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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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das das Boot? Er hörte die Compys hinter sich und ging schneller.
    Er schob einige
Äste beiseite und sah eine kleine Hütte, einen Geräteschuppen oder ein Wachhäuschen.
Der Schuppen war aus Beton und hatte ein Blechdach sowie ein quadratisches
Fenster, aus dem Licht schien. Er fiel wieder hin, stemmte sich auf die Knie
hoch und kroch das letzte Stück. Dann zog er sich am Türknauf hoch und öffnete
die Tür.
    Der Schuppen war
leer. Einige Rohre ragten aus dem Boden. Sie waren wohl früher einmal mit
Maschinen verbunden gewesen, doch diese Maschinen waren verschwunden, nur die
Rostränder waren zu sehen, wo sie am Betonboden festgeschraubt gewesen waren.
    In einem Winkel
des Schuppens brannte ein elektrisches Licht. Die Lampe war mit einem Timer
ausgestattet, der sie bei Einbruch der Dunkelheit einschaltete. Das war das
Licht, das er gesehen hatte. Gab es Strom auf dieser Insel? Wie konnte das
sein? Es war ihm egal. Er taumelte in den Schuppen, schloß die Tür fest hinter
sich und sank auf den nackten Betonboden. Durch die schmutzigen Fenster sah er
die Compys, die frustriert auf und ab hüpften und gegen das Glas stießen. Im
Augenblick war er vor ihnen sicher.
    Natürlich würde
er weitergehen müssen. Irgendwie mußte er von dieser verdammten Insel
wegkommen. Aber nicht jetzt, dachte er. Später.
    Über das alles
würde er sich später Gedanken machen.
    Dodgson legte
die Wange auf den feuchten Beton und schlief ein.
     
     
     

Caravan
     
     
    Sarah Harding legte die Aluminiumfolie
um das verletzte Bein des Babys. Der kleine Tyrannosaurier war noch immer bewußtlos,
er atmete gleichmäßig und rührte sich nicht. Sein Körper war entspannt. Der
Sauerstoff zischte leise.
    Nachdem Sarah
aus der Folie eine Manschette von etwa 15 Zentimetern Länge geformt hatte, begann
sie, mit einem kleinen Pinsel das Harz aufzutragen.
    »Wie viele
Raptoren gibt es hier?« fragte sie. »Als ich sie gesehen habe, war ich mir
nicht ganz sicher. Ich glaube, ich habe neun gesehen.«
    »Ich glaube, es
sind mehr«, sagte Malcolm. »Insgesamt elf oder zwölf.«
    »Zwölf?« fragte
sie und sah zu ihm hoch. »Auf dieser kleinen Insel?«
    »Ja.«
    Das Harz hatte
einen stechenden Geruch, wie Kleber. Sie trug es gleichmäßig auf das Aluminium
auf. »Weißt du, was ich denke?« fragte sie.
    »Ja«, sagte er.
»Daß es zu viele sind.«
    »Viel zu viele,
Ian.« Sie arbeitete mit sicherer Hand. »Es ergibt keinen Sinn. In Afrika sind
aktive Raubtiere wie Löwen über große Flächen verteilt. Ein Löwe auf 10 Quadratkilometer.
Manchmal sogar 15. Mehr hält das ökologische Gleichgewicht nicht aus. Auf einer
Insel wie dieser dürfte es eigentlich nicht mehr als fünf Raptoren geben. Halt
mal.«
    »Mmmh. Aber
vergiß nicht, die Beutetiere hier sind riesig … Einige dieser Tiere wiegen 20,
30 Tonnen.«
    »Ich bin nicht
überzeugt, daß das ein relevanter Faktor ist«, sagte sie, »aber gehen wir um
des Arguments willen einmal davon aus. Ich verdopple die Schätzung und sage,
zehn Raptoren für diese Insel. Aber wie du mir sagst, sind es zwölf. Und es
gibt ja noch andere große Raubtiere. Die Rexe zum Beispiel …«
    »Ja. Die gibt es
auch noch.«
    »Das sind zu
viele«, sagte sie und schüttelte den Kopf.
    »Die Tiere leben
hier ziemlich dicht«, entgegnete Malcolm.
    »Nicht dicht
genug«, erwiderte sie. »Im allgemeinen zeigen Studien über Raubtiere – ob nun
Tiger in Indien oder Löwen in Afrika –, daß auf ein Raubtier 200 Beutetiere kommen
müssen, damit es überleben kann. Das bedeutet, daß es bei 25 Raubtieren auf
dieser Insel 5000 Beutetiere geben müßte. Gibt es so viele?«
    »Nein?«
    »Was glaubst du,
wie viele Tiere es insgesamt hier gibt?«
    Er zuckte die
Achseln. »Ein paar 100. Wenn’s hoch kommt, 500.«
    »Also um eine
ganze Größenordnung zu wenig, Ian. Halt das mal, und ich hole die Lampe.«
    Sie fuhr mit der
Lötlampe über das Bein des Babys, um das Harz zu härten. Nebenbei kontrollierte
sie den Sitz der Sauerstoffflasche.
    »Die Insel kann
so viele Raubtiere nicht ernähren«, sagte sie. »Und doch sind sie da.«
    »Was könnte die
Erklärung dafür sein?« fragte er.
    Sie schüttelte
den Kopf. »Es muß eine Nahrungsquelle geben, die wir nicht kennen.«
    »Du meinst, eine
künstliche Nahrungsquelle?«
    »Nein«,
antwortete sie. »Künstliche Nahrungsquellen machen die Tiere zahm. Und diese
Tiere sind nicht zahm. Die einzige andere Möglichkeit, die mir einfällt, ist
die, daß es unter den Beutetieren eine

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