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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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andere Todesrate gibt als gewöhnlich.
Wenn sie sehr schnell wachsen oder jung sterben, könnte das ein größeres
Nahrungsangebot darstellen, als man erwarten würde.«
    »Mir ist
aufgefallen, daß auch die größten Tiere klein wirken«, sagte Malcolm. »Als
würden sie gar nicht richtig erwachsen werden. Vielleicht werden sie frühzeitig
getötet.«
    »Vielleicht«,
entgegnete Sarah, »aber wenn die Todesrate hier hoch genug ist, um eine so
große Raubtierpopulation zu ernähren, müßte man Spuren von Kadavern finden und
Unmengen von Skeletten. Hast du welche gesehen?«
    Malcolm
schüttelte den Kopf. »Nein. Jetzt, da du es erwähnst, fällt mir ein, daß ich
noch kein einziges Skelett gesehen habe.«
    »Ich auch
nicht.« Sie schob die Lampe beiseite. »Irgendwas ist komisch an dieser Insel,
Ian.«
    »Ich weiß«,
sagte Malcolm.
    »Wirklich?«
    »Ja«, sagte er.
»Ich habe es von Anfang an befürchtet.«
     
    Donner grollte. Vom Hochstand aus wirkte
die Ebene dunkel und still, bis auf das entfernte Knurren der Raptoren.
»Vielleicht sollten wir zurückgehen«, sagte Eddie besorgt.
    »Warum?« fragte
Levine und schaltete sein Nachtsichtgerät ein. Er war sehr zufrieden mit sich,
weil er daran gedacht hatte, es mitzunehmen. Durch das Gerät sah er die Welt in
fahlen Grünschattierungen. Deutlich erkannte er die Raptoren bei ihrer Beute,
das zertrampelte Gras und das verspritzte Blut. Die Leiche war längst
aufgefressen, nur das Knacken von Knochen war noch zu hören, die die Tiere abnagten.
    »Ich meine nur«,
sagte Eddie, »daß wir nachts im Caravan sicherer sind.«
    »Warum?« fragte
Levine.
    »Na ja, er ist
verstärkt, er ist stabil und sehr sicher. Er hat alles, was wir brauchen. Ich
glaube einfach, wir sollten dort sein. Oder wollen Sie vielleicht die ganze
Nacht hierbleiben?«
    »Nein«, sagte
Levine. »Für wen halten Sie mich denn, für einen Fanatiker?«
    Eddie grunzte
nur.
    »Aber ein
bißchen bleiben wir noch«, sagte Levine.
    Eddie wandte
sich an Thorne. »Doc? Was sagen Sie? Es wird bald regnen.«
    »Nur ein bißchen
noch«, sagte Thorne. »Und dann fahren wir alle zusammen zum Caravan zurück.«
     
    »Dinosaurier gibt es auf dieser Insel
seit fünf Jahren, vielleicht sogar noch länger«, sagte Malcolm, »aber sonst
sind nirgendwo welche aufgetaucht. Und plötzlich, im letzten Jahr, findet man
Kadaver dieser Tiere an den Stränden von Costa Rica und Berichten zufolge auch
auf einigen der Inseln im Pazifik.«
    »Von der
Strömung dorthin getragen?«
    »Wahrscheinlich.
Aber die Frage ist, warum? Warum so plötzlich, nach fünf Jahren? Irgend etwas
hat sich verändert, aber wir wissen nicht – Moment mal.« Er ging zu der
Computerkonsole hinüber und setzte sich vor den Bildschirm.
    »Was machst du
da?«
    »Arby hat uns in
das alte Netzwerk eingeklinkt«, sagte er. »Und die Forschungsdateien aus den
80ern sind noch gespeichert.« Er bewegte den Cursor mit der Maus über den
Bildschirm. »Wir haben sie uns noch nicht angesehen …« Das Menü mit den
Verzeichnissen der Arbeits- und Forschungsdateien erschien. Er blätterte in den
Verzeichnissen.
    »Vor Jahren
hatten sie Probleme mit irgendeiner Krankheit«, sagte er. »Im Labor gibt es
eine Menge Unterlagen darüber.«
    »Was für eine
Krankheit?«
    »Das haben sie
selber nicht gewußt«, erwiderte Malcolm.
    »In freier
Wildbahn gibt es einige sehr langsam wirkende Krankheiten«, sagte Sarah. »Es
kann fünf oder zehn Jahre dauern, bis sie zum Ausbruch kommen. Verursacht von
Viren oder Prionen. Du weißt schon, Proteinfragmente – wie bei Scrapie oder
Rinderwahnsinn.«
    »Aber diese
Krankheiten werden nur durch kontaminierte Nahrung übertragen.«
    Schweigen
entstand.
    »Was glaubst du,
womit die sie damals gefüttert haben?« fragte Sarah schließlich. »Das würde ich
mir nämlich schon überlegen, wenn ich kleine Dinosaurier aufziehen müßte. Was
brauchen die denn? Milch wahrscheinlich, aber –«
    »Ja, Milch«,
sagte Malcolm mit Blick auf den Bildschirm. »In den ersten sechs Wochen Ziegenmilch.«
    »Das liegt
nahe«, sagte Sarah. »Ziegenmilch wird auch in den Zoos immer verwendet, weil
sie hypoallergen ist. Und später?«
    »Laß mir mal
‘nen Augenblick Zeit«, bat Malcolm.
    Sarah hielt das
Bein des Babys in die Höhe und wartete, daß das Harz austrocknete. Sie betrachtete
den Verband, schnupperte daran. »Ich hoffe nur, daß das gutgeht«, sagte sie.
»Wenn irgendwas komisch riecht, nehmen die Tiere ihre Kleinen manchmal nicht
wieder an.

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