Vergangene Schatten
ihn dazu ermutigst? Sag mir, dass ich mir das alles nur einbilde.«
»Ich liebe es, wenn du eifersüchtig bist«, sagte sie mit einem breiten Grinsen, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. »Du bist einfach süß, wenn du eifersüchtig bist. Übrigens bist du sowieso einfach süß.«
»Und du bist nicht nur süß, du bist wunderschön. Und was das Beste ist, du gehörst mir.« Er zog sie an den Oberarmen zu sich. »Okay, dann bin ich eben eifersüchtig. Ein wenig. Nicht sehr. Lach ruhig über mich. Das wirst du mir aber büßen, wenn wir heute Nacht im Bett sind.«
»Jetzt machst du mir aber Angst.« Sie sah ihn mit großen Augen an. Was er mit seinen Worten in Wahrheit bei ihr auslöste, war nicht Angst, sondern vielmehr Erregung. Sie konnte es kaum erwarten, wie er sie im Bett büßen lassen wollte. »Nur zur Klarstellung: Mike hat es nicht auf mich abgesehen, sondern auf deine Schwester.«
»Was?«, fragte Matt verdutzt. »Auf welche?«
Carly sah ihn kopfschüttelnd an. »Ich kann's nicht glauben, dass dir das nicht aufgefallen ist. Erin natürlich.«
»Aber sie heiratet am Samstag«, sagte er verblüfft und blickte zum Altar zurück, von wo die anderen bereits herbeischwärmten. »Weiß sie es?«
»Ich denke schon«, antwortete Carly, löste ihre Arme von ihm und trat einen Schritt zurück; schließlich befanden sie sich immer noch in einer Kirche. »Wie glaubst du denn, habe ich es geschafft, Mike zu überreden, mit mir auszugehen? Er wollte Erin eifersüchtig machen. Sonst hätte er es um nichts in der Welt getan.«
»Du meine Güte«, sagte Matt und schüttelte den Kopf. »Ich glaub's einfach nicht. Typisch Frauen. Glaubst du, dass sich Erin auch für ihn interessiert?«
Bevor Carly antworten konnte, waren sie von einer ganzen Schar von Menschen umgeben. Alle außer den Kindern, die immer noch probten, schwärmten munter plaudernd in den Vorraum und von hier weiter auf den Parkplatz hinaus. Es war erst halb zehn Uhr abends, was im Juli für gewöhnlich bedeutete, dass es zwar nicht mehr ganz so heiß war wie am Mittag, dass es aber immer noch hell war. An diesem Abend war der Himmel jedoch zum ersten Mal seit Wochen bewölkt, und es sah ganz nach Regen aus.
So war das Leben nun einmal. Kaum geht man unter die Dusche, klingelt auch schon das Telefon. Und wenn einmal eine Hochzeit bevorsteht, ziehen nach wochenlangem Sonnenschein urplötzlich Regenwolken herauf.
Während sie darauf warteten, dass auch die Kinder mit ihren Proben fertig wurden, standen sie in Grüppchen beisammen und plauderten. Matt stand Arm in Arm mit Carly in Gesellschaft von Dani und Craig sowie zwei von Collins Brautführern und deren Freundinnen. Plötzlich hatte Carly das Gefühl, dass sie beobachtet wurde. Es lief ihr kalt über den Rücken, als sie sich schließlich umdrehte ... und in Shelbys Augen blickte.
Lieber Shelby als die Augen eines anderen, dachte sie sich. Einen Moment lang hatte sie gedacht, dass es dieses Monster war, das sie mit seinem kalten Blick fixierte.
Doch das war hier in der Kirche natürlich nicht sehr wahrscheinlich. Schließlich war nicht nur Matt bei ihr, sondern sie war von einer ganzen Schar von Menschen umgeben. Außerdem war es noch nicht einmal dunkel. Es war ganz einfach so, dass sie sich noch ein wenig verwundbar fühlte nach dem, was sie heute Morgen in dem Heim erlebt hatte. Sie weigerte sich jedoch entschieden, auch nur einen Moment lang daran zu denken, weil sie genau wusste, dass sie das ziemlich aus dem Gleichgewicht bringen würde; am Ende hätte sie den anderen noch den ganzen Abend verdorben.
Sie bemühte sich deshalb, ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Sogar Shelby kam ihr in diesem Fall gelegen. Sie sah wirklich sehr attraktiv aus in ihrem schwarzen Kostüm - ein wenig kühl und hochmütig vielleicht, aber ganz sicher verdammt elegant.
Carly wusste nur zu gut, dass sie sich in dieser Hinsicht nie mit ihr würde vergleichen können.
Zu wissen, dass Shelby schon mit Matt geschlafen hatte, störte sie ein wenig, doch andererseits hatte Matt wahrscheinlich Dutzende Exfreundinnen. Wenn sie jedes Mal aus dem Häuschen geriet, wenn ihr eine davon über den Weg lief, würde sie kaum noch zur Ruhe kommen. Außerdem hatte Carly irgendwo Verständnis, dass Shelby nicht gerade erfreut darüber war, wie Matt sie behandelt hatte; er hatte mit ihr geschlafen und sich nach einer Weile aus dem Staub gemacht - genauso wie er es mit ihr, Carly, auch gemacht
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