Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
Vom Netzwerk:
Mineralwasserflaschen und warfen mit Namen um sich, die eine echte Journalistin in Ekstase versetzt hätten. Zwischen diesen Models fühlte Eve sich alleingelassen, orientierungslos und ungefähr so rassig wie ein Lkw auf einer Ausstellung toller Sportwagen.
    Sie gehörte einfach nicht hierher.
    Verstört schloss sie die Augen und dachte sehnsüchtig an zu Hause und ihren unordentlichen Schreibtisch am Fenster von Professor Swansons Büro. Um diese Jahreszeit wurde der Ausblick auf das Collegegelände fast völlig von der Glyzinie vor dem Fenster verdeckt. Durch das duftende blaue Blütenmeer fiel nur gedämpftes Licht auf die Teebecher, die Arbeiten der Studenten und die handschriftlichen Notizen. All das erzeugte in dem staubigen Zimmer voller Bücherregale eine Atmosphäre, als befände man sich unter Wasser.
    Dort war sie in ihrem Element. Sie war verrückt gewesen, auch nur einen Moment lang zu glauben, sie könne in die Welt ihrer Freundin Lou eintauchen – schüchterne, kurzsichtige Akademikerinnen taugten nun einmal nicht als Modejournalistinnen. Schon gar nicht, wenn es darum ging, Artikel über die exklusivsten Veranstaltungen des Jahres zu verfassen, deren Wirkung sogar die der Supermodels in den Schatten stellten. Nein, das schaffte sie niemals.
    „Ich ziehe mich jetzt um“, murmelte Eve und versuchte, sich einen Weg durch das Gedränge an den Stufen zum Laufsteg zu bahnen.
    Der Plan war gescheitert, bevor die Umsetzung überhaupt richtig begonnen hatte, und es war besser, sie gestand es sich jetzt ein. Lou war ein gewaltiges Risiko eingegangen, sich in letzter Minute krankzumelden und dadurch Eve den Artikel zuzuschanzen. Hätte eine von ihnen auch nur einen Moment lang nachgedacht, wäre ihnen klar geworden, wie irrsinnig die ganze Idee war. Eve musste zwar ihre Freundin Lou im Stich lassen, doch das war bei Weitem nicht das Schlimmste.
    Das Schlimmste war, dass sie dadurch auch ihre Zwillingsschwester Ellie im Stich ließ. Raphael Di Lazaro würde ihr durch die Finger schlüpfen.
    Ohne von der Seite mit dem Horoskop aufzublicken, packte Sienna sie am Arm und zog sie wieder zurück. „Keine Zeit mehr“, erklärte sie fröhlich. „Wir sind gleich dran. Schau mal, hier steht, dass Skorpione in finanziellen Angelegenheiten vorsichtig sein sollten. Heißt das, dass ich diese Tasche von Prada vielleicht doch nicht kaufen soll? Was meinst du?“
    Eve konnte kaum antworten, so sehr klapperten ihre Zähne. „Kauf sie ruhig. Steht da auch, dass Wassermänner sich am Donnerstag lieber nicht nackt in der Öffentlichkeit zeigen, sondern stattdessen daheimbleiben und Schokolade essen sollten?“
    Sienna lachte. „Mal sehen. Wassermann. ‚Merkur bestimmt am Donnerstag Ihre Wege und sorgt dafür, dass Ihr Liebesleben mit Pauken und Trompeten wieder zum Leben erweckt wird. Das Schicksal wartet schon an einem Ort, an dem Sie nie damit gerechnet hätten.‘ Ist doch großartig! Du solltest nach der Show unbedingt hierbleiben.“
    Eve schüttelte den Kopf. Selbst wenn sie an Astrologie oder Schicksal geglaubt hätte – den Gedanken an Wiedergeburt lehnte sie strikt ab. Da ihr Liebesleben nicht schlief, konnte es auch nicht einfach geweckt werden. Es war tot und begraben, und daran war nichts zu ändern.
    Sollte sie tatsächlich nach der Show noch bleiben, hätte das nichts mit Liebe oder Schicksal zu tun, sondern ausschließlich mit Rache.
    Sie lächelte Sienna nervös zu. „Bei meinem Glück taucht der Mann meines Lebens ausgerechnet dann auf, wenn ich wie eine Porno-Barbie angezogen bin.“
    Durch die riesigen Fenster des Palazzo Salarino sah man bereits den Abend dämmern, aber der große Ballsaal glitzerte im Licht der berühmten jahrhundertealten Kristalllüster. Auf zahllosen Reihen vergoldeter Stühle hatte die Prominenz der Modewelt Platz genommen, und die ganze Pracht wurde von den zahlreichen venezianischen Spiegeln reflektiert.
    Eve zitterten die Beine, als sie hinter dem Vorhang hervortrat.
    Sekundenlang wurde sie von unzähligen Blitzlichtern geblendet und konnte gar nichts sehen, und es kostete sie ihre gesamte Selbstbeherrschung, nicht die Hände schützend vors Gesicht zu schlagen. Der Laufsteg vor ihr wirkte, als wäre er mindestens einen Kilometer lang, und um sie herum erblickte sie ein Meer von Gesichtern.
    Siennas Rat fiel ihr wieder ein. Konzentrier dich auf eine Person!
    Verzweifelt sah sie sich in dem weitläufigen Saal um und war ausnahmsweise dankbar dafür, kurzsichtig zu sein.

Weitere Kostenlose Bücher