührend um sie gekümmert und ihr geholfen hatte. Seine Unterstützung hatte ihr Mut gemacht und ihr Selbstbewusstsein gestärkt. Er hatte ihr den Weg geebnet und es ihr ermöglicht, ihre Verwandten kennenzulernen. Ob er es wahrhaben wollte oder nicht, jetzt brauchte er jemanden, und sie würde ihn nicht allein lassen.
    „Er ist mein Mann, Janan. Ich muss zu ihm.“
    Ihre Tante nickte. „Dann geh. Wir sehen uns später.“
    Jessica umarmte sie herzlich, ehe sie mit dem Aufzug nach unten fuhr.
    Im Wohnzimmer der Hotelsuite des Ritz-Carlton lief Jessica ruhelos hin und her. Kardahl hatte veranlasst, dass sie zum Hotel gefahren wurde, aber er war verschwunden. Niemand wusste, wo er war, und sie wartete verzweifelt auf seine Rückkehr. Wenn ich wüsste, wo ich ihn suchen könnte, würde ich es tun, dachte sie. Doch in dieser frem den Stadt kannte sie sich nicht aus und hatte keine Ahnung, wo er sein konnte.
    Das stundenlange Warten machte sie wahnsinnig. Als Sozialarbeiterin hatte sie es oft mit Kindern und Jugendlichen zu tun, die keine Angehörigen mehr hatten und einsam und völlig verzweifelt waren. Auch aus Kardahls Blick war deutlich zu lesen gewesen, wie tief sein Schmerz war. Wohin ging ein Mensch, der so verzweifelt war? Was machte er, um die Geister der Vergangenheit zu vertreiben?
    Sie trat hinaus auf den Balkon und betrachtete die vielen Hochhäuser dieser aufstrebenden, lebendigen Stadt. In den Straßen unter ihr herrschte lebhafter Verkehr. Es wurde gehupt, und immer wieder quietschten Bremsen. Die Sonne war längst untergegangen, doch Kardahl war immer noch nicht zurückgekehrt. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und die Sorge um ihn quälte sie so sehr, dass sie an nichts anderes mehr denken konnte. Sie wollte wissen, wo er war, wie es ihm ging und was passiert war.
    Hinter seinem Verhalten steckte noch etwas anderes, es hatte nicht nur etwas mit dem Tod der Frau, die er so sehr geliebt hatte, zu tun, dessen war Jessica sich sicher. Er hatte mit ihr über den schmerzlichen Verlust gesprochen, und danach hatte er erleichtert gewirkt.
    Schließlich ging sie zurück in die Suite, durchquerte das Wohnzimmer und den Flur mit dem Marmorfußboden, dem runden Tisch, auf dem eine Vase mit roten Rosen stand, und blickte durch den Spion in der Tür. Obwohl es unsinnig war, hoffte sie, Kardahl würde genau in dem Moment zurückkommen, und war enttäuscht, als er nicht zu sehen war.
    Angespannt nahm sie die Wanderung durch das Wohnzimmer wieder auf, betrachtete die bequemen Sessel im eleganten Blumendessin, die niedrigen Couchtische

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