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Vergessene Welt

Vergessene Welt

Titel: Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Wichtigste«, entgegnete sie. »Erstens, rote Zellen mit Kern.
Das ist charakteristisch für Vögel, nicht für Säugetiere. Zweitens, ein
ziemlich atypisches Hämoglobin, das sich in mehreren Basenpaaren von dem der
Echsen unterscheidet. Drittens, anomale Struktur der weißen Zellen. Wir haben
nicht genug Material, um es mit letzter Sicherheit sagen zu können, aber wir
vermuten, daß dieses Tier ein sehr ungewöhnliches Immunsystem hat.«
    »Was immer das
heißen mag«, sagte Malcolm achselzuckend.
    »Wir wissen es
nicht, und die Probe gibt nicht genug her, um es herauszufinden. Kannst du eigentlich
mehr besorgen?«
    »Vielleicht.«
    »Woher? Von
Anlage B?«
    Malcolm machte
ein verwirrtes Gesicht. »Anlage B?«
    »Na ja, das
steht auf dem Anhänger.« Sie wechselte das Dia. »Ich muß sagen, Ian, dieser Anhänger
ist sehr interessant. Hier im Zoo verpassen wir dauernd irgendwelchen Tieren
Anhänger, und wir kennen alle handelsüblichen Marken. Aber einen solchen Anhänger
hat noch niemand gesehen. Da ist er, zehnfach vergrößert. Tatsächlich ist er etwa
so groß wie dein Daumennagel. Einheitliche Plastikoberfläche, am Tier befestigt
mit einem teflonbeschichteten Stahlclip auf der Unterseite. Es ist ein ziemlich
kleiner Clip, wie man sie bei Jungtieren benutzt. War das Tier, das du gesehen
hast, ein ausgewachsenes?«
    »Vermutlich.«
    »Dann hatte es
den Anhänger schon eine ganze Weile, wahrscheinlich wurde er ihm schon als
Jungtier angeheftet«, sagte Gelman. »Was in Anbetracht des Verwitterungsgrades
einleuchtend erscheint. Beachte die Sprenkelung der Oberfläche. Das ist sehr
ungewöhnlich. Das Plastik ist Duralon, das Zeug, aus dem Football-Helme gemacht
werden. Das ist extrem widerstandsfähig, und diese Sprenkelung kann nicht von
gewöhnlicher Abnutzung verursacht worden sein.«
    »Von was dann?«
    »Es ist ziemlich
sicher eine chemische Reaktion, wie etwa Kontakt mit einer Säure, vielleicht in
aerosoler Form.«
    »Wie zum
Beispiel Vulkandämpfe?« fragte Malcolm.
    »Das könnte
sein, vor allem angesichts dessen, was wir herausgefunden haben. Wie du siehst,
ist der Anhänger ziemlich dick, neun Millimeter, um genau zu sein. Und er ist
hohl.«
    »Hohl?«
wiederholte Malcolm und runzelte die Stirn.
    »Ja. Er enthält
einen Hohlraum. Wir wollten ihn nicht öffnen, also haben wir ihn durchleuchtet.
Hier.« Das Bild wechselte. Malcolm sah in dem Anhänger ein Gewirr weißer Linien
und Kästchen.
    »Das Ganze
scheint beträchtlich korrodiert zu sein, vielleicht ebenfalls von den Säuredämpfen.
Aber es besteht kein Zweifel, was das Ding mal war. Das ist ein Sender, Ian.
Was bedeutet, daß dieses ungewöhnliche Tier, diese warmblütige Echse oder was immer
es war, von irgend jemand von Geburt an betreut und mit diesem Anhänger
versehen wurde. Und das ist der Grund, warum die Leute hier so aufgeregt sind.
Jemand züchtet diese Dinger. Weißt du, was es damit auf sich hat?«
    »Ich habe nicht
die leiseste Ahnung«, sagte Malcolm.
    Elizabeth Gelman
seufzte. »Verdammter Lügner.«
    Er streckte die
Hand aus. »Kann ich die Probe zurückhaben?«
    Sie sagte: »Ian,
nach allem, was ich für dich getan habe.«
    »Die Probe?«
    »Ich glaube, du
bist mir eine Erklärung schuldig.«
    »Und die
bekommst du auch, das verspreche ich dir. In ungefähr zwei Wochen. Ich lade
dich zum Abendessen ein.«
    Sie warf ein in
Alufolie gewickeltes Päckchen auf den Tisch. Er nahm es und steckte es in die Tasche.
»Danke, Liz.« Er stand auf. »Ich hasse es zwar, so überstürzt aufzubrechen,
aber ich muß dringend telefonieren.«
    Er ging zur Tür,
und sie sagte: »Übrigens, wie ist dieses Tier gestorben, Ian?«
    Er blieb stehen.
»Warum fragst du?«
    »Weil wir beim
Zerlegen der Hautschichten unter der äußeren Epidermis ein paar fremde Zellen
gefunden haben.«
    »Und was
bedeutet das?«
    »Nun, das ist
das typische Bild, das man bekommt, wenn zwei Echsen kämpfen. Sie reiben sich
aneinander. Dabei gelangen fremde Zellen unter die oberste Schicht.«
    »Ja«, sagte er.
»Es gab an dem Kadaver Spuren eines Kampfs. Das Tier war offenbar verwundet worden.«
    »Außerdem
solltest du wissen, daß wir in den arteriellen Gefäßen Spuren einer chronischen
Verengung gefunden haben. Das Tier stand unter Streß, Ian. Und nicht nur als Folge
des Kampfes, bei dem es verwundet wurde. Eine solche Verengung wäre in den
frühen postmortalen Veränderungen wieder verschwunden. Ich rede von dauerndem,
chronischem Streß. Wo dieses Tier auch gelebt

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