Vergib uns unsere Sünden - Thriller
Ich meine, ich kapier zwar nicht, was das heißen soll, aber wenn meine Frau mir schon erzählen muss, wie ich meinen Job zu machen habe …« Lassiter drehte sich wieder zum Fenster um.
Miller räusperte sich. »Ich glaube …«
»Ich will nicht wissen, was Sie glauben, Robert«, sagte Lassiter. »Was ich jetzt brauche, das sind Fakten. Ich brauche Beweise. Ich brauche etwas, das ich hochhalten kann und sagen: ›Hier, meine Herren, hier haben wir einen Gegenwert für die Dollars der Steuerzahler‹, und damit sie es kapieren, damit sie sagen können, ›Donnerwetter, ja, jetzt seht es euch an, das ist mal etwas, etwas, mit dem man was anfangen kann, jetzt können unsere Frauen und Kinder wieder ruhig schlafen, das allgewaltige Zweite Revier hat den Schlamassel im Griff‹. Das brauche ich, Robert, das und nichts anderes.«
»Und genau das«, stellte Miller sachlich fest, »kann ich Ihnen noch nicht liefern.«
»Das weiß ich, Robert, und genau das will ich nicht hören. Verstehen Sie? Ich will hören, dass ihr die Sache im Griff habt, dass ihr Fortschritte macht, dass ihr das Arschloch morgen in U-Haft nehmt und er euch alles erzählt, was wir wissen müssen über den ganzen Scheißdreck, der mit der Mosley und Barbara Lee und …« Mitten im Satz brach Lassiter in Lachen aus, ein gezwungenes, nervöses Lachen. »Ach, Scheiße, das hab ich euch noch gar nicht erzählt. Wie konnte ich vergessen, euch das zu erzählen? Das ist der Hammer. Der absolute Hammer, darauf wären wir im Leben nicht gekommen. Die Rayner, Ann Rayner … die Kanzleisekretärin, ja? Ihr ratet nicht, für wen sie Aussageprotokolle und Urteile abgetippt hat?«
Miller schüttelte den Kopf.
»Exrichter, zweimaliger Kongressabgeordneter für Washington?«
Miller bekam große Augen. »Bill Walford?«
»Bingo«, rief Lassiter, »Anwaltssekretärin bei Richter Walford zwischen Juni 86 und August 93. Sieben Jahre, mein Lieber. Sieben verdammte Jahre. Ich kenne Typen, die haben in weniger Zeit zwei Ehen abgewickelt.«
Roth schüttelte den Kopf. »Walford?«
Miller sah ihn an. »Erzähl ich dir später.«
Lassiter lachte wieder. »Sie hatten noch nicht das Vergnügen mit Richter Walford, mein Freund?«, sagte er zu Roth. »Und ausgerechnet für den hat eine dieser Frauen gearbeitet.«
»Weiß er Bescheid?«, fragte Miller.
»Himmel, nein, der Typ geht auf die hundert zu, aber jetzt haben wir einen guten Grund mehr, ihn von den Akten fernzuhalten. Richter Thorne ist sehr neugierig, und ganz zufällig ist er ein Golfkumpel des Bürgermeisters, und er kennt Walford …« Lassiter schwieg einen Moment. »Bis jetzt sind wir gut davongekommen, kann ich euch sagen. Wundere mich sehr über den moderaten Lärm in den Zeitungen. Nach der Geschichte mit Natasha Joyce hätte es wesentlich schlimmer kommen können … Na ja, ihr habt verdammtes Glück gehabt, dass die Zeitungen nichts über sie hatten. Wenn die geahnt hätten, dass ihr mit dem Mädchen geredet habt … Himmel, ich mag gar nicht daran denken.«
Lassiter erhob sich, zog seinen Mantel von der Rückenlehne des Sessels und hängte ihn sich über den Arm. »Ich brauche jetzt ganz schnell Ergebnisse, Bewegung in der Sache, damit die Leute sehen, dass wir etwas tun für unser Geld. Wann öffnet dieser Imbissladen?«
»Offiziell um halb sieben«, antwortete Miller.
»Offiziell?«
»Die Bedienung - eigentlich die Besitzerin - ist ab sechs Uhr dort.«
»Und Viertel vor sechs seid ihr hier. Beide«, stellte Lassiter sachlich fest. »Wenn die auf den Knopf drückt, müsst ihr innerhalb von Minuten vor dem Laden stehen. Heute Nacht schieben Metz und Feshbach Wache, um vier Uhr lass ich sie von Riehl und Littman ablösen.« Er zögerte, schaute erst Roth, dann Miller an, als wollte er sie auffordern, Stellung zu nehmen. »Ich gebe euch alles, was ich euch geben kann, versteht ihr?«
»Ich weiß, Captain, ich weiß …«, setzte Miller an.
Lassiter unterbrach ihn. »Ich will hören, dass wir den Kerl haben, und nichts anderes. Und noch’ne tote Frau können wir schon gar nicht brauchen.« Ohne auf eine Antwort zu warten, trat er hinaus in den Korridor und schlug die Tür geräuschvoll hinter sich zu.
»Ich fahr in den Diner«, sagte Miller.
Roth wagte nicht zu widersprechen. Seit der ersten Woche dieses Monats hatte er kaum noch etwas von seiner Familie zu sehen bekommen. So war sein Leben. Amanda wusste es, die Kinder wussten es auch, ohne dass es etwas an dem Tonfall geändert hätte, in
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