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Vergebliche Suche nach Gaby

Vergebliche Suche nach Gaby

Titel: Vergebliche Suche nach Gaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Schwenktür brechen.
    Vollbremsung und abspringen war
eins. Gaby flitzte zum Haus. Hinter ihr krachte das Bike zu Boden. Der
Blechtopf der Palme schepperte.
    Gaby war an der Tür. Ihr Atem flog.
Das Herz hämmerte im Hals. Sie schlug an die Tür. Wo war die Klingel? Nicht
vorhanden. Nur ein Metallring als Klopfer. Und dort, schon am Zaun, war der
verfolgende Bär. Sein Maul tropfte. Irgendwas hatte ihn wütend gemacht.
    „Hiiiiiilfe!“
    Gaby schrie und wummerte gegen
die Tür.
    Nichts.
    Sie sprang zur Hausecke. Ein
überdachter Durchlass zwischen Garten und Bungalow führte nach hinten.
    Jetzt war der Bär auf dem
Grundstück. Auch der Zweite kam.
    Gaby sprintete um die Ecke zur
Rückfront.
    Ein gepflasterter Hof,
Gerümpel, eine Hintertür mit Klinke.
    Wenn diese Tür verschlossen
ist, gibt es keine Rettung für mich, wusste Gaby. Sie drückte auf die Klinke —
und die Tür ging auf.
    Eine kleine Diele, gefüllt mit
muffiger Luft und Abendlicht. Das fiel herein durch ein winziges Fenster neben
der Tür und durch eine zweite Tür links. Die führte in einen Raum, wo jetzt ein
Geräusch entstand — als raschele Papier.
    „Nicht erschrecken!“, rief
Gaby. „Ich brauche Hilfe. Ich werde verfolgt von einem Raubtier. Zwei Bären
sind los.“
    Außer Atem trat sie zu der Tür
und blickte in den Raum.
    Es war noch so hell draußen,
dass keine Lampe brannte. Die Vorhänge an dem — mit Schmiedeeisen —
vergitterten Fenster waren zur Seite gezogen.
    Das war etwas unvorsichtig.
Auch die nicht verriegelte Hintertür. Aber der Mann am Tisch fühlte sich
sicher, hätte nie vermutet, dass irgendwer auf seinen Hof kam — oder gar ins
Haus.
    Jetzt war der Typ so
überrascht, dass in seinem harten Gesicht der Kiefer herabhing. Fischkalte
Augen starrten Gaby an. Und erkannten sie. Ebenso wie Gaby diesen Kerl
erkannte, obwohl sie seinen Namen nicht mehr ganz genau wusste. Bruno
Otterfreund oder Otterfeind... feind mit t?
    Sie war unlängst dazugekommen,
zufällig, als er im Büro ihres Vaters, also des Kommissars Glockner, einen
Wutanfall kriegte und zu toben begann, was schrecklich ausgesehen hatte. Drei
Beamte waren nötig gewesen, um dem Kerl Handschellen anzulegen. Später musste
man ihn, obwohl verdächtig des schweren Raubüberfalls, gehen lassen — wegen
Mangel an Beweisen.
    Auf dem Tisch vor Bruno standen
zwei Dosen Bier. Eine war frisch geöffnet. Etwas Schaum quoll aus der Öffnung.
Die Dosen hatten kaum Platz, denn der Tisch war voll gestapelt mit gebündeltem
Geld. Noch nie hatte Gaby so viel DM gesehen: Hunderter, Zweihunderter,
Fünfhunderter, sogar Tausender. Alles in dicken Päckchen, von Gummibändern
umringelt.
    Das müssen Millionen sein,
dachte Gaby beklommen. Aber nur noch in diesem Jahr und 2001. Danach kommt der
Euro. Dann ist das hier nur noch bedrucktes Papier und... Himmel! was spinne
ich denn?! Draußen sind die Bären, und hier ist ein... Schwerverbrecher. Der
zählt seine Beute.
    Sie war völlig durcheinander.
Fühlte Pudding in den Knien und ihr Mund war wie ausgetrocknet.
    „Gu... guten Abend!“, stammelte
sie. „Entschuldigen Sie, dass ich so hereinstürme. Aber... ich werde wirklich
von Bären verfolgt. Die... die müssen aus dem Zoo entkommen sein. Bitte, helfen
Sie mir! Rufen Sie die... den Zoo an. Ja?“
    Sie hatte sagen wollen: Rufen
Sie die Polizei an. Aber das wäre das falsche Stichwort gewesen.
    Er starrte sie an. Seine
Haltung hatte sich nicht verändert. Trotzdem wirkte er jetzt nicht mehr
überrascht, sondern eiskalt und angespannt wie zum Sprung.
    „Gabriele Glockner“, sagte er
mit schneidender Stimme. „Die Tochter des verdammten Bullen. Ausgerechnet!“

    Er schnellte hoch und kam
hinter dem Tisch hervor.
     
    *
     
    Igor war acht Jahre alt, hatte
keine Erinnerung mehr an seine skandinavische Heimat und konnte nichts anfangen
mit der plötzlichen Freiheit. Alles, was der Braunbär in diesen Minuten erlebt
hatte, machte ihn wütend. Also hatte er Gaby verfolgt bis zur Garage. Dort
drang ihm ein Geruch entgegen, den er nicht mochte. Er verhielt, brummte
ärgerlich, drehte ab und tappte zur Straße zurück.
    Hier kam ihm Anuschka entgegen.
Sie war ein Jahr jünger, war im Zoo zur Welt gekommen und hatte das Glück
gehabt aufwachsen zu dürfen. Ihr fehlte ein halbes Ohr. Eine kleinere
Artgenossin hatte es ihr abgebissen vor langer Zeit bei einer Rauferei.
Anuschka hatte Olga fast umgebracht und seitdem durften die beiden nicht mehr
ins selbe Gehege. Anuschka mochte Igor nicht

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