Vergangene Schatten
Haus, großzügig gebaut und schön eingerichtet. Es war nicht schwer gewesen, ein nettes Plätzchen zu finden, wo er sich, wenn es sein musste, stundenlang bequem verborgen halten konnte. Er hatte einen neuen Plan ausgeheckt, der in seiner Einfachheit geradezu genial war. Dieser Plan war ihm praktisch auf dem Silbertablett präsentiert worden, nachdem er den Hund aus dem Weg geräumt hatte. Er würde hier im Haus warten, bis Carly zurückkehrte und zu Bett ging, und sie dann einfach aus dem Weg räumen. Er musste heute Abend nirgends mehr hin und hatte alle Zeit der Welt. Sollte sonst noch irgendetwas zu erledigen sein - zum Beispiel der Hund, falls er nicht tot sein sollte -, so konnte das bis zum Morgen warten.
Er hatte gehört, wie ihre Freundin, diese Sandra, zusammen mit ihrem Freund, dem Sheriff-Stellvertreter, nach Hause kam. Er hatte es überaus amüsant gefunden, sich oben im ersten Stock verborgen zu halten, während sich unten ein nichts ahnender Gesetzeshüter aufhielt. Dann war der Mann gegangen - er hatte ihn von einem Fenster im ersten Stock aus zu seinem Wagen gehen sehen -, so dass er und Sandra allein im Haus waren.
Die folgende Stunde hatte er in einem unbenützten Zimmer verbracht. Er hatte vor, sich etwas später unter Carlys Bett zu verstecken, weil sie ein Schloss an ihrer Tür angebracht hatte, das möglicherweise nicht ganz einfach zu knacken war. Dort würde er warten, bis sie schlief. Aber er würde seinen Posten unter dem Bett erst einnehmen, wenn es unbedingt sein musste; schließlich würde es da unten nicht gerade bequem sein. Im Kleiderschrank war es möglicherweise etwas bequemer als unter dem Bett - aber das kam nicht in Frage, weil man ja nicht wusste, ob sie nicht vielleicht ihre Kleider in den Schrank zurückhängte, bevor sie schlafen ging.
Es mochte vielleicht recht lustig sein, sie zu erschrecken, wenn sie den Schrank öffnete, aber es könnte recht mühsam werden, hinter ihr herzujagen. Es konnte allzu leicht alles schief gehen, wenn sie die Möglichkeit hatte, wegzulaufen und zu schreien.
In diesem Punkt hatte er sich nicht geirrt, stellte er grimmig fest, als er seinen Wagen erreichte. Mit zusammengebissenen Zähnen zog er sich in den Wagen, streckte sein verletztes Bein über dem Sitz vor ihm aus und suchte in seiner Tasche nach irgendetwas, mit dem er die Blutung stillen konnte. Er leuchtete kurz mit der Taschenlampe in die Tasche - mehr als ein paar Sekunden Licht wollte er nicht riskieren, um seine Verfolger nicht auf seine Spur zu bringen - und sah dabei, dass die Wunde genauso böse und tief war, wie er vermutet hatte. Sein Hosenbein war schon mit Blut durchtränkt, und die Wunde blutete immer noch.
An allem war nur diese verdammte Katze schuld.
Er war auf dem Weg zurück zu seinem Versteck gewesen, nachdem er einen kurzen Blick ins Schlafzimmer geworfen hatte, um sicherzugehen, dass Carly nicht heimgekehrt war, ohne dass er es bemerkt hatte. Da hörte er Sandra die Treppe heraufkommen. Sie hatte mit jemandem gesprochen - wahrscheinlich mit der Katze, wie ihm später klarwurde -, und er lief rasch in Carlys Schlafzimmer zurück und versteckte sich hinter der Tür. Die Treppe führte mitten auf den Flur herauf - er hätte es also nie zurück in sein Versteck geschafft, ohne dass Sandra ihn gesehen hätte. Er hoffte, dass sie in ihr Zimmer gehen würde, aber zur Sicherheit zog er die Kapuze, die er für alle Fälle mit sich trug, über den Kopf. Nicht, dass er sich große Sorgen gemacht hätte; sie hatte schließlich keinen Grund, in Carlys Zimmer zu kommen - und das hätte sie auch bestimmt nicht getan, wenn die Katze nicht gewesen wäre.
Das Vieh kam ins Zimmer, starrte ihn mit großen Augen an und begann zu miauen.
»Was suchst du denn da, Katze?«, hörte er Sandra sagen, und dann war sie plötzlich da und starrte ihn mit angstgeweiteten Augen an.
Er hatte nicht vorgehabt, sie zu töten - schließlich hatte er nichts gegen die Frau -, doch da stand sie nun und starrte ihn an. Was sollte er tun?
Natürlich musste er sie ebenfalls aus dem Weg räumen.
Er war gerade dabei gewesen, eben das zu tun, als er hörte, wie Carly sie von unten rief. Wenig später kam sie dann herauf. Dann kam diese verdammte Katze wieder daher und stieß die Tür auf, und Carly kam mit ihr herein.
Immer wieder waren es in letzter Zeit Tiere gewesen, die seine Pläne durchkreuzten und Chaos in sein geordnetes Leben brachten. Er fing allmählich an, diese Quälgeister richtig zu
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