Verfuhrt auf dem Maskenball
Neugier betrachtete.
„Meine Tochter Elizabeth Anne Fitzgerald“, sagte Papa.
Lizzie knickste so tief, dass sie den Boden mit ihren Fingerspitzen berührte, um sich abzustützen.
„Erhebe dich, Kind“, sagte die Countess, und Lizzie fühlte eine Berührung an ihrer Schulter. Sie gehorchte, und als sie aufblickte, erkannte sie, wie freundlich diese Frau war.
„Meine Tochter ist fast zwei Jahre von ihrem Zuhause fort gewesen“, begann Papa. „Sie hatte uns nicht erzählt, warum sie zu ihrer Tante nach Dublin gehen wollte, und ließ uns in dem Glauben, dass Eleanor sie gerufen habe. Aber das war nicht der Fall. Sie ging fort, um in aller Heimlichkeit ihr Kind zur Welt zu bringen. Ihr Kind … und damit Ihren Enkelsohn.“
Die Countess sah ihn mit großen Augen an. „Wie bitte?“
„Rosie, bringen Sie Ned zu mir“, befahl Papa. Sein Gesicht war dunkelrot geworden.
Lizzie drehte sich um, und als Ned bei ihr war, nahm sie ihn hoch. Mit Ned auf dem Arm zitterte sie heftig, und sie hielt ihn ganz fest. In diesem Augenblick hatte sie Angst, man könnte sie hinauswerfen, während Ned bleiben durfte.
„Tyrell, Ihr Stiefsohn, hat dieses Kind gezeugt“, sagte Papa.
Lizzie schloss die Augen und flüsterte der Countess zu: „Es tut mir leid.“
„Das glaube ich nicht“, erklärte die Countess. „Ich muss Ihre Tochter nicht noch einmal ansehen, um zu erkennen, dass sie von vornehmer Gesinnung ist. Tyrell ist kein Schurke. Niemals würde er sich so ehrlos verhalten.“
„Er muss sich zu meiner Tochter und ihrem Sohn bekennen“, verlangte Papa.
Lizzie wagte es, die Countess anzusehen, doch als sich ihre Blicke begegneten, wandte sie sich ab. Sie belog die Countess, und sie fühlte sich keineswegs wohl dabei.
„Stellen Sie das Kind hin“, verlangte die Countess.
Obwohl sie leise sprach, waren ihre Worte unverkennbar als Befehl gemeint. Lizzie ließ Ned zu Boden gleiten, und er strahlte sie an. „Mama, gehen? Gehen!“
„Später“, flüsterte Lizzie.
Die Countess betrachtete Ned ungläubig. „Miss Fitzgerald!“
Lizzie sah auf.
„Tyrell ist der Vater Ihres Sohnes?“
Lizzie holte tief Luft. Sie müsste es nur leugnen, aber seltsamerweise war ihr das nicht möglich. Also nickte sie. „Jawohl, Mylady.“
Die Countess sah Ned an, der ihr zulächelte und verlangte: „Gehen! Gehen!“ Mit der Faust schlug er gegen die Stuhllehne, dann lächelte er wieder zufrieden.
Die Countess schien erschüttert. „Ich werde den Earl rufen lassen“, sagte sie.
„Warten Sie.“ Mama trat vor. In ihren Augen schimmerten Tränen. „Darf ich bitte etwas sagen?“
Die Countess nickte.
Mama zog ein Taschentuch aus ihrem Ärmel und wischte sich über die Augen. „Unsere Lizzie ist ein gutes Mädchen“, sagte sie schließlich. „Als sie nach Dublin ging, um Lady de Barry zu besuchen, ahnten wir nichts davon, dass sie ein Kind erwartete. Wissen Sie, Mylady, von meinen Töchtern ist Lizzie die schüchternste. Sie war immer das Mauerblümchen. Alles an ihr ist grundanständig.“
Die Countess musterte Lizzie, und Lizzie ahnte, was sie dachte: Wenn sie außerhalb des Ehebettes ein Kind empfangen hatte, dann konnte sie unmöglich so anständig sein.
Mama sagte: „Ich wage kaum, mir vorzustellen, wie eine solche Verführung vor sich gegangen sein könnte.“
„Mama, nein!“, rief Lizzie. „Es war allein meine Schuld!“
Die Countess schien verwundert, sowohl über Mamas Anschuldigung als auch über Lizzies Ausbruch. „Ich kenne Tyrell ebenso gut wie meine eigenen Söhne“, sagte sie, „und er ist ein Gentleman. Niemals würde er ein unschuldiges Mädchen verführen.“
„Sehen Sie denn nicht, wie schüchtern und bescheiden Lizzie ist?“, rief Mama. „Sie ist nicht kokett, und sie ist kein Flittchen. Aber er hat sie dazu gemacht. Irgendwie hat er sie dazu gebracht, ihre Erziehung zu vergessen. Und jetzt muss ihr Gerechtigkeit widerfahren!“
„Oh Mama, bitte hör auf!“, flehte Lizzie sie an.
„Ja, Sie sollten aufhören“, bat auch die Countess mit warnendem Unterton.
Und selbst Papa verstand, denn er nahm Mamas Arm. Aber Mama rief. „Jeder kennt Lizzies Ruf. Man kann jederman über unsere jüngste Tochter befragen.“
„Ich werde den Earl holen“, wiederholte die Countess.
Aber Lizzie ertrug diesen Streit nicht länger. Sie lief hinüber zur Countess, um mit ihr zu sprechen, obwohl sie das eigentlich gar nicht vorgehabt hatte. „Bitte, darf ich etwas sagen? Nur einen Moment? Und Sie
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