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Vergib uns unsere Sünden - Thriller

Titel: Vergib uns unsere Sünden - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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dem sie ihre Fragen stellten. Wie lange noch, Dad? Wann kommst du nach Hause? Sehen wir dich dieses Wochenende?
    Roth zog seinen Mantel über. Als er an Miller vorbeiging, streckte er die Hand aus und fasste nach Millers Schulter. »Alles okay mit dir?«, fragte er.
    Miller lächelte schicksalsergeben. »Alles okay«, sagte er leise. »Und jetzt geh endlich.«
    Roth hob die Hand. »Bin schon weg«, sagte er.
    Miller lauschte Roths Schritten, bis sie verhallt waren, dann stellte er sich vors Fenster, schaute hinunter auf die Straße, presste die Hände gegen die Scheibe. Das Glas war kühl, und zwischen den Fingern sah er die Scheinwerfer der
Autos flackern, die auf dem Highway vorüberfuhren, als der Verkehr sich in einem endlosen flimmernden Band über die Überführung schob. Er versuchte, sich auf die dunklen Zwischenräume zu konzentrieren, aber Neon, Natriumdampf und Fluor hielten seinen Blick mit ihrem hellen Schein fest. Er dachte darüber nach, ob Lassiters Frau nicht vielleicht recht haben könnte. Vielleicht schauten sie zu genau hin, um etwas zu sehen …
    Eine Viertelstunde später rief er im Diner an. Er sprach kurz mit Audrey. Ja, der Techniker war dagewesen. Ja, der Knopf war installiert. Ja, sie hatten ihn ausprobiert, alles funktionierte wunderbar, und jetzt wollte sie nach Hause gehen und schlafen, und morgen früh um sechs Uhr wäre sie wieder da und der Kaffee fertig. Ob sie ihm einen Becher mitmachen sollte?
    Miller lehnte dankend ab. Vielleicht ein andermal.
    Er legte den Hörer auf die Gabel. Verließ den Raum, ging wieder hinunter auf die Straße und winkte sich ein Taxi herbei. Ließ sich über die nördliche Route fahren, die Fifth Street entlang, weiter in die P Street auf den Logan Circle zu. Der Weg führte durch die Columbia NW, er drehte den Kopf nach hinten, als sie an Catherine Sheridans Haus vorbeifuhren. Es stand da wie etwas Stilles, Böses, ein dunkles Haus zwischen hell erleuchteten Häusern, und ihm wurde klar, dass er immer noch nicht die leiseste Ahnung hatte, was dort am 11. November passiert war.
    Er schloss die Augen, öffnete sie erst wieder, als das Taxi vor seinem Haus hielt. Er gab dem Fahrer sein Geld, ging in seine Wohnung, zog die Jacke aus, machte sich Tee und setzte sich in die Küche. Er fragte sich, ob der Kerl morgen auftauchen würde und ob er sie, wenn er denn kam, überhaupt weiterbringen würde?

    Heute ist ein guter Tag.
    Ich fühle mehr als sonst, dass der Tag gut wird.
    Heute passiert etwas.
    Robert Miller weiß, was er tut, mindestens so gut wie jeder andere.
    Donnerstagmorgen, der 16. November. Ich stehe auf und gehe unter die Dusche. Ich rasiere mich, kämme mir das Haar. Bügle ein blassblaues Hemd, wähle einen Anzug vom Ständer in meinem Schlafzimmer. Ich bin kein Mann von imposanter Erscheinung, aber ich weiß das Beste aus Größe, Statur und Haltung zu machen. Meine Studenten versichern mir, dass ich jünger als siebenundvierzig Jahre aussehe, und irgendwie eleganter als die meisten ihrer Väter, um mir dann zu verraten, dass ich ihnen ein Rätsel bin, ein Mysterium. Ich lächle und frage mich, was sie denken würden, wenn sie die Wahrheit wüssten.
    Ich könnte ihnen Geschichten erzählen. Von der Ausbildung, von Sandsocken und Ghillie-Anzügen, von AR-15ern und.223ern, von.22er Geschossen, die einen dünnen Kunststofffilm tragen, damit man keine Riffelungen, keinen Drall, weder Felder noch Nuten identifizieren kann, wenn das Projektil gefunden wird. Ich könnte ihnen von Quecksilber-Stopfen, Glaser-Sicherheitsprojektilen, von Wadcutter-Munition, Flachnasen, langen Colts, kurzen Colts, Kugelköpfen und Hohlspitzgeschossen erzählen. Ich könnte ihnen von scharlachrot auf Körpern erblühenden Blüten erzählen, von Würgedrähten oder einer Methode, einen Menschen mit einer zusammengerollten Illustrierten zu töten. Und von zwei jungen Burschen aus Puerto Sandino, die wir Dexter und Sinister getauft haben und die für fünfundzwanzig Bucks und eine Flasche Seagram’s jeden umlegten, dessen Namen wir ihnen nannten. Ich könnte ihnen erzählen, wie viele Jahre es dauert, Vertrauen aufzubauen, das man in Sekunden zerstören kann - nicht mit Beweisen, der Argwohn reicht allemal.
Ich könnte ihnen verraten, dass jede Gefälligkeit eine Schuld in sich trägt. Und ihnen von den Mitteln und Methoden propagandistischer Manipulation erzählen.
    Was hat Kardinal Richelieu gesagt? »Wenn man mir sechs Zeilen von der Hand des ehrbarsten Menschen gibt,

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