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Verfuhrt auf dem Maskenball

Verfuhrt auf dem Maskenball

Titel: Verfuhrt auf dem Maskenball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joyce Brenda
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O’Dell gestört. Sie war eine derjenigen, die Anna hinter ihrem Rücken als „leichtfertig“ bezeichnet hatten.
    Als Lady O’Dell aus der Kutsche stieg, blickte Lizzie aus dem Fenster. Ned lag schlafend in seinem Babykörbchen, und Eleanor saß am Kartentisch, wo sie mit Georgie Gin Rommee gespielt hatte. Lizzie wurde flau im Magen, als sie sah, wie Mamas Freundin das Haus betrat.
    Georgie stellte sich neben sie. „Es ist Lady O’Dell! Was willst du jetzt machen?“
    Obwohl ihr nicht wohl war, zögerte Lizzie nicht. „Ich habe wohl kaum eine Wahl. Früher oder später wird sie sowieso erfahren, dass ich ein gefallenes Mädchen bin. Vielleicht ist es am besten, wenn ich es möglichst schnell hinter mich bringe.“
    „Ach Lizzie, du hast schon so viel durchgemacht! Ich wünschte, der Skandal würde dir erspart bleiben!“
    Lizzie zuckte die Achseln. „Er wird sich nicht vermeiden lassen.“
    „Nein, das wird er wohl nicht.“ Georgie versuchte, sie zu beruhigen, indem sie sie anlächelte. „Vielleicht wird es gar nicht so schlimm. Lady O’Dell hatte sich über Helens Hochzeit letzten Herbst so gefreut, sie war nie besserer Stimmung.“
    Lizzie wandte sich ab. Margaret O’Dell würde schockiert sein, egal, ob ihre Tochter gerade geheiratet hatte oder nicht, und sie würde ihre Missbilligung äußern. Wenn sie heute Raven Hall verließ, würde in der guten Gesellschaft niemand mehr Lizzie empfangen. Aber Lizzie zweifelte nicht daran, dass ihr Sohn das alles wert war. Es ging um sein Wohlergehen, nicht um ihres.
    Die kräftige Matrone wurde von Betty in den Salon geführt. Sie strahlte alle an. „Elizabeth! Es ist schon so lange her, mein liebes Mädchen. Wie gut du aussiehst! Und Lady de Barry! Wie reizend, Sie wiederzusehen!“ Eilig betrat sie das Zimmer.
    „Wie geht es Ihnen, Lady O’Dell?“ Lächelnd erhob sich Eleanor. „Aber muss ich diese Frage überhaupt stellen, so gut wie Sie aussehen?“
    Lizzies Herz schlug schneller, und sie sah hinüber zu Georgie. Früher hatte sich Eleanor in Limericks guter Gesellschaft niemals so höflich gegeben, aber Lizzie wusste genau, warum sie es diesmal tat.
    „Oh, vielen Dank. Ich habe gehört, dass Sie krank gewesen sind, aber Sie sehen aus, als wären Sie jetzt wieder vollkommen genesen“, sagte Lady O’Dell. Sie bemerkte das schlafende Kind in seinem Körbchen und schien ein wenig verwundert, widmete ihre Aufmerksamkeit dann aber wieder ganz Eleanor.
    „Bitte, nennen Sie mich doch Eleanor, schließlich kennen wir uns seit … wie viele Jahre sind es jetzt? Und meine Glückwünsche, Margaret. Ich habe gehört, Helen hätte sich sehr vorteilhaft verheiratet.“
    Margaret O’Dell strahlte. „Er bekommt im Jahr sechshundert Pfund! Ja, es war eine großartige Heirat!“ Wieder warf sie einen Blick auf Ned. „Was für ein hübsches Baby! Es ist ein Junge, oder?“
    Mit zitternden Knien ging Lizzie an ihrer Tante und Lady O’Dell vorbei. „Ja, es ist ein Junge.“ Sie wollte Ned nicht wecken, daher zupfte sie nur die leichte Decke zurecht. Dann strich sie einmal behutsam über seine Wange. Als sie sich wieder aufrichtete, sah Margaret O’Dell sie neugierig an.„Ein Verwandter?“, fragte sie.
    Es gelang Lizzie, ihrem Blick standzuhalten. „Er ist mein Sohn.“
    Von nun an kamen immer mehr Besucher, denn jeder Nachbar wollte einen Blick auf Lizzie und ihren Sohn erhaschen. Wann immer unten eine Kutsche vorfuhr, war Lizzie so aufgeregt, dass sie beinah in Ohnmacht fiel. Übermäßig beliebt war sie nie gewesen, aber man hatte ihr stets Herzlichkeit und Respekt entgegengebracht. Plötzlich stand sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit – und zwar in der denkbar peinlichsten Weise. Lizzie wusste, dass jeder darüber Vermutungen anstellte, wer wohl der Vater sein mochte. Und fast jeder äußerte seine Überraschung über die Tatsache, dass ausgerechnet „die schüchterne Elizabeth Anne“ so enden musste.
    Jedes Mal, wenn Lizzie jemanden sagen hörte, dass eigentlich die leichtfertige Anna diejenige sein sollte, die in Schande geraten war, zuckte sie zusammen.
    Es war Georgie, die darauf bestand, einen nachmittäglichen Einkaufsbummel in der Stadt zu unternehmen.
    „Du kannst dich nicht immer verstecken, und das Schlimmste ist vorbei“, sagte sie, als sie gemeinsam die High Street hinunterschlenderten. Beide Schwestern trugen bestickte weiße Kleider und seidene Pelerinen. Der Kinderwagen mit Ned wurde von Rosie geschoben.
    „Sie sehen mich an, als wäre

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