Verfuhrt auf dem Maskenball
Ich bin nicht ganz ehrlich zu dir gewesen – aber ich habe etwas versprochen, das ich halten muss.“
Verwirrt sah Georgie sie an. „Wenn dieses Versprechen dich vor Schwierigkeiten stellt, dann solltest du vielleicht noch einmal darüber nachdenken.“
Lizzie setzte sich auf einen Stuhl. Seit sie Anna das Versprechen gegeben hatte, befand sie sich schon in Schwierigkeiten, aber damals war es ihr nicht aufgefallen. „Georgie, ich habe einem sehr lieben Menschen versprochen, über ein bestimmtes Thema Stillschweigen zu bewahren. Aber meine Verschwiegenheit bringt mich in eine unmögliche Situation, eine Situation, von der ich nie geglaubt hätte, dass sie eintreten könnte. Schlimmer noch, vielleicht kann das Geheimnis nicht länger gewahrt bleiben.“
Georgie sah sie mit großen Augen an. „Ich kann nur vermuten, dass du damit auf Anna anspielst“, meinte sie schließlich. „Aber was könntest du ihr versprochen haben?“
Lizzie verzog das Gesicht.
„Anna hat alles, wovon sie jemals geträumt hat. Wird ihr dieses Geheimnis genauso schaden, wie es jetzt dir schadet?“
„Nur wenn es öffentlich gemacht wird“, sagte Lizzie vorsichtig.
„Wenn du es mir sagen musst, um von mir einen Rat zu bekommen, dann kann ich dir versprechen, dass ich es für mich behalten werde“, erwiderte Georgie.
Lizzie nickte. Sie fühlte sich entsetzlich dabei, aber sie hatte sonst niemanden mehr. „Anna ist Neds Mutter“, sagte sie.
Georgie musste sich am Bettpfosten festhalten, um nicht umzufallen. „Was hast du da gesagt?“
Lizzie nickte. „Ich habe nie mit Tyrell das Bett geteilt, und das weiß er natürlich. Wenn Mama und Papa nach Adare gehen und behaupten, dass ich die Mutter seines Kindes bin, dann wird er zweifellos meine Lüge offenlegen. Deshalb habe ich immer behauptet, Tyrell werde leugnen, Neds Vater zu sein. Und Rory! Rory hat mich mehrmals gesehen, als ich angeblich schwanger war. Wenn er hört, dass ich einen Sohn habe, wird er wissen, dass das vollkommen unmöglich ist!“, rief Lizzie.
Georgie holte tief Luft. „Wie selbstsüchtig von Anna.“
Lizzie holte tief Luft.
„Oh, ich weiß, das ist nicht fair von mir. Aber sieh doch nur, was du alles erdulden musst, damit sie mit Thomas glücklich sein kann! Das ist nicht richtig! Sie hat immer alles und jedes bekommen, nach dem sie sich gesehnt hat. Keinen einzigen Tag in ihrem Leben musste sie leiden. Ein Lächeln von ihr genügte, und jeder Herzenswunsch wurde ihr erfüllt. Und jetzt belastet sie dich mit ihrem Kind?“
„Ich liebe Ned, als wäre er mein Sohn, Georgie. Ich wollte ihn zu mir nehmen – es war meine Idee, nicht ihre. Eleanor versuchte, es mir auszureden, aber ich verliebte mich in ihn in dem Augenblick, als ich ihn auf den Arm nahm.“
„Dein ganzes Leben lang hast du Tyrell geliebt, und Anna ist zu ihm ins Bett gestiegen, obwohl sie das wusste“, rief Georgie aus.
Lizzie schloss die Augen. Derselbe Schmerz durchfuhr sie, den sie schon beim ersten Mal empfunden hatte, als sie von Annas Betrug gehört hatte. Jetzt, da Georgie so aufgebracht war, schien es ihr, als wäre das alles erst gestern gewesen.
„Moral ist nie ihre Stärke gewesen! Und jetzt haben wir den Beweis dafür!“, rief Georgie.
Lizzie schüttelte den Kopf. „Wir sollten Anna nicht tadeln. Ganz bestimmt bereut sie, was sie getan hat. Und es geschah nur ein einziges Mal, in jener Nacht von Allerheiligen, als wir die Kostüme tauschten.“ Lizzie beabsichtigte nicht, ihrer Schwester zu erzählen, dass Anna vor Tyrell auch schon andere Liebhaber gehabt hatte.
Georgie sah Lizzie ungläubig an. „Sie war immer ein wenig wild, oder? Und jahrelang haben wir uns bemüht, ihre kokette Art und ihre Leichtfertigkeit zu verteidigen. Vielleicht hätten wir uns dabei nicht so anstrengen sollen“, meinte sie voller Bitterkeit.
„Sie ist unsere Schwester“, erinnerte Lizzie. „Auch ich war ihr böse, aber wir müssen zu ihr halten.“
„Du bist zu nachgiebig, Lizzie“, sagte Georgie finster. „Und ich bin nicht sicher, dass ich genauso leicht verzeihen könnte, wenn ich an deiner Stelle wäre.“
„Was soll ich nun tun?“, fragte Lizzie verzweifelt und dachte an die peinliche Situation, die ihr am nächsten Morgen bevorstand. „Mama und Papa werden nach Adare gehen und dem Earl und der Countess erklären, ich sei die Mutter von Tyrells Sohn. Es gibt keine Möglichkeit, sie daran zu hindern. Ich werde in eine absolut peinliche Lage geraten. Aber wir können
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