Verführung über den Wolken
Tür. Schon wieder brannten ihr die Augen. Aber das lag sicher nur an dem Staub und den Pollen in der Luft.
Sie schob die Sonnenbrille auf die Nase und ging dann um das neu finanzierte Flugzeug herum, um zu checken, was vor einem Flug geprüft werden musste. Natürlich würde ihr Schüler das auch noch einmal machen müssen. Aber die Routine tat ihr gut.
Sobald sie aus Knoxville zurückgekommen war, hatte sie einen neuen Kredit beantragt. Als der in der letzten Woche bewilligt worden war, hatte sie sofort einen Scheck mit einer kurzen Erklärung an Trent geschickt. Sie wusste, dass ihre Mutter den Scheck zurückgeschickt hätte. Dagegen hatte ihr Halbbruder es nicht einmal für nötig befunden, den Erhalt des Schecks zu bestätigen. Aber das war nun auch egal. Sie wollte nichts mehr mit den Hightowers zu tun haben.
Am folgenden Tag würde sie den Rest der Schulden bezahlen, und dann waren sie bis auf die monatliche Rate für ihre Cirrus schuldenfrei. Alles war okay.
Aber warum fühlte sie sich dann so elend?
Als Trent das letzte Mal mit einem so langen Gesicht wie jetzt auf dem Flugfeld vor Gage gestanden hatte, hatte er ihm mitteilen müssen, dass der Vater des Freundes todkrank im Krankenhaus lag. Was mochte es dieses Mal für eine Katastrophe sein? Aber egal, Gage hatte einfach nicht mehr die Energie, sich mit Unannehmlichkeiten auseinanderzusetzen. In den letzten dreieinhalb Wochen seit Laurens Abreise hatte er nur gearbeitet, um nicht denken zu müssen. Er war unentwegt unterwegs gewesen, um Kunden zu besuchen, hatte sogar im Flugzeug geschlafen und sich gewaschen, um rechtzeitig beim nächsten Termin zu sein. Er konnte es nicht ertragen, in sein leeres Haus zurückzukehren. Das Bild von Lauren vor dem Kamin ließ ihn nicht los.
Trent wartete, während Gage die Treppe des Flugzeugs hinunterging und sich noch einmal bei der Crew für den guten Flug bedankte. Als er dann den Freund begrüßen wollte, reichte der ihm nur wortlos ein Stück Papier. Gage blickte erst ihn und dann den Scheck fragend an, der auf 200.000 Dollar zugunsten von Trent Hightower ausgestellt war, unterschrieben von Lauren Lynch.
„Was soll das?“
Trent seufzte und holte tief Luft. „Lauren hat den Scheck an mich geschickt, zusammen mit einem kurzen Brief. Sie schicke den Scheck an mich, schreibt sie, da meine Mutter ihn nie einlösen würde. Deshalb bitte sie mich, das Geld auf das Konto einzuzahlen, auf das es gehört. Außerdem will sie tausend Dollar im Monat überweisen, um allmählich abzuzahlen, was Mutter ihrem Vater in den letzten sieben Jahren hat zukommen lassen. Das ist eine ganz ordentliche Summe.“
Gage war wie erschlagen. Tausend Gedanken gingen ihm gleichzeitig durch den Kopf. Um Himmels willen, was hatte er getan? Wie hatte er Lauren nur so falsch einschätzen können?
„Geht es dir nicht gut?“
„Doch.“ Er hatte sich ganz fürchterlich geirrt. „Ich hatte Angst, meinen Gefühlen für Lauren zu trauen“, sagte er leise. „Ich habe sie als Lügnerin bezeichnet und sie aus dem Haus geworfen, weil ich dachte, sie sei genauso wie Angela und wolle mich nur ausnutzen. Ich habe ihr furchtbar Unrecht getan. Wie kann ich das nur jemals wiedergutmachen?“
„Moment mal, du und Lauren? Davon hast du nie etwas gesagt.“
„Es ging dich auch nichts an.“ Gage rieb sich die müden Augen. „Ich habe sie entsetzlich behandelt.“
Trent nickte dumpf. „Da bist du nicht der Einzige. Auch ich habe geglaubt, dass sie uns nur ausnehmen wollte. Ich hab in ihr nur eine Bedrohung gesehen und alles getan, um sie abzuschrecken. Ich überließ ihr die schlimmsten Kunden, die unangenehmsten Aufgaben, die ältesten Flugzeuge. Jeder andere hätte mich wegen Schikane belangt. Auch Mutter ist vollkommen hysterisch, weil Lauren ihre Anrufe nicht entgegennimmt. Sie wollte schon nach Daytona fliegen, aber Laurens Onkel hat sie gewarnt. Sie wäre nicht willkommen, und sie würden sie nicht hereinlassen.“
Gage wusste, dass Lauren solch drastische Maßnahmen nur ergriff, wenn sie zutiefst enttäuscht war und sich nicht anders zu helfen wusste. „Aber ich liebe Lauren“, stieß er verzweifelt hervor. „Ich muss sie sehen.“
Trent war sprachlos. Mit offenem Mund starrte er Gage an. „Verflucht. Hättest du doch nur etwas gesagt!“
„Ich muss einen Weg finden, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Ich muss einfach.“ Aber wie? Gage war sich gar nicht sicher, ob Lauren ihn zurücknehmen würde.
Trent schlug dem Freund auf
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