Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
sterben. Oder noch schlimmer, von Tangos gefunden werden.
»Ich bleibe bei ihm«, meldet sich Cody freiwillig.
Funktioniert auch nicht, weiß Dave. Ihnen fehlt sowieso schon ein Mann – wenn sie mit zwei Männern weniger anrücken, wird der Überfall auf den Bunker zum Selbstmordkommando. Alessandro kann nur gerettet werden, wenn sie die Mission jetzt abbrechen und zum Flugzeug gehen.
Ein klarer Deal: Vergeltung oder Alessandros Leben.
Er kannte die Risiken, denkt Dave, er wusste, worauf er sich einlässt. Er hat das Geld genommen und es drauf ankommen lassen. Das ist der Unterschied zwischen einem Söldner und einem Soldaten. Wir haben nie versprochen, dass wir ihn hier rausholen, wir haben nie …
Herrgott, denkt er.
Hätte Diana gewollt, dass du das tust? Einen verwundetenKameraden sterbend zurücklassen? Was hättest du Jake erzählt, wenn er dich gefragt hätte? Das verstehst du noch nicht, mein Sohn. Manchmal muss man …
Was?
Was ist aus dir geworden?
Was hat Aziz aus dir gemacht? Er würde es tun – er würde seinen Mann liegen lassen und die Mission zu Ende bringen. Aber irgendwo, denkt Dave, muss es einen Unterschied zwischen uns geben, sonst gewinnen die Bösen.
Die ultimative Vergeltung – lass sie nicht gewinnen.
Er packt Alessandros Hand. »Halt durch. Wir holen dich hier raus.«
Donovan sieht Dave an. Bist du sicher?
Dave nickt. Ja, ich bin sicher.
In meinem ganzen Leben war ich mir noch keiner Sache so sicher.
»Wir tragen ihn raus«, sagt Donovan.
Cody geht an seinen Rucksack und zieht einen Evakuierungsschlitten aus Plastik raus. Er schiebt ihn unter Alessandro, damit werden sie ihn abwechselnd in Viererteams zum Flugzeug tragen.
Alessandro sieht Dave an. »Was ist mit deiner Vergeltung?«
»Die kann warten.«
Dave steht auf und hilft Cody mit dem Schlitten.
In dieser Sekunde zieht Alessandro seine Beretta 92, hält sie sich an die Brust und …
Dave hört einen gedämpften Schuss.
Ulrich sucht das Gelände unter sich ab.
Eine Abordnung von Tangos schlängelt sich durch denDschungel und kommt direkt auf ihn zu. Einer, der aussieht wie ein Batak – mit einem schwarzen Turban auf dem Kopf –, führt den Trupp an.
Ein Fährtenleser.
Na, das ist interessant, denkt Ulrich.
Er checkt den Ladestreifen seiner MP5.
»Ich geh jetzt voraus«, sagt Dave.
Amir will widersprechen, »ich bin …«
»Ich gehe voraus.«
Ende der Diskussion.
Gefolgt von Amir setzt Dave den Aufstieg fort.
Könnte eines der Minenfelder sein, denkt er. Oder doch nur eine einzige, die von einem der vielen Aufstände hier übrig geblieben ist? Egal. Wir müssen auf diesen Berg rauf, und wir müssen uns beeilen. Selbst wenn wir Minensuchgeräte dabeihätten, uns bliebe nicht die Zeit, sie zu verwenden.
Manchmal muss man einfach nur einen Fuß vor den anderen setzen und auf Gott vertrauen.
Aziz sucht die Monitore ab, die den Zugang zum Bunker zeigen.
Alles ruhig.
Niemand zu sehen.
Wo sind sie? Er funkt den Kommandanten des T-90 an. »Was seht ihr?«
Nichts. Keinen Feind. Nur ein zerstörtes Lager und die Leichen unserer Leute.
»Kommt zurück.«
Möglich, dass Collins schon wieder weg ist, aber Azizglaubt es nicht. Wenn er nicht über die Straße kommt, dann kommt er über den Berg.
Wendelin blickt auf seinen Computerbildschirm.
Eine Satellitenaufnahme des vernichteten Terrorlagers.
Alles liegt in Schutt und Asche, die Gebäude brennen. Tote Tangos.
Dave Collins, denkt er.
Nein, korrigiere, verflucht noch mal, Dave Collins!
»Habt ihr seine Position jetzt ermittelt?«, fragt er Palmer.
»Negativ, Sir.«
»Vor dem Bunker?«
»Negativ.«
Was würdest du machen, fragt sich Wendelin. Wie würdest du den Bunker angreifen?
Er blickt erneut auf den Bildschirm und bittet um eine Vergrößerung.
Dann sieht er es.
Dave erreicht den Gipfel.
Er steht jetzt in einem Kiefernwald.
Dies wird der RP sein, der Rallying Point , von dem aus sie die nächste Phase starten.
Auf dem Bergkamm oberhalb des Hauptkomplexes liegen zwischen ihnen und dem Bunker dreihundert Meter offenes Gelände.
Sofort wird feindliches Feuer eröffnet.
Das schwere Knattern eines 12.7mm-KORD-Maschinengewehrs in einem eigens gebauten Geschützstand oberhalb des Hauptkomplexes ertönt, kurze disziplinierte Salven kommen ihnen entgegen. Der Munitionsgurt des KORD fasst nur fünfzig Patronen, deshalb schießt die Crew sparsam und effizient.
Die beiden Bunker auf dem gegenüberliegenden Hang, auf der anderen Seite der Straße,
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