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Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Vergeltung (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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Trichter verliert etwas von seiner Tödlichkeit.
    Unmittelbar nach dem Knall springt Dave in den Raum, die MP 7 im Anschlag.
    Al-Badri ist genau dort, wo er laut Geheimdienstbericht zu vermuten war – im Bett. Nackt. Er blinzelt ins grelle Licht. Die Frau an seiner Seite zieht sich das Laken über die entblößte Brust und starrt Dave voller Entsetzen an.
    Er ist ein Monster.
    Die Röhren des Nachtsichtgeräts ragen aus seinem Gesicht wie Hörner. Der Satan persönlich ist aus einem grellweißen Blitz gestiegen, um sie im Schlaf heimzusuchen.
    Er zielt mit der Waffe auf sie und winkt sie beiseite – raus.
    Sie rührt sich nicht.
    » Mach schon «, sagt Donovan.
    Sie kann nichts sehen, wird Dave jetzt klar. Die Waffe weiter auf Al-Badri gerichtet, packt er sie am Handgelenk und zerrt sie aus dem Bett.
    Sie schreit.
    » Mach schon «, sagt Donovan noch einmal.
    Dave schleudert sie gegen die Wand. Sie sackt zusammen und schluchzt. Dave dreht sich zu Al-Badri um.
    Er hat sich nicht gerührt.
    Der Mann – bärtig, langes schwarzes Haar, Anführer der al-Qaida im Irak – grinst und hebt langsam die Hände. Laut Geheimdienstbericht hat Al-Badri höchstpersönlich vier amerikanische Entwicklungshelfer enthauptet. Er ist für Dutzende Hinterhalte und Anschläge mit Sprengfallen verantwortlich. Dave musste das Blut und die Hirnmasse seiner Freunde aus einem der betroffenen Schützenpanzer kratzen. Briefe an ihre Frauen und Kinder schreiben. Sich Lügen über die Umstände ihres Todes ausdenken.
    Und jetzt nimmt der Kerl die Hände hoch?
    Sie haben sich zu seinem Haus durchgekämpft – durch ein Hornissennest aus sehr sorgfältig angelegten Schussfeldern. Ein paar werden verletzt nach Hause fahren. Andere gar nicht mehr.
    Und auch den Rückweg werden sie sich freischießen müssen.
    Er richtet das Laservisier seiner MP 7 auf das »T« – die imaginäre Linie von Schläfe zu Schläfe quer über der Stirn, knapp oberhalb der Brauen – und kann es in seinen Augen sehen: Al-Badri glaubt nicht, dass Dave wirklich abdrücken wird.
    Da kennt er mich aber schlecht, denkt Dave.
    Und drückt zweimal ab.
    Al-Badris Hirn schießt aus seinem Hinterkopf und spritzt über das Bettgestell, sein Mund formt ein O. Die Augen sind verschwunden, wie bei einem Totenschädel in einem Geisterhaus an Halloween.
    Die Schreie der Frau werden zur schrillen Totenklage, ein Geheul aus Trauer und Empörung. Sie stürzt sich auf Dave. Er schleudert sie zur Seite.
    Donovan spricht in sein Mikro: » EKIA – Enemy Killed In Action . «
    Schnell raffen sie gemeinsam Handys, einen Laptop und Papiere zusammen. Dann sagt Donovan: »Rückzug.«
    Nichts wie weg.
    Dave dreht sich um. Und raus durch die Tür.
    Exfiltrieren, umgekehrtes Infiltrieren.
    Die Treppe runter, über den Hof, durchs Tor.
    Er ist schon halb unten, Donovan ist hinter ihm, da hört er das metallische Klappern einer die Stufen hinunterkullernden Granate.
    Er dreht sich noch einmal um und sieht die Frau auf dem Absatz oben.
    Die kränklich grüne Welt erstarrt, dann …
    Sirenengeheul.
    In kurzen, durchdringenden Schüben – der Wecker.
    Diana muss ihn für sich selbst gestellt haben. Dave ist seit Stunden wach, seit er aus dem Alptraum hochgeschreckt ist.
    Falludscha ist Jahre her, man sollte meinen, die Träume würden allmählich aufhören. Er wirft sich warmes Wasser ins Gesicht und verteilt den Rasierschaum. Bevor er den Rasierer nimmt, prüft er, ob seine Hand schon bereit ist.
    Kurz nach dem Aufstehen war sie’s nicht. Kein Zittern – dafür hat sich Dave viel zu gut im Griff –, aber die Hand war irgendwie unsicher und fahrig. Er hat gar nicht erst versucht, wieder einzuschlafen, ist nach unten gegangen, hat Kaffee gekocht und sich eine Weile Gedanken gemacht.
    Aus einem Krieg kehrt man nie wieder zurück, sagt man, aber das stimmt nicht, dachte er.
    Zurück kommt man schon, aber man nimmt den Krieg mit nach Hause.
    Verdammt, Falludscha war wirklich ein Alptraum, denkt er jetzt beim Rasieren. Aber wäre es nicht Falludscha gewesen, hätten es noch jede Menge andere Orte und Träume sein können.
    Angefangen hatte es mit dem ersten Golfkrieg im Irak, wo er SCUD-Startplattformen aufgeklärt und die dazugehörigen Mannschaften ausgeschaltet hatte. Dave war erst zweiundzwanzig gewesen, knapp über dem Mindestalter eines Delta-Force-Operators, der jüngste seiner Einheit. Als Elitekämpfer, als einer der besten unter den besten, war er manchmal aus 9000 Metern Höhe mit 100 Pfund

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