Verfuhrt auf dem Maskenball
dass Neds zukünftige Ansprüche gefährdet sein könnten – und sie fürchtete sich vor Tyrell.
Jetzt schien er sie zu begehren, aber ganz bestimmt würden seine Gefühle sich ändern, wenn sie zu ihm geführt wurde und behauptete, die Mutter seines Kindes zu sein. Der Schmerz überwältigte sie, und sie schloss die Augen. Wenn er ihre Behauptung nicht bestätigte, würden ihre Eltern ihn für einen gewissenlosen Kerl halten.
Georgie setzte sich ans Fußende ihres Bettes. „Können wir reden?“, fragte sie und berührte ihren Fuß.
Lizzie unterdrückte ein Schluchzen. Jetzt hatte sie nicht einmal mehr ihre Tante als Vertraute, obwohl sie sie doch so sehr brauchte. „Ja.“
„Eleanor liebt dich sehr, Lizzie“, sagte Georgie und streckte den Arm aus, um ihr übers Haar zu streichen. „Sie hat nur getan, was sie für richtig hielt.“
Vorsichtig, um ihren Sohn nicht zu wecken, setzte Lizzie sich auf. Sie wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht und sah Georgie an. „Sie hat versprochen, das Geheimnis zu wahren. Nie wieder sollst du ihren Namen erwähnen! Außerdem wird Tyrell niemals zugeben, Neds Vater zu sein.“
Georgie zögerte. „Warum bist du dir dessen so sicher? Er ist nicht dumm. Er muss Ned nur ansehen, und schon wird er die Ähnlichkeit erkennen.“
Lizzie erschauerte. Bestimmt täuschte sich Georgie, es musste einfach so sein! „Er wird niemals glauben, dass ich seinen Sohn geboren habe.“
„Ich verstehe nicht, warum nicht. Ach Lizzie, vielleicht wird er dich heiraten. Er ist ganz hingerissen von dir“, rief Georgie aus.
Lizzie sah ihre Schwester an. Sie musste ihr alles gestehen – sie hatte sonst niemanden mehr. „Er will mich nicht heiraten, Georgie. Ich begreife gar nicht, dass du so etwas glaubst, sonst bist du doch immer so vernünftig. Er hat mich gebeten, seine Mätresse zu werden.“
Georgie schrie auf.
„Du siehst also, er beabsichtigt, eine passende Ehefrau zu wählen.“ Seltsamerweise empfand sie Schmerz dabei. „Wie er es sollte“, fügte sie entschlossen hinzu. An eine Heirat hatte sie nicht einmal in ihren kühnsten Träumen gedacht.
„So ein Lump!“, rief Georgie aus. „Er schwängert dich, lässt dich beinah zwei Jahre allein, und dann erwartet er, dass du in sein Bett zurückkehrst, während er die schöne Lady Blanche ehelicht!“
Das Ausmaß von Georgies Zorn erstaunte Lizzie, bis sie den Grund dafür erkannte. Auch Georgie hatte ihre Probleme. Und in diesem Augenblick begriff sie, wie selbstsüchtig sie gewesen war. Barfuß stieg sie aus dem Bett, ging zu ihrer Schwester und umarmte sie. „Es tut mir leid. Was war mit Mr. Harold?“
Georgie hielt sich sehr aufrecht, aber in ihren Augen glänzten Tränen. „Er liebt mich trotz der sehr unglücklichen familiären Umstände“, erklärte sie bitter. „Und wegen meiner Verwandten würde er mich niemals verlassen. Ich glaube, in der Hochzeitsnacht werde ich sterben“, sagte sie und wurde sehr rot im Gesicht. „Und wie dein Freund Mr. McBane das alles genossen hat!“
Lizzie sah sie überrascht an. „Ich glaube kaum, dass Rory sich an dem Unglück einer Frau weidet“, meinte sie dann.
„Oh, da irrst du dich! Er sah mich äußerst unfreundlich an, als Mr. Harold meinen Arm tätschelte. Warum schließt du mit so einem Dandy Freundschaft?“
Lizzie erschrak. „Rory war immer sehr freundlich zu mir. Außerdem ist er klug und amüsant. Für die Dublin Times fertigt er witzige Zeichnungen. Warum bezeichnest du ihn als Dandy? Hast du nicht die Ellenbogen seiner Jacke gesehen? Sie sind ganz fadenscheinig.“
„Dann ist er eben der armselige Abklatsch eines Dandys.“ Georgie zuckte die Achseln. „Wenn seine Zeichnungen in der Dublin Times erscheinen, dann habe ich sie bestimmt schon gesehen.“
„Ich bin sicher, dass du schon viele gesehen hast.“ Lizzie wünschte, Georgie würde Rory ebenso sehr mögen, wie sie es tat.
Georgie schnaubte verächtlich. „Auf mich macht er keinen besonders klugen Eindruck.“
Lizzie seufzte und umfasste ihre Schultern. Immerzu musste sie an das schreckliche Gespräch denken, das ihr für den nächsten Tag bevorstand. Georgie täuschte sich. Tyrell wusste, er hatte nicht das Bett mit Lizzie geteilt, deswegen würde sie mit Ned aus dem Haus geworfen werden – aber das war doch genau das, was sie wollte, oder etwa nicht?
„Lizzie? Was ist los? Ich weiß genau, dass dich noch etwas beschäftigt.“
Lizzie biss sich auf die Lippe. „Du hast ja so recht.
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